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Syrien und Irak zwischen Assad und IS

Vortrag und Diskussion i.R. der 24-Std.-Vorlesung

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Am Freitag den 13.11.2015 war die Konrad-Adenauer-Stiftung M-V zu Gast bei der 24-Std. Vorlesung der Universität Greifswald. Der Bildungsreferent und Südosteuropaexperte Christoph Bräutigam informierte in einem bis auf den letzten Platz ausgefüllten Hörsaal (etwa 200 Zuhörer) über die Rolle von Syrien und Irak im aktuellen Nahost-Konflikt.

Eine wesentliche Ursache für den aktuellen Konflikt sah Bräutigam im Sykes-Picot-Abkommen vom 16.Mai 1916. Dieses Abkommen beinhaltet eine geheime Übereinkunft zwischen Frankreich und Großbritannien, nach dem ersten Weltkrieg die gewonnenen Gebiete des Osmanischen Reichs in eine blaue Zone im Norden (französische Herrschaft), eine A-Zone (französisches Einflussgebiet), eine B-Zone (britisches Einflussgebiet) und eine roten Zone (britische Herrschaft) sowie einem Gazei-Streifen (unter gemeinsamer Verwaltung von Frankreich und Großbritannien) zu teilen. Problematisch sei dieses Abkommen vor allem deshalb, weil zwar politische, aber keine ethnischen, kulturellen Grenzen gezogen worden seien. In Syrien sei es in den nachfolgenden Jahrzehnten zu einer Ausspielung zwischen den Religionen gekommen, vor allem zwischen den sunnitischen und schiitischen Muslimen. Auch habe es unter Assad eine Instrumentalisierung von Christen gegen Sunniten gegeben, so Bräutigam. In der aktuellen Lage finde in Syrien und im Irak ein Kampf 'Jeder gegen Jeden' statt.

Auch das Kurdengebiet im Nordosten Syriens sei in den vergangenen Monaten in den medialen Focus geraten. Es wurde vor allem gegen die türkische Regierung der Vorwurf erhoben, dass Erdogan den IS unterstützt habe. Herr Bräutigam gab zu verstehen, dass diese Unterstützung nur indirekt ausgeführt worden sei und für Erdogan vor allem das Verhindern eines kurdischen Staates im Vordergrund gestanden hätte. Erdogan handle nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Die Türkei bombardiere vor allem gegen kurdische Stellungen, aber nicht direkt gegen Stellungen des Islamischen Staates. Somit führe die türkische Regierung eine Anti-Kurdische Politik, nicht aber eine Politik Pro Islamischer Staat.

Herrn Bräutigams Einschätzung nach habe der IS von vornherein das Ziel gehabt, Ölvorkommen zu erobern. Dies begründete er mit den aktuell kontrollierten Gebieten des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak. Für Bräutigam stellte sich hierbei vor allem die Frage, ob es sich wirklich um einen über Jahrhunderte ausgetragenen Jihad (heiligen Krieg) handelt oder eher um einen ökonomisch motivierten Krieg.

Saddam Hussein habe die Sunniten zu Gunsten der Schiiten jahrelang unterdrückt. Der Islamische Staat bestehe vor allem aus sunnitischen Muslimen. Diese haben es geschafft, mithilfe von Waffen die Schiiten zum Rückzug zu bewegen. So begann die heiße Phase des Konfliktes.

Zum Ende seines Vortrages ging Bräutigam auf Zukunftsmodelle nach dem Syrien-Konflikt ein. Hierbei stellte er seinem Publikum drei Modelle vor. Das erste Modell befasst sich mit der Neuordnung Syriens und dem Irak. Das zweite Modell beinhaltet die Schaffung eines sunnitischen und eines schiitischen Staates, sowie eines kurdischen Staates im Nord-Osten. Eine dritte Möglichkeit ist eine Neuordnung nach Bevölkerungsgrenzen.

Zuletzt befasste sich Bräutigam mit der aktuellen politischen Lage in Europa, mit der Radikalisierung von Jugendlichen, die in den Krieg nach Syrien ziehen, und was passiert, wenn sie zurückkommen. Die Sicherheitsbehörden verwendeten oftmals die Formulierung, dass jeder Rückkehrer eine Zeitbombe sei. Die empirische Realität spreche jedoch eine andere Sprache, dass die meisten Rückkehrer hochgradig traumatisiert seien und man in Deutschland nach einer eindeutigen Überprüfung durch die Sicherheitsbehörden versuchen sollte, sie zu integrieren. Auch Befürchtungen von Protestorganisationen Pegida / MV-gida, dass in Europa eine „Islamisierung“ bevorstünde, entkräftigte Bräutigam entschieden und belegte dies mit aktuellen statistischen Zahlen. Hiernach habe sich innerhalb Europas der Anteil der Muslime seit Beginn der Flüchtlingskrise gerade einmal von 4% auf 5% erhöht.

Die Europäische Union habe in diesem Fall versagt, so Bräutigam. Seit 2012 existiere in Syrien der Bürgerkrieg, bereits damals sei es zu einem rasanten Anstieg der Flüchtlinge in Europa gekommen. Das Dublin-Verfahren habe auf ganzer Linie versagt. Bräutigam forderte eine Änderung des Dublin-Verfahrens im Sinne des in Deutschland geltenden Königssteiner Schlüssels. Nach diesem werden Flüchtlinge entsprechend der Einwohnerzahl auf Länder und Kommunen verteilt. Dies könne zu einer europäischen Lösung führen. Das Verhalten der EU sei gegenwärtig eher ein Abwarten.

Fabian Rene Fischer

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2015 - 11 24-Stunden-Vorlesung in Greifswald Bremer
Christoph Bräutigam Bremer

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