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Auf den Spuren der Haymatlozen

75 Jahre Deutsches Exil in der Türkei

Die türkische Vokabel „haymatloz“ hat eine besondere Geschichte. Sie entstand in den 30er Jahren, als in der Türkei mehrere hundert Menschen Zuflucht vor den Nazis fanden. Jüdische Flüchtlinge und ausgebürgerte Deutsche bekamen den Stempel „haymatloz“ in ihren Pass. So gelangte der Begriff als Lehnwort in die türkische Sprache. Und es sollte nicht die einzige Spur der Exilanten in der Türkei bleiben. Mit Vorträgen und einer Diskussion haben Wissenschaftler und Nachkommen der Exilanten in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung diese Spuren freigelegt, 75 Jahre nach dem Beginn der Emigrationsbewegung.

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„Eine Lücke im Geschichtsunterricht“ galt es dabei mit den Worten von Emine Demirbüken-Wegner MdA zu schließen. Es sei wenig bekannt, dass einflussreiche Persönlichkeiten der Nachkriegszeit wie der Regierende Bürgermeister Berlins, Ernst Reuter, oder auch der Komponist Paul Hindemith Jahre des Exils in der Türkei verbracht hätten. Der Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe, Thomas Kossendey MdB, würdigte in seinem Grußwort ausdrücklich die Standfestigkeit der Türkei in dieser Zeit, die keine Zugeständnisse an die Nationalsozialisten machte und so über 1000 Exilanten als Zufluchtsort diente.

Der türkische Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk förderte vielmehr die Zuwanderung von aus Deutschland vertriebenen Wissenschaftlern, Architekten und Künstlern, da er mit ihrer Hilfe die Modernisierung des Staates und den Aufbau des Hochschulwesens vorantreiben konnte. Viele von ihnen erhielten gut dotierte Stellen und Aufträge in der Türkei. „Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass die Exilantenzeit bis heute lebendigen Einfluss auf die Entwicklung der Türkei hat“, fasste Edzard Reuter die Bedeutung der Exilanten zusammen. Reuter war sieben Jahre alt, als sein Vater Ernst auf der Flucht vor den Nazis nach Istanbul emigrierte, wo die Familie für elf Jahre blieb. Dort seien die Startvoraussetzungen für Emigranten besser gewesen als in den USA oder Großbritannien, erinnerte sich Reuter.

Die Kunsthistorikerin Dr. Burcu Dogramaci, die sich in ihrer Forschung vor allem mit den architektonischen Spuren der Exilanten beschäftigt, sprach von der großen Verehrung, die den Wissenschaftlern aus Deutschland von ihrem direkten Umfeld entgegengebracht worden sei. Es habe aber auch immer kritische Stimmen gegeben, denen es beispielsweise missfiel, dass türkische Denkmäler von ausländischen Künstlern gebaut wurden. Dennoch ist sie sich sicher, dass den Exilanten von damals auch heute noch große Aufmerksamkeit im türkischen Forschungsbetrieb zuteil wird, nicht zuletzt weil viele ihrer Schüler inzwischen selbst Professoren sind. Daneben wies Dogramaci mit einem Kurzvortrag auf die bedeutenden fotografischen und filmischen Zeugnisse hin, die die Exilanten für die Türkei der 30er Jahre hinterlassen haben. Sie stellte vor allem die Aufnahmen des Arztes Albert Eckstein heraus, der die ersten ungestellten Aufnahmen von türkischen Frauen auf dem Land angefertigt hat.

Einen zweiten Kurzvortrag hielt Jutta Fleckenstein, die Kuratorin des Jüdischen Museums München. Sie gab einen Einblick in die Vorbereitung der Ausstellung „Munih ve Istanbul“ (München und Istanbul), die ab Dezember in München zu sehen sein wird. Am Beispiel des jüdischen Pathologen Prof. Siegfried Oberndorfer zeichnete sie einen Exilweg nach. Mit Fotos und weiteren Zeitdokumenten zeigte sie, welche positiven Auswirkungen Oberndorfers Arbeit in der Türkei hatte. Der Pathologe selbst fühlte sich dort nach einer Eingewöhnungszeit offensichtlich wohl: „Wir waren jetzt doch in Istanbul angekommen“, zitierte Fleckenstein seine Lebenserinnerungen aus dem Jahr 1936.

Vom Angekommen sein in der Türkei zeugten auch die Anekdoten der Nachfahren von Exilanten, mit denen der von Generalkonsul a.D. Reiner Möckelmann umsichtig moderierte Diskussionsabend abgeschlossen wurde. Elisabeth Belling, die Tochter des Künstlers Rudolf Belling, erzählte neben anderen von den kleinen sprachlichen Hindernissen in einem ansonsten sehr ausfüllenden Leben im Exil. Edzard Reuter nutzte die Gelegenheit, um einen Bezug des Vergangenen zur Gegenwart herzustellen. „Die Türkei steht uns seit Jahrhunderten nah. Deswegen sollten wir nicht nur über deutsche Spuren in der Türkei sprechen, sondern auch endlich darüber nachdenken, was die Türkei uns gegeben hat“, sagte er unter lautem Applaus des bis auf den letzten Platz gefüllten Auditoriums.

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