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Den Auftakt des Programms bildete nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer der Villa La Collina Heiner Enterich und seiner Einführung in die Geschichte der Begegnungsstätte der Film „Ferien ohne Urlaub: Politische Entscheidungen Adenauers in Cadenabbia“.
Unter dem Thema „Konrad Adenauer und die deutsche Frage“ spannte Christopher Beckmann, dessen Arbeitsschwerpunkt innerhalb der Konrad-Adenauer-Stiftung die zeitgeschichtliche Forschung zur Geschichte der CDU, zu Konrad Adenauer und zu Helmut Kohl ist, den Bogen von 1919 bis 1989/90, war doch Konrad Adenauer - der „Visionär Europas“ - schon gleich nach dem Ersten Weltkrieg ein Befürworter der europäischen Integration, für die er dann auch nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit Robert Schuman und Alcide de Gasperi die Grundlagen legte. Dies setzte sich fort mit der Entscheidung für die Westbindung und die Hinwendung zu Frankreich, mit der Ablehnung der Stalin-Note 1952, die keine „verpasste Chance“ war, mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953, dem Nato-Beitritt etc. Adenauers Weg zur Wiedervereinigung führte nur über ein geeintes Europa. Und so ist die Haltung Adenauers zur deutschen Frage in den Etappen Europa – Nato – Abrüstung – Deutsche Einheit in freier Selbstbestimmung zu verstehen und das Ziel in den Schritten Freiheit – Frieden – Einheit zu erreichen gewesen. Beckmann betonte zudem die Bedeutung der historischen Persönlichkeiten für die Wiedervereinigung, die allesamt den Weg zur Deutschen Einheit ebnen halfen: Papst Johannes Paul II., Ronald Reagan, Michail Gorbatschow, George Bush sen. und Helmut Kohl. Konrad Adenauer sei daher weniger der „Vater“ als eher einer der „Großväter der Deutschen Einheit“ gewesen.
Eine weitere Facette der Geschichte Adenauers in Cadenabbia trug eine Foto-Dokumentation des Schusters Piero Redaelli aus Menaggio bei: sie beleuchtete eine menschliche Seite der Beziehung Konrad Adenauers zu den Einheimischen am Comer See und deren hohe Wertschätzung für den deutschen Kanzler. Unter Redaellis Fotos waren auch bisher unveröffentlichte, die zeigen, wie Adenauer mit einem Hubschrauber der US-Army zu einem Geheimtreffen mit John F. Kennedy abgeholt wurde.
Die Generalsekretärin des Deutsch-Italienischen Zentrums Villa Vigoni in Loveno di Menaggio, Prof. Dr. Immacolata Amodeo, seit 2004 Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Jacobs University Bremen, behandelte unter dem Thema „Literatur im deutsch-italienischen Diskurs“ die Frage der „Aneignung“ des jeweils anderen Landes an Beispielen vor allem Goethes mit seiner „Italienischen Reise“ und zweier italienischer Schriftsteller der Gegenwart in Deutschland (F. Biondi und G. Chiellino).
Der Stellvertretende Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Mailand Peter von Wesendonk stellte in seinem Vortrag „Die deutsch-italienischen Kulturbeziehungen im Focus“ die starke kulturelle Präsenz Deutschlands in Italien in den Vordergrund: mit solchen Institutionen wie dem Deutschen Archäologischen Institut oder der Bibliotheca Hertziana in Rom, dem Deutschen Studienzentrum in Venedig, der Villa Massimo oder der Casa Baldi in Olevano, sieben Goethe-Instituten, drei deutschen Schulen, vierzig deutsch-italienischen Kulturinstituten, von denen 25 von Deutschland unterstützt werden, und dem Deutsch-Italienischen Hochschulinstitut in Triest u. a. m. verfüge Deutschland über ein großes Potential zur Pflege, Förderung und Festigung der deutsch-italienischen Beziehungen. Darüber hinaus ist Deutschland auch an dem Europäischen Hochschulinstitut in Florenz beteiligt.
Senator a. D. Josef Hattig, über Jahrzehnte in Führungspositionen in der Wirtschaft (Brauereiwirtschaft, Deutsche Post, BLG Logistic Group) tätig, war von 1997 bis 2003 Bremer Wirtschaftssenator. Er stellte 2002 die Weichen für den Jade Weser Port. Hattig begann sein Thema „Führung in der Wirtschaft“ mit der Aussage: „Wer führt, muss Macht wollen“; doch gäbe es ohne Autorität keine Macht. Aus seiner praktischen Erfahrung leitete er Grundsätze verantwortungsbewussten Führens her: Unternehmensführung sei mehr als nur Geldverdienen, und wer oben sitze, müsse nicht den Beifall organisieren, sondern die Kritik; denn wer führe, müsse unabhängige Köpfe, nicht Schwätzer fördern; Gefälligkeit bringe uns nie weiter, sondern nur die Unabhängigkeit des Denkens. Zur Frage des Wechsels aus der Wirtschaft in die Politik und der Gültigkeit dieser Grundsätze im politischen Umfeld zog Hattig das Fazit: „Es gibt in der Politik keine Sachprobleme, es gibt nur Personalprobleme“. „Wer heute in die Politik geht, muss wissen, was auf ihn zukommt, so etwa, dass er ständig Statements abgeben müsse, dass er immer konzentriert seitens der Presse antworten müsse, dass er eine einfache und klare Sprache sprechen müsse - in der gesamten Kommunikation. Seine Erkenntnis über die „Segnungen“ des Internets fasste er in die Kurzformel: „Info-Dichte ist noch immer keine Erkenntnisdichte“.
Ausflüge nach Bellagio und Como ergänzten das Vortrags- und Informationsprogramm des Studienseminars durch Einblicke in die berückende Landschaft, die Villen- und Gartenkultur am Comer See. Eine Stadtführung in Mailand rundete das Bild einer geschichtsbewegten und kulturreichen norditalienischen Region ab, in der über die Jahrhunderte ein reger Austausch in Nord-Süd-Richtung und vice versa stattgefunden hat.
Am Sonntagvormittag nahmen die Teilnehmer an einer Messe in der Dorfkirche SS. Nabore e Felice teil, in der bereits Konrad Adenauer während seiner Urlaubsaufenthalte die sonntägliche Messe besuchte.
Die Teilnehmer konnten sich des Weiteren auf dem Gelände der Villa La Collina auch mit dem Boccia-Spiel vertraut machen, dem schon Adenauer gemeinsam mit Bewohnern wie auch dem Bürgermeister Cadenabbias mit großer Leidenschaft nachging.
Dr. Manfred Dahlke