Informes sobre los eventos
Im Vorfeld der Veranstaltung „Gewalt verstehen?“ mit Professor Jörg Baberowski hatte besagte Tageszeitung Ralf Altenhof, Leiter des politischen Bildungsforums Bremen, befragt – seine Antworten gingen am selben Tag schriftlich an die Redaktion.
Darin stellte er explizit heraus, „wie notwendig eine Veranstaltung zur Gewalt ist“ und bezeichnete die Universität als einen „Ort der intellektuellen, argumentativen, auch der kontroversen Auseinandersetzung“. Schließlich betonte er – im Gegensatz zum AStA – ausdrücklich die Diskussionsbereitschaft der KAS.
Und was macht diese Zeitung? Sie behauptet: Die KAS und der RCDS als Veranstaltung möchten sich nicht der Diskussion stellen. Der AStA wollte nicht reden und unsere Veranstaltung „verhindern“, wie er offen zugegeben hat. Wir haben die Veranstaltung in unser Büro verlegt, gerade weil wir reden wollen! Ansonsten wären wir nämlich – wie Sie sich vermutlich denken können – niedergeschrien worden.
Ralf Altenhof beharrte darauf, dass hier Ursache und Wirkung nicht vertauscht werden. Dass die besagte Tageszeitung die KAS in ihrem Kommentar auch noch wortwörtlich als „Verrückte“ bezeichnet, weil die Drohungen ernst genommen wurden, sei geradezu infam – der Sachverhalt werde völlig verdreht.
Altenhof teilte der Zeitung mit, dass er die Fragen und Antworten auf der Homepage der KAS veröffentlichen möchte und bat um Rückmeldung bis zum Beginn der Veranstaltung am Donnerstag - vergeblich.
Interview:
In Ihrer Presseerklärung schreiben Sie, dass Sie "aus Sicherheitsgründen" die Veranstaltung mit Herrn Baberowski in die Zentrale der KAS verlegen. Was sind das genau für Sicherheitsgründe? Was befürchten Sie für den Fall, die Veranstaltung an der Uni durchzuführen?
Nun, dazu möchte ich zunächst einmal festhalten, dass wir die Veranstaltung nicht "in die Zentrale der KAS verlegen" - die ist in Berlin ... für so bedeutsam erachte ich den Vorgang nicht ... -, sondern in unser Bremer Büro. Der AStA hat zugegeben, er möchte die Veranstaltung "verhindern". Das ist unverkennbar eine Drohung. Davor gilt es, den Referenten und die Gäste der Veranstaltung zu schützen.
Sie sprechen in Ihrer Pressemitteilung von "Drohungen" seitens des Asta. Meinen Sie damit den Flyer "Keine Uni dem Rassismus"? Oder gibt es weitergehende Drohungen direkt an die Veranstalter, den Vortrag von Herrn Baberowski zu stören?
Wir sprechen von einer "massiven Drohung" und beziehen uns auf den AStA-Flyer. Dort formuliert der AStA klar und deutlich sein Ziel: nämlich "zu verhindern", dass der Vortrag "an dieser Universität" überhaupt stattfindet. Das ist starker Tobak. Eine Universität ist nach meiner Vorstellung ein Ort der intellektuellen, argumentativen, auch der kontroversen Auseinandersetzung. Eine Veranstaltung zu unterbinden, zeugt weder von demokratischem Verständnis noch von Diskussionskultur. Wer, wie der AStA, "Für eine bunte Uni" plädiert, sollte dem eigenen Anspruch gerecht werden: Bunt ist mehr als dunkelrot! Dass der AStA seine Drohung auch noch als "friedlich" charakterisiert, zeigt, wie verharmlosend die Verantwortlichen ihr eigenes Verhalten bewerten und wie notwendig eine Veranstaltung zur Gewalt ist.
Hat die KAS oder die RCDS versucht, mit dem Asta der Uni Bremen Kontakt aufzunehmen und über die bevorstehende Veranstaltung zu sprechen?
Weder der RCDS noch die KAS haben zuvor mit dem AStA Kontakt aufgenommen. Wozu auch? Es wäre mir neu, dass man in solchen Fällen erst die Genehmigung des AStA einholen muss.
Gab es umgekehrt Versuche seitens des Asta, vorab mit den Veranstaltern Kontakt aufzunehmen?
Meines Wissens nicht.
Was hat letztlich dazu geführt, dass Sie die Veranstaltung in die Räume der KAS verlegen wollen?
Letztlich waren es Sicherheitsüberlegungen. Wir haben versucht, einen anderen Raum an der Uni zu erhalten, der leichter zu sichern gewesen wäre. Die Raumvergabe konnte uns aber keinen anderen Raum zur Verfügung stellen. Also sind wir an den Domshof gewechselt.
Wie hat die Uni/der Rektor darauf reagiert, dass Sie die Veranstaltung verlegt haben?
Karoline Hagemann vom RCDS hat die Uni kontaktiert. Sie teilte mir mit: Der Ansprechpartner für die Raumbuchung reagierte auf einen Anruf bezüglich eines Raumwechsels zu Gunsten der besseren Sicherung und das eventuelle Erscheinen des Staatsschutzes ungehalten, da dies von der Uni nicht gerne gesehen würde und gab an, dies würde künftige Buchungen erschweren.
Ich erachte diese Reaktion für höchst fragwürdig, weil hier Ursache und Wirkung verwechselt werden. Dass die Polizei für eine Veranstaltung an der Uni bemüht werden muss, ist doch dem AStA geschuldet, nicht den Veranstaltern! Die fatale Botschaft lautet: Wer droht und eine Veranstaltung zu verhindern sucht, wird am Ende belohnt.
Wäre es nicht klüger gewesen, die Veranstaltung dort abzuhalten, wo sie ursprünglich geplant war - an der Uni - und nicht quasi "in vorauseilendem Gehorsam" die Veranstaltung zu verlegen?
Der AStA hat ja nicht nur gedroht, die Veranstaltung "zu verhindern", sondern zuvor schon "das Rektorat dazu aufgefordert, die Raumfreigabe wieder zurückzuziehen". Die Veranstaltung sollte also definitiv nicht stattfinden. Diskussionsbereitschaft sieht anders aus! Unter solchen Umständen an der Uni zu bleiben, wäre unkalkulierbar gewesen.
Wessen Entscheidung war es, die Veranstaltung nun zu verlegen?
Die Entscheidung habe ich nach Rücksprache mit dem Kooperationspartner, dem Referenten und dem Staatsschutz getroffen.
Und zum Schluss: Was sagen Sie inhaltlich zu den Vorhaltungen des Asta, Herr Baberowski sei rechtsextrem und seine Gewaltforschung sei fragwürdig?
Herr Baberowski sei rechtsextrem, kann nur behaupten, wer keines seiner Bücher gelesen hat. Jörg Baberowski ist seit 2002 Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität in Berlin. Seine Bücher erscheinen in renommierten Verlagen wie S. Fischer, C.H. Beck oder der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Er ist in Deutschland der beste Kenner des menschenverachtenden Stalinismus. Für sein Buch "Verbrannte Erde" wurde er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.