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Wie viele Dinge braucht der Mensch?

de Johanna Hohaus

Der Besitz von Tuareg und Deutschen im Vergleich

Veranstaltungsbericht der Veranstaltung am Dienstag den 08.11.2016: Wieviele Dinge braucht der Mensch? Der Besitz von Tuareg und Deutschen im Vergleich

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Am 08.November 2016 war Prof. Dr. Gerd Spittler im Stadtmuseum in Dresden zu Gast, um den zahlreichen anwesenden Gästen, von seinen Erfahrungen mit den Tuareg, einem zu den Berbern zählenden Volk, zu berichten. Der Ethnologe selbst lebte lange unter ihnen in der kleinen Oasenstadt Timia in Niger, wo vor allem die Alten, Frauen, Kinder, Schüler und Hirten der Tuareg leben. Er unterhält dort ein Büro und ist häufig bei diesem Volksstamm zu Gast.

Prof. Spittler begann seinen Vortrag mit einer Präsentation verschiedener Bilder, die während seiner Zeit bei ihnen entstanden sind. Die Bilder zeigten einige Bewohner von Timia im Alltag. Dieser wirkt auf Europäer häufig trist und prekär, vor allem, da die Tuareg deutlich weniger Besitz ihr Eigen nennen. In Zahlen etwa 24-mal weniger als Deutsche. Prof. Spittler begründete dies damit, dass Tuareg keinen Hausrat besitzen, wie Stühle, Tische und Betten. Sie leben überwiegend nomadisch und empfinden unseren gewöhnten Komfort als eher störend.

Auch das Thema Kleidung zeigt die deutlichen Unterschiede zwischen den Tuareg und westlichen Gepflogenheiten. Seinen Beobachtungen nach besitzt ein Tuareg im Durchschnitt 18 Kleidungsstücke. Seine Studenten in Bayreuth kamen bei eigenen Inventarisierungen auf das Zwanzigfache. Die Gründe dafür sind vielfältig: Abnutzung oder dauerhafte Verschmutzung gelten hier als Zeichen von Armut oder Liederlichkeit, ständig wechselnde Modetrends führen zu einer geringeren Haltbarkeit und Akzeptanz verschiedener Stücke, außerdem sind die Anlässe zum Tragen bestimmter Kleidung ausdifferenzierter (Arbeitskleidung, Festtagskleidung, Winterkleidung, Sommerkleidung usw. ). Ausnahme sind hierbei Festtage, an denen auch die Tuareg reich geschmückte Kleidung tragen, die oft über Generationen weitergegeben wird.

Aber auch in anderen Dingen ist bei uns Abwechslung gefragt, zum Beispiel beim Essen. Für die Tuareg hingegen ist es normal, jeden Tag das gleiche Gericht, gestampfte Hirsepaste mit Ziegenmilch, zu essen. Jedoch ist die Qualität der Lebensmittel oftmals höher. So zum Beispiel die Ziegenmilch, die ihre Qualität dem Umstand verdankt, dass die Ziegen meist in sehr großer Höhe grasen und auf diese Weise viele Bergkräuter zu sich nehmen.

Anschließend kam Prof. Spittler auf den Kern des Vortrages zu sprechen, das Eigentumsverständnis der Tuareg. So verstehen Tuareg Reichtum nicht als Anhäufung von Geld oder anderen Konsumgütern, sondern von Viehbesitz. Diesen versuchen die Tuareg jedoch zu verbergen, um dem „bösen Blick“ oder der „bösen Zunge“ vorzubeugen. Daher tragen auch wohlhabende Tuareg einfache Kleidung und essen nichts anderes als weniger wohlhabende Tuareg. Unterschiede zwischen Reich und Arm sind demnach nicht sichtbar. Die Motivation zur Vermehrung ihres Besitzes bzw. Reichtums liegt darin, eine größere Zukunftssicherheit zu haben, sollten beispielsweise viele Tiere bei einer Dürre sterben. Auch das Schenken wird durch das Reichtumsverständnis der Tuareg beeinflusst. So erhält man im Gegenzug keine offensichtliche Dankbarkeit, viel mehr „wirft man das Geschenk dem Beschenkten vor die Füße“, der davon aber nur wenig Notiz nehmen wird Auf diese Art soll der Eindruck von Abhängigkeit oder Hilfsbedürftigkeit vermieden werden. Der Grundbesitz wird unbürokratisch geregelt: besiedelt und bewirtschaftet ein Tuareg ein Stück Land, wird es in der Gemeinschaft auch als sein Besitz verstanden. Dies sorgt jedoch regelmäßig für Konflikte mit sesshaften Bauern, so dass der Staat eingreifen muss.

Abschließend spricht Prof. Spittler über den Einfluss der Moderne auf die Tuareg. So ziehen immer mehr junge Tuareg, auch Mädchen, in die großen Städte um zu studieren und höhere Bildungsabschlüsse zu erlangen. Viele kehren jedoch danach zurück in ihre Siedlungen und bringen neue Erkenntnisse und Sichtweisen mit. Allerdings sind diese Jungen ebenfalls stark an Traditionen interessiert und versuchen die alten Bräuche zu erhalten oder zu dokumentieren. Auf diese Weise wird die strenge Sozialkontrolle der älteren Tuareg gelockert.

von Jonas Zimmermann

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Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253
Conferencia
8 de noviembre de 2016
Stadtmuseum Dresden - Landhaus
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