Ralf Altenhof begrüßte das Publikum und führte es in das unbekannte Thema ein. Er erklärte, dass das Auswandererhaus als Veranstaltungsort bewusst gewählt wurde, da es zum Teil die Historie der deutschen Auswanderer erzählt. Auslandsdeutsche sind Personen, die ins Ausland gezogen sind, ohne ihren deutschen Pass abzulegen und sich dort mindestens sechs Monate aufhalten. Allein 2022 wanderten ungefähr 270.000 Deutsche aus. Viele davon sind jung und hoch qualifiziert. Das beliebteste Land unter den Auslandsdeutschen ist die Schweiz. Es wohnen dort über 300.000 Menschen, die eine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Schon in der Vergangenheit besetzten Deutsch-Stämmige im Ausland hohe Posten. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Dessen Großvater und Urgroßvater aus Weyhe, Niedersachsen, in die USA immigrierten.
Björn Akstinat stellte am Anfang seines Vortrages den Tätigkeitsbereich der Internationalen Medienhilfe (IMH) vor. Es ist eine ehrenamtliche Organisation, die ihre Zentrale in Berlin hat. Von dort aus koordiniert sie die 2.000 deutschsprachigen Medien im Ausland. Die IMH berät Zeitungen, Vereine und Radiosendungen, vermittelt aber auch deutsche Praktikanten. Laut Akstinat müssen deutsche Minderheiten ein fester Verband sein, um anerkannt zu werden. Mithilfe einer Bilderstrecke stellte er Auslandsdeutsche und Minderheiten aus den verschiedensten Winkeln der Welt vor.
Klaus Iohannis ist wohl der erfolgreichste Auslandsdeutsche. Er gehört der deutschen Minderheit Siebenbürger Sachsen an. Iohannis wurde im Jahr 2000 zum Bürgermeister von Hermannstadt gewählt und legte dieses Amt erst 14 Jahre später nieder. 2014 wurde Klaus Iohannis zum Präsidenten von Rumänien gewählt und auch bereits einmal wiedergewählt.
Die größte deutsche Minderheit befindet sich in der französischen Region Elsass. Diese ist allerdings keine anerkannte Minderheit, obwohl dort über eine Million Deutsch-Stämmige wohnt, die ihr Recht auf Anerkennung fordert. Frankreich hat die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen unterschieben, als eines der wenigen Länder in der Europäischen Union, aber nicht ratifiziert. Die politische-Partizipation unter deutschen Minderheiten im Ausland hält sich in Grenzen. Anders ist es bei den Elsässern. 2009 wurde die Partei „Unser Land“ gegründet. Sie verfolgt das Ziel, mehr Autonomie zu erlangen. Obwohl es sich hierbei um die größte deutsche Minderheit im Ausland handelt, gibt es in Deutschland kaum mediale Repräsentation der Elsass Region.
Nach dem Vortrag von Björn Akstinat folgte das Gespräch zwischen ihm und Martin Busch. Als Eingangsfrage, hakte Busch nach, wieso das Thema in Deutschland so unbekannt sei. Laut Akstinat liegt es an historischen Ereignissen, die solch eine Thematik verschleiern würden. Nichtsdestotrotz bestritt er die Aussage, das Thema sei reine Folklore. Auslandsdeutsche seien ein legitim wichtiger Bestandteil unserer Gesellschafft, da sie Brücken zu anderen Ländern bauen würden, wie es uns in Deutschland gar nicht gelingen könnte. In der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart beeinflussten Auslandsdeutsche die lokale Bevölkerung stetig positiv. Die Völkerverständigung war nicht immer einfach, aber oftmals gelungen.