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In seinem Referat erläuterte Schmid die historische Entwicklung, die verschiedenen Dimensionen und den Wandel von Gerechtigkeit. So stellte er fest, dass Gerechtigkeit zwar nicht objektiv sei, aber doch fühlbar und stark abhängig von dem Weltbild des Einzelnen. Die Maßstäbe, die wir setzen, definieren Gerechtigkeit, folgerte Schmid. Das Grundmotiv von Gerechtigkeit sei vor allem der Umgang mit anderen und das Bestreben nach Empathie, um die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Dies leite sich aus dem aristotelischen und christlichen Begriff der Gerechtigkeit ab.
Ein weiterer entscheidender Punkt, der Gerechtigkeit herstelle, sei die Teilhabe der Menschen an der Gesellschaft. „Gerecht geht es dann in einer Gesellschaft zu, wenn jeder halbwegs das Gefühl hat, gehört zu werden“, argumentierte Schmid. Diese Aussage bezog er auf das Thema Arbeitslosigkeit. Es sei nicht ungerecht, dass einige Menschen keine Arbeit fänden, sondern dass sie keine Teilhabe an der Gesellschaft haben. Aufgabe des Staates sei es, statt einen Ausgleich zu schaffen, gleiche Chancen für alle zu organisieren. Die Idee der Gerechtigkeit müsse ernst genommen werden, dürfe aber nicht überfrachtet werden. „Ein schlanker Begriff von Gerechtigkeit ist besser“, argumentierte Schmid, denn wie der Rechtsstaat bloß das Gerüst für Gerechtigkeit sei, schaffe auch eine umfangreiche Definition von Gerechtigkeit noch keine Gerechtigkeit an sich. Vielmehr müsse die Politik größere Perspektiven aufzeigen und mehr auf die Welt des Bürgers eingehen, der Bürger aber gleichzeitig auch stärker sein „Mandat zum Eingreifen“ nutzen.
Die Diskussion mit dem Publikum beherrschte vor allem die Frage, wie man heute mit Gerechtigkeit umgehen soll. So betonte Schmid noch einmal, dass Gerechtigkeit auf keinen Fall staatlich erzwungen werden könne und vielmehr durch Empathie entstehe. Alle Menschen sind ungleich und nur durch den Versuch der Empathie könne Gerechtigkeit entstehen. Ebenfalls ging Schmid auf den Wandel von Gerechtigkeit ein und warum Grundsatzfragen wie diese in der heutigen Zeit neu erörtert werden. Dies führte er auf die biographische Unsicherheit zurück, der viele junge Menschen begegnen und dass es somit notwendig sei, die politische Philosophie auf den Prüf- und Bewährungsstand zu setzen.