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UN Millenniumsziele aus der Sicht Costa Ricas

de Kerstin von Bremen, Thekla Isselmann

aus der Reihe "Diálogos sobre el Bienestar"

Das aktuelle Forum aus der Reihe „Diálogos sobre el Bienestar“, die gemeinsam von FLACSO Costa Rica, UNICEF und der Konrad Adenauer Stiftung veranstaltet wird, fand am 10. Juli 2008 im Instituto Cultural de México in San José, Costa Rica statt. Thema des Forums waren die UN-Millenniumsziele aus der Sicht Costa Ricas. Die Teilnehmer des Forums sollten über die aktuelle Debatte und den Stand in der Entwicklung und der Erreichung der Millenniumsziele informiert werden. Vor allem sollte die Situation Costa Ricas vor dem Hintergrund der acht Entwicklungsziele debattiert werden.

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Die UN-Millenniumsziele basieren auf der Erklärung der Vereinten Nationen, die im September 2000 von 189 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen auf dem Millenniumsgipfel in New York verabschiedet wurde. Die Ziele, mit Grundprinzipien wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und Verantwortung, sollen bis zum Jahre 2015 verwirklicht werden. Sie sollen dazu dienen, dass die Armut verringert, Entwicklung gestärkt, Frieden und Sicherheit ausgebaut, Bildungs- und Gesundheitssysteme verbessert, die Umwelt geschützt und Menschenrechte sowie Demokratie gefördert werden.

  • Ziel 1: Beseitigung von extremer Armut und Hunger
  • Ziel 2: Gewährleistung einer Grundschulausbildung für alle Kinder
  • Ziel 3: Förderung von Gleichstellung der Geschlechter und Bemächtigung von Frauen
  • Ziel 4: Senkung der Kindersterblichkeit
  • Ziel 5: Verbesserung der Gesundheit von Müttern
  • Ziel 6: Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten
  • Ziel 7: Gewährleistung einer nachhaltigen Umwelt
  • Ziel 8: Ausbildung einer globalen Partnerschaft in Dienst der Entwicklung
Die ReferentInnen des Forums, Lara Blanco, Projektkoordinatorin der UNDP in Costa Rica, Daniel Salas, Vertreter des Gesundheitsministeriums, Lisbeth Quesada, „Defensora de los Habitantes” (Verteidigerin der Rechte der Einwohner Costa Ricas), José Merino, Abgeordneter der linksgerichteten Partei Frente Amplio und Luis Mesalles, Wirtschaftsexperte der Academia de Centroamérica, gaben einen guten Überblick über die Milleniumsziele an sich und deren Verwirklichung in Costa Rica. Dabei wurde deutlich, dass die Umsetzung der Ziele nationale Pläne erfordert und dass Costa Rica grundsätzlich in der Lage sei, sowie die Mittel besitze, diese zu erfüllen. Dennoch stelle es das Land vor große Herausforderungen.

Um extreme Armut und Hunger bis 2015 in Costa Rica zu beseitigen, müsse die relative Armut in allen Haushalten Costa Ricas auf 16 % und die extreme Armut um 50 % vermindert werden. Zudem muss die Arbeitslosigkeit gesenkt und regionale Ungleichheiten gemindert werden.

Um das zweite Ziel, die Gewährleistung einer Grundschulausbildung für alle Kinder, zu erreichen, muß der Anreiz für eine Teilnahme am Schulunterricht weiterausgebaut werden, so dass mehr Kinder diese Ausbildung wahrnehmen und auch erfolgreich abschließen können.

Die Gleichstellung der Geschlechter soll national durch die Beseitigung von Ungleichheiten im Bildungssystem, eine Erhöhung der Beteilung von Frauen am Arbeitsmarkt, der Verkleinerung des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen sowie der Einführung einer Frauenquote von 40 % im öffentlichen Dienst sicher gestellt werden.

Die Kindersterblichkeit müsse in Costa Rica auf zwei pro 1000 Kinder unter fünf Jahren gesenkt werden. Dieses Ziel könne nur erreicht werden, wenn eine sinnvolle Reform des Gesundheitswesens und der –politik umgesetzt werde. So sollen bereits Kinder jünger als ein Jahr bis zu 95% aller wichtigen Impfungen erhalten.

Die Muttersterblichkeit soll um zwei pro 1000 Lebendgeburten gesenkt werden. Um dies zu erreichen, müssen die Geburtsraten in Krankenhäuser auf 97 % erhöht werden. Auch müsse die Betreuung von Schwangeren in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten verbessert werden, bzw. den Frauen auch eine komplette pränatale Betreuung angeboten werden. Dabei ist es essentiell, dass mehr Spezialisten eingesetzt werden.

Bei der Bekämpfung und Verminderung der Verbreitung von Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria, Tuberkulose und Dengue sind bessere und effektivere Kontrollen notwendig. Hier müsse die Regierung ebenfalls ihre Aufklärungspolitik verbessern und ausweiten.

Nachhaltige Umweltspolitik müsse in nationale Entwicklungsstrategien mit einbezogen werden. Gleichzeitig müsse die Zerstörung von Naturschätzen unterbunden und Zugang zu Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung für mehr Haushalte garantiert werden.

Das letzte Ziel soll in Costa Rica durch den Ausbau von freien Handels- und Finanzsystemen erreicht werden. Hierzu sei es erforderlich, nicht diskriminierende Systeme zur Schaffung von Arbeitsplätzen, die Bereitstellung von wichtigen Arzneimitteln und den freien Zugang zu neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zu ermöglichen.

Die ReferentInnen waren sich einig, dass eine Erfüllung der Ziele und eine Verbesserung der Bedingungen durch eine produktive uns zielorientierte Zusammenarbeit der Verantwortlichen aus der Politik mit denen der Zivilgesellschaft erreicht werden könne. Hierzu sei auch die Bereitschaft erfoerlich, eine Verminderung der sozialen Ungleichheiten zu erreichen. Zusätzlich wurde deutlich, dass oftmals Informationen über das Thema fehlen bzw. mangelhaft sind. Zudem illustrierten die Schaubilder der ReferentInnen nicht nur die positive Ausgangslage Costa Ricas im Kampf gegen die Armut, sondern auch die bereits erzielten Verbesserungen (wenn auch in kleinen Schritten) in der Entwicklung des Landes.

Liesbeth Quesada lege in ihrer Rede besonderen Wert auf die Verbindung von Menschenrechten mit den Millenniumszielen und verweis an die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich.

Daniel Salas machte in seinem Vortrag deutlich, dass sich die meisten Ziele ergänzen bzw. direkt oder indirekt zur Gesundheit aller beiträgt. Er betonte, dass es nicht um einen Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Ländern ginge. Dennoch stehe Costa Rica zahlenmäßig in den Statistiken im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern recht gut dar.

José Merino kritisierte auf eine eher polemische Art und Weise, dass die Ziele für Costa Rica noch zu niedrig gesteckt seien. Jedoch konnte auch er keine konkreten Vorschläge liefern, wie dennoch die für ihn ‚niedrigen’ Ziel zu erreichen seien.

Luis Mesalles betonte, dass Veränderung vor allem durch wachstumbringende Wirtschaftsreformen positiv beeinflusst werden könne. Wirtschaftlicher Wachstum reiche jedoch alleine nicht aus, um die acht Millenniumsziele zu erreichen. Hierzu sei ebenfalls eine Politik, die auf die Verminderung der sozialen Ungleicheit sowie Armutsbekämpfung setze, von Bedeutung.

Trotz bereits einiger Verbesserungen steht Costa Rica weiterhin vor großen Herausforderungen, wenn es die Ziele bis 2015 erfüllen will. Nicht nur muss die Wirtschaft weiterhin wachsen, was besonders in Zeiten des schwachen Dollarkurses und der wirtschaftlichen Abhängigkeit zu den USA sich schwierig gestaltet, sondern auch die Armut muss durch gezielte Politik bekämpft und damit auch die soziale Kluft bzw. die soziale Ungleicheit verringert werden. Im Vordergrund hier müsse für die Politik eine effektivere Bldungspolitik stehen, die gleiche Ausbildungschancen ermöglicht.

Andere Hindernisse können in der Bürokratie des Landes gesehen werden, die oftmals wichtige Prozesse verlangsamen oder gar blockieren.

Dies kann nur durch gemeinsame Anstrengungen von nationaler und lokaler Politik, der Wirtschaft sowie der Zivilgesellschaft erreicht werden.

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