In der Fishbowl-Diskussionsrunde standen vor allem die Fragen im Zentrum, wie sich pluralistische Gesellschaften und Demokratien gegen Desinformation und Narrative schützen können und was die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union im Kampf gegen diese tun sollten.
Dr. Ottilie Klein führte an, dass es sich bei dem Thema Desinformation auch im politischen Diskurs noch immer um eine unterbeleuchte Problematik handle, die die gesamte Gesellschaft betreffen würde. Dieser Zustand sei bedauerlich, da Desinformation, die immer einen Wahrheitsgehalt beinhalten kann, das Vertrauen in Demokratie und Rechtsstaat massiv erschüttere, wie auch derzeit zu beobachten sei. Diesem stimmte der Cybersecurity Attaché Mateusz Łabuz zu und skizzierte die derzeitige Lage in Polen. Das Nachbarland sei eines der Hauptangriffsziele von russischer Desinformation. Eine erfreuliche Nachricht in diesem Kontext sei jedoch, dass einige dieser Gruppierungen, die gezielt Desinformation streuen, identifiziert werden konnten.
Statement von MdB Dr. Ottilie Klein zu Desinformation und Demokratie
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Valerie Scholz erläuterte daraufhin das sinkende Vertrauen in die Medien, gerade das, in die „klassischen Medien“. Ein Grund dafür sei, dass mit zunehmender Digitalisierung die Themen und Informationen zum Großteil nicht mehr von den Journalistinnen und Journalisten bestimmt werden, also nach dem Top-Down Ansatz. Heutzutage könne Jedermann Nachrichten und Informationen publizieren und verteilen. Die Inhalte und deren Wahrheitsgehalt unterlägen demnach nur in den seltensten Fällen einer fakten-basierten Prüfung. Plattformen wie Youtube, TikTok und Co. ermöglichen die schnelle Kreation neuer Inhalte und eben auch solcher, die Desinformationen beinhalten.
Statement von Valerie Scholz zum Umgang mit Desinformation
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Die Abgeordnete des Deutschen Bundestages Dr. Ottilie Klein wies darauf hin, dass die besten Mittel diesem Trend entgegen zu wirken, Bildung und Aufklärung seien. Sie müssen bereits in der Grundschule beginnen. Weitere Gegenmaßnahmen seien die Sperrung von sogenannten „Troll Accounts“ und eine stringentere Sanktionierung von Influencern oder anderen reichweitenstarken Nutzerinnen und Nutzern, die gezielt Desinformation verbreiten. Sie plädierte zudem dafür, dass gerade im Hinblick auf die öffentlich spürbare Abneigung gegenüber russischsprachigen Personen mehr Slawisten ausgebildet werden sollten. Auch sollten Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender in weitere Sprachen wie arabisch, türkisch oder russisch übersetzt und ausgestrahlt werden.
Mateusz Łabuz betonte, dass das Verständnis darüber, dass der Krieg in der Ukraine auch im Informationsraum stattfindet, noch sehr ausbaufähig sei. Neben einer Vergegenwärtigung dieser Umstände könne diesem durch strategische Kommunikation begegnet werden. Durch proaktives Handeln und die Entwicklung von Gegennarrativen müsse man bestimmten Narrativen im Informationsraum entgegentreten.
Statement von Mateusz Łabuz zur europäischen Perspektive im Umgang mit Desinformation
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Die Co-Founderin von Facts for Friends, Valerie Scholz betonte, dass es entscheidend sei, die Komplexität der Nachrichten zu minimieren. Gleichzeitig solle ein konstruktiver Journalismus betrieben werden, der hoffnungsvoller ist und Lösungen für Probleme aufzeigt. Als positives und konkretes Beispiel führte sie in diesem Zusammenhang „Das Rote Telefon“ der ZEIT an, eine direkte Leitung in die Redaktion von ZEIT ONLINE. Solche Initiativen würden dazu führen, dass sich die Leserschaft mehr gehört fühlt und ihre täglichen Sorgen in den Kontext auch politischer Diskurse besser eingegliedert werden könnten.
Beim Thema Telegram war sich die Runde einig, dass ein Verbot nicht hilfreich wäre, da gerade auch für die Ukrainerinnen und Ukrainer diese Plattform von strategischer Bedeutung im Krieg ist. Auch wenn die Verbreitung von Narrativen und Desinformation zweifelsohne Mittel im Krieg seien, so zeigte die Diskussion, dass es wirksame Gegenmittel gäbe. Im Kampf gegen Desinformation und Narrative kann durch mehr faktenbasierte Informationen über den Krieg im Informationsraum, durch Medienbildung in allen gesellschaftlichen Schichten und Generationen sowie mehr Geduld im Umgang mit Personen, die Verschwörungsnarrative glauben und daher verbreiten bereits ein großer Beitrag geleistet werden.
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