Informes sobre los eventos
Baring nahm seine „lieben Landsleute“ mit auf eine Reise durch die letzten 60 Jahre der Bundesrepublik Deutschland. Er unterteilte die bundesdeutsche Geschichte in drei Phasen, wobei er die erste Phase (von 1949 bis 1969) als die „bei weitem beste“ herausstellte. Sie war anfangs geprägt vom Wirtschaftswunder, welches durch „vitale Kraft und Erfindungsreichtum“ getragen wurde. Diese Kraft ging seiner Ansicht nach im Laufe der Jahre verloren, was ihn dazu veranlasste, etwas „traurig zurückzuschauen.“ Durch den Zugewinn von Wählerstimmen durch die SPD kam es 1966 zur ersten Großen Koalition, welche Baring als „die wahrscheinlich tüchtigste Regierung, die wir je hatten“ bezeichnete. Sie war eine Reformkoalition, die viele notwendige Verfassungsänderungen auf den Weg brachte.
Als zweite Phase sah der Historiker die Zeit von 1969 bis 1989 an. Diese war Baring zufolge weit weniger positiv als die erste und geprägt von Staatsverschuldung, welche er auf den Wandel vom Sozial- zum Wohlfahrtsstaat zurückführte. Hinzu kam eine durch die sozialliberale Regierung geführte Ostpolitik, die die Bundesrepublik zu einem Balanceakt zwischen Moskau im Osten und Paris und Washington im Westen zwang. Er ließ offen, ob diese Politik eher hemmend oder fördernd für die Wiedervereinigung war. Im Jahre 1982 folgte die „zweite große Phase christdemokratischer Dominanz“, welche sich einen Abbau der Verschuldung auf die Fahnen geschrieben hatte.
Mit der Wende kam es 1989 zu einem Linksruck in der Politik, den Baring als charakteristisch für die dritte Phase ansieht. Aufgrund der Vorbehalte Helmut Kohls gegenüber einer Steuererhöhung wuchs die Staatsverschuldung erneut drastisch an. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Zu den aktuellen Problemen der Bundesrepublik zählt Baring die Staatsverschuldung als „schwere Hypothek“, die Entwicklung Deutschlands zum „Land der Alten“ und die Herausbildung einer Parallelgesellschaft als Ergebnis fehlgeschlagener Migrationspolitik. Des weiteren bemängelte er zu hohe Ausgaben für Leistungen des Sozialstaats, welche aus seiner Sicht eher in die Bildung „unserer Kinder und Enkelkinder“ und somit in die Zukunft der Republik investiert werden sollten. Baring machte keinen Hehl aus seiner Position zur Partei „Die Linke“. Zu Gysi sagte er einmal, dieser würde mit einem „einzigen faulen Apfel einen florierenden Obstladen betreiben.“
Arnulf Baring gab den Zuhörern mit auf den Weg, sich von den Lasten der Vergangenheit zu lösen, um handlungsfähig zu bleiben. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Es lebe die Republik, es lebe Deutschland!“