Die Reise der afrikanischen Journalisten führte die Gruppe nicht nur nach Kyiv, sondern auch nach Bucha, Odessa, Mykolaiv und Kerson. Sie führten Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky und der First Lady Olena Zelenska, aber auch mit Überlebenden des Krieges, Landwirten aus den befreiten Gebieten und anderen Betroffenen. Den Krieg nicht nur vom Hörensagen zu kennen, sondern selbst zu erleben, versetze sie in die Lage, anschaulicher zu berichten und die Auswirkungen des Krieges auf die Ukraine und den afrikanischen Kontinent besser verstehen zu können, so die Journalisten.
Russland verbreitet in Afrika gezielt Falschinformationen durch strukturierte Kampagnen, insbesondere in den sozialen Medien. Es handelt sich um eine einseitige Berichterstattung sowie um die großangelegte Verbreitung von Unwahrheiten durch faktisch falsche anti-ukrainische und anti-westliche Parolen. Dabei stellt sich Russland als Opfer des Krieges dar. In diesem Kontext entstand die Idee eines Ukrainebesuchs durch afrikanische Journalisten auf einer Konferenz zu russischer Propaganda und Desinformation des Medienprogramms Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung im Dezember 2022 in Nairobi, Kenia. Medienschaffende aus der Ukraine, Russland, Georgien und Subsahara-Afrika diskutierten, wie dem russischen Narrativ über den Krieg gegen die Ukraine begegnet werden kann. Die Diskussionen, der Erfahrungsaustausch und die Netzwerke, die zwischen Journalisten beider Kontinente entstanden sind, führten zu einer sachlicheren Berichterstattung über den russischen Krieg gegen die Ukraine in mehreren afrikanischen Medienhäusern. Durch die Reise der drei Journalisten aus Nigeria und aus Südafrika in die Ukraine sollte diese Entwicklung weiter gestärkt werden. Ergänzende Gespräche bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin und Warschau flankierten die Reise. Kooperationspartner und Veranstalter der Reise war das in Kiew ansässige Public Interest Journalism Lab.
Der Austausch der Journalisten mit Präsident Zelensky fand kurz nach der Entscheidung des russischen Präsidenten Putin statt, das Getreideabkommen (die von der Türkei, den Vereinten Nationen und Russland im Juli 2022 ausgehandelte Schwarzmeer-Getreide-Initiative) nicht zu verlängern. Das Abkommen stellte den Export ukrainischer Getreide aus drei der südlichen Häfen am Schwarzen Meer über den Bosporus sicher. Dies ist für den afrikanischen Kontinent aufgrund der hohen Abhängigkeit von Getreideimporten von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2021 importierten die afrikanischen Länder 13 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Wert von 3,8 Milliarden Dollar aus der Ukraine.[1] Der Exportausfall im ersten Jahr des Krieges, die geringeren Liefermengen sowie der Anstieg des Weltmarktpreises für Getreide, verursacht durch die russische Invasion der Ukraine, trugen bereits in mehreren Teilen des Kontinents zu Ernährungsunsicherheit und steigenden Lebensmittelpreisen bei. In ihrem Gespräch mit Präsident Zelensky brachten die Journalisten die afrikanische Perspektive ein und erläuterten, wie entscheidend die Entwicklungen im Getreideexport für viele afrikanische Länder seien - insbesondere für Regierungen, in denen Wahlkämpfe durch hohe Lebenshaltungskosten und Nahrungsmittelknappheit beeinflusst werden. Ein Journalist der Delegation skizzierte zusätzliche ein besorgniserregendes Szenario: Russland könnte in Not geratenen afrikanischen Regierungen das eigene Getreide nur verknüpft mit politischen Konditionen anbieten.
Die Ukraine ist bestrebt, die Beziehungen mit dem afrikanischen Kontinent zu verstärken. Der Austausch zwischen Präsident Zelensky und den Journalisten verdeutlicht diese Anstrengung und die wachsende Wahrnehmung des Kontinents als wichtiger Akteur. Auch sind die Eröffnungen weiterer ukrainischer Botschaften geplant, um den ukrainisch-afrikanischen Dialog zu stärken. Laut den Journalisten aus Nigeria und Südafrika müsse die Ukraine ihr Verständnis für den afrikanischen Kontinent verbessern, um die einseitige russische Darstellung des Krieges erfolgreich erwidern zu können. Auch wenn viele afrikanische Eliten prorussisch seien, wachse in der Bevölkerung das Bewusstsein für den Schuldigen den Kriegs.
[1] Center for Food and Land Use Research at Kyiv School of Economics (2023): The African Countries and Ukraine Partnership in Agriculture. General Overview. S. 3. Online verfügbar unter: https://kse.ua/wp-content/uploads/2023/03/The-African-Countries-and-Ukraine-Partnership_-General-Overview.pdf [letzter Zugriff: 24. Juli 2023]
Sobre esta serie
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