Conferencia
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Seit Mai 2005 ist Polen Mitglied der EU. In Polen werten die einen dieses als großen politischen Erfolg und als Chance für die Zukunft. Die anderen, insbesondere die neue politische Elite, ist eher skeptisch eingestellt. Mit einer neuen Staatsräson, in der die komplizierte Erinnerungskultur und die Geschichtspolitik als Instrumente zur Schaffung der Vierten Republik dienen sollen, wird in den verschiedenen Bereichen der Versuch unternommen, eine neue Identität zu finden. Das spiegelt sich sowohl in der Europapolitik, als auch im Verhältnis zu Deutschland wider. Brüssel wird mit ständig neuen „Visionen“ konfron-tiert, obwohl die meisten Polen doch europaoptimistisch sind. Im Vortrag soll daher der Frage nachgegangen werden, ob ein national-katholisches Polen, in sich sehr zerstritten und politisch gespalten, zum "Störenfried" in der EU werden könnte, ob es mit seinem tradierten selbstbewussten "Widerstand" neue Probleme schaffen wird oder sich zu einem berechenbaren Partner wandelt, der durch seine spezifischen historisch-politischen Erfahrungen die EU bereichern wird.
Prof. Dr. Karin Tomala, geb. 1940 in Königsberg, studierte an der Ostberliner Humboldt-Universität Sinologie, Philosophie und Geschichte. Kurz nach ihrem Studium siedelte sie nach Polen über und heiratete einen Polen. Hier studierte sie weiter, promovierte und habilitierte an der Warschauer Universität und wurde 1995 an der Polnischen Akademie zur Professorin berufen. Ihr Forschungsschwerpunkt war und ist Bevölkerungsentwicklung, Menschenrechtsfrage und der großen Transformation in China. Daneben befasst sie sich mit den deutsch-polnischen Beziehungen und dem komplizierten Wandel von Staat und Gesellschaft in Polen. Sie versteht sich als "Vermittlerin zwischen den Völkern".