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Lebensthema: Freiheit

de Anna Prigge

Über den Dichter Reiner Kunze

Zum besonderen Jahresabschluss lud die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Bremen zu zwei Lesungen mit Udo Scheer und musikalischer Begleitung durch Liedermacher Andreas Schirneck. Am 04. Dezember in Bremen sowie am 05. Dezember in Bremerhaven konnten die Gäste Auszüge aus Scheers Biographie „Reiner Kunze. Dichter sein“ und die musikalische Interpretation Schirnecks der Gedichte von Reiner Kunze erleben.

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„Wir haben immer eine Wahl, und sei's, uns denen nicht zu beugen, die sie uns nahmen.“ Mit dem Vers des Dichters Reiner Kunze leitete Ralf Altenhof in den Abend ein. Kunzes Gedichte gingen in der DDR von Hand zu Hand, er erhielt über dreißig große internationale Preise. Doch in der DDR wurden seine Gedichte verboten. Die Stasi versammelte 3.500 Seiten in der Stasi-Akte zu dem Dichter, unter dem Decknamen „Lyrik“. Altenhof stellte dem Publikum Udo Scheer, Gründungsmitglied des oppositionellen, 1975 verbotenen Arbeitskreises Literatur und Lyrik in Jena, sowie Liedermacher Andreas Schirneck, später Duo-Partner von DDR-Rocklegende Klaus Renft, vor.

Scheer berichtete aus Kunzes Biographie über Kunzes Journalistik-Studium an der Universität Leipzig, in dem er indoktriniert wurde. „Kritisches Rüstzeug“ aus dem Elternhaus fehlte ihm, um beispielsweise die Studienlenkung zu hinterfragen. Doch als Kunze vorgeworfen wurde, dass in seinen Liebesgedichten sozialistisches Denken fehlen würde und das Verfassen dieser Gedichte als „Parteischädigendes Verhalten“ bezeichnet wurde, stand für Kunze fest: „Ich distanziere mich nicht von meinen Gedichten“.

Von 1965 an war Kunzes Lyrik in der DDR verboten. Er wurde bestochen und bedroht. Sein Prosaband „Die wunderbaren Jahre“ machte ihn zum Weltautor, allerdings wurde er 1976 nicht in der DDR veröffentlicht, sondern im Westen. Aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, Bespitzelung durch die Stasi und möglicher Verfolgung ausgesetzt, wurde Kunze 1977 zur Ausbürgerung in die Bundesrepublik gezwungen. Doch auch dort wurde er noch attackiert. In einem Buch thematisierte er die Zersetzung und Zerstörung der Menschen durch die Stasi, woraufhin er Anrufe mit Morddrohungen von dieser erhielt, damit er sein Buch nicht veröffentlichen würde. Freiheit wurde zu Kunzes Lebensthema. In einem Interview im Radio wurden Kunzes Antworten auf politische Fragen im Osten gestört. Immer in dem Moment, in dem Kunze antwortete, wurde die Sendung gestört. Das war im Jahr 1998. „Diese Leute sind also noch immer unter uns“, mutmaßte Scheer.

Mit einem von Kunzes bekanntesten Gedichten „Einladung zu einer Tasse Jasmintee: Treten Sie ein, legen Sie Ihre Traurigkeit ab, hier dürfen Sie schweigen“ bedankte sich Altenhof bei Scheer und Schirneck für die Lesung und musikalische Begleitung. Die beiden haben glücklicherweise nicht geschwiegen.

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Dr. Ralf Altenhof

Dr. Ralf Altenhof

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

ralf.altenhof@kas.de +49 421 163009-0 +49 421 163009-9
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