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Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Ralf Altenhof die Gäste und Referenten im Namen der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Kooperationspartner. Er stellte den Autor Christoph von Marschall vor und gab einen kurzen Einblick in dessen Buch „Was ist mit den Amis los?“. In diesem berichtet der ehemalige USA-Korrespondent und jetzige diplomatische Korrespondent der Chefredaktion des Tagesspiegels von seinen Erfahrungen in den Vereinigten Staaten und der Lebenseinstellung der US-amerikanischen Bevölkerung. Als Mitglied des White House Press Corps hatte er als einziger deutscher Zeitungsjournalist exklusiven Zugang zum Weißen Haus.
In seinem Vortrag ging Christoph von Marschall auf die Unterschiede zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Sicht auf Politik und Gesellschaft ein, während er den bisherigen Ablauf der Präsidentschaftswahlen mit denen der letzten 16 Jahre verglich. Im Gegensatz zu den Wahlkämpfen der vergangenen Jahre sei der diesjährige Wahlkampf durch „Protest von links und von rechts“ geprägt: Sowohl der große Vorwahlerfolg des sozialistischen Demokraten Bernie Sanders als auch die Nominierung des republikanischen Rechtspopulisten Donald Trump seien eine „große Überraschung“. Sie markierten einen Widerstand gegen das „Establishment“ und die althergebrachten Werte der beiden großen Parteien, ein „Weltphänomen“, das auch in Europa aktuell sei. Doch obwohl Trump von der US-amerikanischen Einstellung profitiert, wonach wirtschaftlicher Erfolg auch politische Qualifikation bedeute, wird Hillary Clinton nach aktuellen Umfragen vermutlich die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten. Trotz ihrer guten Aussichten ist ein Wahlsieg Clintons Christoph von Marschall zufolge jedoch keineswegs gewiss. Da ein unerwarteter Zwischenfall – ein Skandal um einen der Kandidaten, ein Terroranschlag oder eine andere „October Surprise“ – die Stimmung in den USA maßgeblich verändern könne, rät von Marschall, lieber nicht auf das Wahlergebnis zu wetten.
Anders als in Deutschland übernehme die Bevölkerung der USA weitreichende Eigenverantwortung für den Ablauf der Politik – verstößt diese zu stark gegen ihre Interessen, ergreife die Zivilgesellschaft schnell die Initiative, statt anderen die Entscheidung zu überlassen. Das aus europäischer Sicht mangelhafte Gesundheitssystem der USA ist, wie der Autor im Gespräch mit Moderator Axel Brüggemann darlegte, ein weiteres Indiz für den Wunsch nach Selbstbestimmung. Es arbeite nach dem Prinzip „sozial ist der Nachbar, nicht der Staat“, bevorzuge freiwillige Solidarität vor staatlich verordneter.
Anhand dieser Beispiele verdeutlichte Christoph von Marschall die Unterschiede in der vorherrschenden Mentalität in Deutschland und den USA ebenso wie die mangelnde Fähigkeit, sich in die Denkweise der jeweils anderen Gesellschaft hinein zu versetzen. Die deutsche Wahrnehmung des außergewöhnlich heftigen Wahlkampfes mache dies deutlich – er sei ein „Wahlkampf der Irritation.“