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Beide machten ihren koreanischen Mitdiskutanten Mut, räumten aber auch ein, dass es ganz ohne Nebengeräusche wohl nicht gehen könne. Schönbohm wies auf eine gewisse Entfremdung hin. Die Deutschen, die etwa 40 Jahre getrennt waren und somit bereits bis heute etwa 20 Jahre kürzer als die Koreaner, hätten eine Zeit lang gebraucht, um einander wieder zu verstehen. Dieser Mentalitätsunterschied habe alle Bereich betroffen, aber vor allem die Einstellung zum Staatswesen. Der „demokratische Geist“, wie Neubert ihn nannte, hätte erst neu erlernt werden müssen. Dabei helfen könne die Tatsache, dass dem Menschen überall auf der Welt der Wille zur Freiheit innewohne.
Doch nicht nur der Mentalitätsunterschied beschäftigte die Deutschen, sondern vor allem das unterschätzte wirtschaftliche Gefälle zwischen Ost und West. Wie marode die ostdeutsche Industrie tatsächlich war, wurde allen Beteiligten erst nach und nach klar. Prof. Dr. Young-ock Yoo, Dekan für Internationale Beziehungen von der nahe Seoul gelegenen Kyonggi Universität, empfahl daher dringend, statistische Angaben der Wirtschaft genau zu prüfen. Doch bei aller Vorsicht und Vorbereitung, klar sein müsse auch, so Schönbohm, dass der Hunger nach Konsum „Dynamiken entwickelt, die nicht zu kontrollieren sind.“ Nach einer Zeit der Entbehrungen wollen die Menschen das haben und probieren, was sie jahrelang nur vom Hörensagen kannten. „Champagner statt Rotkäppchen“ sei die Devise gewesen, so Schönbohm, auch weil es sich die Menschen hätten leisten können. Seit dem 1:1 Umtausch im Zuge der Währungsunion am 1. Juli 1990 verfügten die DDR-Bürger über eine nie dagewesene Kaufkraft. Die negative Folge war, dass ostdeutsche Produkte keine Abnehmer mehr fanden und die ohnehin kriselnde Wirtschaft somit zusätzlich geschwächt wurde. Trotzdem verteidigte Schönbohm den Wechselkurs. Im Falle einer Wiedervereinigung dürfe es keine „Sieger und Besiegte“ geben. Dieser Schritt müsse auf Augenhöhe passieren.
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