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Weil über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung 1990 das Wissen über die DDR allmählich verblasst, wurde die Ausstellung der Konrad-Adenauer-Stiftung eigens für Schulen erstellt. Wir, vom Bildungswerk Bremen der Konrad-Adenauer-Stiftung, wollten zur Beschäftigung mit der SED-Diktatur anregen. Deshalb berichteten zwei Zeitzeugen aus ihrem Leben, um die Geschichte der DDR greifbar und lebendig zu machen.
Erika Riemann wurde als vierzehnjähriges Mädchen in der Sowjetischen Besatzungszone zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie ein Bild Stalins mit einem Lippenstift bemalt hatte. In der Haft wurde sie mehrfach vergewaltigt und psychisch gefoltert, unter anderem dadurch, dass die Gefängniswärter Hinrichtungen der Häftlinge vortäuschten. Erst 1954 konnte Erika Riemann in den Westen ausreisen. Trotz ihres vor Kurzem erlittenen Schlaganfalles war das Gespräch mit den Schülern ihr eine Herzensangelegenheit. Die Schüler spürten dies und hörten den Ausführungen der Achtzigjährigen gespannt zu, weil Riemann glaubhaft und anschaulich ihre eigene Biografie erzählte. „Die Haft hat mein Leben bestimmt“, sagte Erika Riemann.
Der zweite Zeitzeuge, Peter Drauschke, siedelte 1963 als überzeugter Kommunist von der Bundesrepublik in die DDR über. Dort studierte er Politische Ökonomie und machte als Funktionär Karriere. Als Sekretär der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war er später zuständig für Agitation und Propaganda: „Ich war gewissermaßen Berufsrevolutionär“, sagte Peter Drauschke. Doch ihm kamen zunehmend Zweifel, weil zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der DDR eine immer größere Lücke klaffte. „Zwar wird man nicht über Nacht vom Kommunist zum Antikommunist“, sagte er, aber als er 1968 die Panzerkolonnen auf ihrem Weg zur Niederschlagung des Prager Frühlings beobachtete, fiel sein Beschluss, die DDR zu verlassen.
Die über Bulgarien geplante Flucht misslang jedoch 1972, sodass ihm wegen Republikflucht der Prozess gemacht wurde. „Du bist weniger als eine Ameise und eine Ratte. Du bist ein Verräter“, sagte die Richterin und verurteilte ihn zu viereinhalb Jahren Haft. Davon saß er nur sechs Monate ab und konnte schließlich 1973 in die Bundesrepublik ausreisen. Die psychischen Spätfolgen und die Angst vor Verfolgung der Stasi selbst in der Bundesrepublik ließen ihn lange über das Erlebte schweigen. Doch bei der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Freien Evangelischen Bekenntnisschule fand er mehr als klare Worte, bezeichnete die DDR als Unrechtsstaat und sich selbst zu der Zeit seiner Auswanderung in die DDR als „vergiftet vom Marxismus und Leninismus“. Drauschke warnte eindringlich vor dem Vergessen der jüngeren Geschichte Deutschlands.
Die Schüler lauschten während der gesamten Veranstaltung aufmerksam, stellten viele Fragen und scharten sich selbst lange nach Ende der Veranstaltung noch um Drauschke und Riemann.