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Demokratie lebt seit jeher vom Mitdenken, Mitreden und Mitmachen. Die Jugend will etwas verändern und nicht durchregiert werden, so der Leiter des KAS-Bildungsforum Hamburg Andreas Klein. Entsprechend setzte der Hamburger Jugendkongress auf eine aktive Mitgestaltung der Teilnehmer/innen. In neun Workshops standen ganz unterschiedliche Themen an: von Planspielen über Poetry Slam bis hin zur Rolle der neuen sozialen Medien im Arabischen Frühling war für jeden etwas dabei.
Kern der Veranstaltung war die Workshopphase. Hier lernten die Schülerinnen und Schüler z. B. von dem Fotografen Frank Fischer, wie Bilder Meinungen machen und für einen bestimmten Eindruck gezielt manipuliert werden können. Fischer präsentierte eine Fotoreihe von Spiegel online, bei der mit Bildern vor einem neuen Krieg gewarnt wurde: im Hintergrund waren zwei Soldaten, auf einem größeren Platz eine übergroße Blutlache zu sehen. Erst nach Öffnung des Originalbildes zeigte sich, dass durch gezielte Farbveränderungen aus einer Wasserpfütze eine Blutlache gemacht worden war und die Soldaten eigentlich nur unbeteiligt im Hintergrund standen.
In einem anderen Workshop mit dem stellv. Chefredakteur von 'Hamburg Mittendrin' Dominik Brück lernten die Schüler, wie mithilfe von Wordpress ein eigener Blog erstellt werden kann. Bei der Abschlusspräsentation der Workshops stellten zwei Schüler einen vollständigen Blog mit mehreren Themen und Artikeln über das Hamburger Schanzenviertel vor. Dieser komplette Blog war gerade einmal in den fünf Stunden des Jugendkongresses erstellt worden.
Auch die Planspiele 'Energie und Frieden' sowie 'Seestadt', die von CRISP aus Berlin durchgeführt wurden, begeisterten die teilnehmenden Schüler. Beim Planspiel 'Energie und Frieden' übernahmen Schüler die Rolle von Parteien und Interessensverbänden entweder für Kohlekraft oder Erneuerbare Energien und stritten mit handfesten Argumenten. Auch das Planspiel 'Seestadt' beschäftigte sich mit der Energiewende. Hier ging es um die Verwendung einer freien Fläche. Die Gruppen entschieden letztendlich, eine Schule für Energie zu errichten, um Forschung, Bewusstsein für und Umgang mit erneuerbaren Energien voranzubringen.
Die Gruppe zum Arabischen Frühling befasste sich mit den Auswirkungen von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter während der Ägyptischen Revolution 2011. Durch Facebook sei die Situation sehr unterstützt und via Twitter seien Termine von Protestaktionen verbreitet worden. Interessant auch, dass 70% der ägyptischen Facebooknutzer unter 30 sind, so die Referentin Zina El Nahel.
Bei der Vorstellung der Workshopergebnisse am Nachmittag erhielt die Gruppe um Poetry-Slamer David Friedrich mit einer Performance zu unterschiedlichen Themengebieten der Politik besonders viel Applaus.
Eine andere Workshopgruppe, die unter der Leitung von Van Bo Le-Mentzel stand, präsentierte ein Konzept zur Altmöbelverwertung. Vorgeschlagen wurde, alte Möbel von sozial schwachen Personengruppen für eine indirekte finanzielle Unterstützung aufzuarbeiten.
Eine letzte Gruppe beschäftigte sich mit dem Phänomen 'jung und nicht wählen gehen'. Die Gruppe erarbeitete Handlungsvorschläge gegen eine zunehmende Politikverdrossenheit. Bereits die 4. Grundschulklassen könnten spielerisch an das Konzept der Demokratie herangeführt und für spätere Wahlen motiviert werden.
Auch die nachfolgende Podiumsdiskussion zwischen Martin Fuchs (Hamburger Wahlbeobachter), Fabian Hanneforth (abgeordnetenwatch.de) sowie Carsten Overs (Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft) beschäftigte sich mit diesem Phänomen. Der Schwerpunkt galt jedoch der Frage, wie Politik junge Wähler gewinnen kann. Eine zentrale These war, dass Facebook sich mehr und mehr als ein 'Hype' erweist und allein mit Facebook-Aktionen die junge Generation nicht erreicht werden kann.
Martin Fuchs und der CDU-Abgeordnete Carsten Overs versuchten, diese These durch eine nicht-repräsentative Umfrage unter den 240 teilnehmenden Schülern per Handzeichen zu belegen. Interessanterweise bestätigte sich die These, denn auf die Frage „Wer ist bei Facebook registriert?“ gingen zwar fast alle Finger nach oben, verschwanden aber recht schnell wieder bei der Frage „Wer nutzt Facebook täglich“. Schätzungsweise waren es weniger als 10% der Anwesenden, die täglich ihren Facebookaccount überprüfen. Interessant auch die Frage, wie viele Personen via Facebook einen Politiker geliket haben; auch hier waren es nur sehr wenige. Das Umfragergebnis wurde als Zeichen gewertet, dass die junge Generation am besten durch persönliche Kontakte, weniger gut aber über Facebook erreichen werden könne.
Schließlich folgte der Versuch einer Liveschaltung nach Berlin zu Daniel Roleff vom Büro für 'Neues Denken'. Im Kern ging es hier um Beteiligungsformate für neue Partizipationsmöglichkeiten. Auch Daniel Roleff äußerte sich in der Liveschaltung zum Thema niedrige Wahlbeteiligung. Die Politik gehe immer noch davon aus, dass alle Bürger ein Interesse an einer Politik-Beteiligung hätten, dies sei jedoch - so Daniel Roloff - nur bedingt der Fall. In seiner Präsentation zeigte Roleff ein Bild mit dem Spruch 'I love being apolitical'; manche Bürger interessierten sich einfach nicht für Politik.
Fabian Rene Fischer