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Zukunftsallianz G20: Von der Elbe an den Río de la Plata

Ausblick auf die G20-Präsidentschaft Argentiniens

Lateinamerika ist mehr als eine Krisenregion, der Kontinent öffnet sich immer weiter. Und ab Dezember 2017 übernimmt Argentinien von Deutschland den Vorsitz der G20, dem Verbund der größten Industrie- und Schwellenländer. Eine Herausforderung und eine Chance zugleich: Die Region kann ihre Zusammenarbeit intensivieren, das internationale Bild von sich verbessern und gleichzeitig zeigen, dass die G20 mehr sind als ein „elitärer Club der Reichen“. Darüber diskutierten jetzt internationale Experten und Entscheidungsträger in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

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Nach Deutschland wird 2018 Argentinien die G20-Präsidentschaft innehaben. Die Herausforderungen für den Verbund der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sind enorm: Zwar versuchten sie nach der internationalen Finanzkrise vor zehn Jahren den Welthandel offen zu halten und bekannten sich zu den Prinzipien des freien Marktes. Dennoch gibt es immer mehr Tendenzen in Richtung Protektionismus, auch unter den G20-Staaten, wie eine Studie kürzlich belegte. Doch gerade unter ihnen sticht der nächste Gastgeber positiv hervor: „Argentinien öffnet sich die letzten zwei Jahre immer mehr“, berichtet der Wirtschaftswissenschaftler Zirahuén Villamar von der Universidad Nacional de México bei der G20-Lateinamerika-Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung.

„Offen für den Dialog mit dem Westen“

Lateinamerika könnte durch diese G20-Präsidentschaft auch das internationale Bild von sich verbessern, findet Francisco Acosta Soto vom Europäischen Auswärtigen Dienst: „Lateinamerika ist mehr als eine Region in Krisen. Die meisten Länder kamen aus Kollaps-Situationen, doch jetzt ist die Demokratie respektiert, die Regierungen sind stabilisiert, sie sind wirtschaftsfreundlicher. Die Länder sind offen für Geschäfte.“ Darauf hat auch die Europäische Union reagiert, wie Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Union am 13. September ausführte. Nicht nur mit Japan und Kanada seien Handels- und Wirtschaftsabkommen verhandelt worden. Nein, „die Zeichen stehen gut, dass wir dies bis Ende des Jahres auch mit Mexiko und verschiedenen südamerikanischen Ländern erreichen können“, so Juncker. Und schon jetzt belaufen sich die europäischen Investitionen auf dem Kontinent auf 400 Milliarden Euro. Ein Grund dafür ist, dass Länder wie Argentinien und Brasilien „offen für den Dialog mit dem Westen sind“, lobt Acosta Soto. Noch vor vier Jahren hätten Europa und Lateinamerika bei weitem nicht so gut zusammengearbeitet.

Regionale Zusammenarbeit

Die argentinische G20-Präsidentschaft bedeutet viel für Lateinamerika. Nach Mexiko 2012 sei es erst das zweite Mal, dass sich die G20 dort zusammenfinden, sagt Botschafter Jorge Argüello. Er vertrat Argentinien bei den Vereinten Nationen und ist der Überzeugung, dass Lateinamerika zunächst seine regionalen Interessen finden und formulieren müsse. Dazu könne die Troika bestehend aus Argentinien, Brasilien und Mexiko voranschreiten, müsse aber die kleineren Länder Südamerikas mitnehmen. Globalisierungsgegner kritisieren die G20 häufig als „elitären Club“. Eine gute Antwort darauf könnte sein, dass die drei lateinamerikanischen G20-Mitglieder zum Beispiel die Staaten der Pazifik-Allianz und die MERCOSUR-Länder stärker einbinden, empfiehlt Gunter Rieck Moncayo, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Chile das Regionalprogramm „Soziale Ordnungspolitik in Lateinamerika“ leitet.

„Wir alle stehen vor den gleichen Problemen“

Schließlich gebe es einige Interessen, die alle einen: „Wir alle stehen vor den gleichen Problemen“, ergänzt und bestätigt der ehemalige brasilianische Botschafter Roberto Abdenur. Er wünscht sich eine starke lateinamerikanische Stimme bei den G20. Und er ergänzt, worum es aus seiner Sicht gehen wird: Rezession verhindern, stabile Entwicklung gewährleisten, soziale Inklusion ermöglichen, Ungleichheit abbauen, Korruption und Drogenkriminalität bekämpfen, demokratische Systeme stärken, um nur einige Ziele zu nennen.

Die großen politischen Herausforderungen werden die G20 ab Dezember 2017 aus der Sicht eines Schwellenlandes vor Augen haben, bestätigt der Sous Sherpa Argentiniens bei den G20, Mauricio Alice. Sein Land sei sich der Interessen der Region bewusst – und seiner Verantwortung. Denn „Gruppenentscheidungen haben auch in anderen Regionen Folgen“, so Alice. Er kontert die Vorwürfe, die zuletzt auch die Demonstranten in Hamburg äußerten: Die G20 seien nicht die reichsten Länder, aber die mit den größten wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit. Sie sind „sehr breit in ihren Ansichten und decken 95 Prozent der globalen Themen ab“, darunter auch Armut, so Alice.

Natürlich dürfen und werden die G20 beispielsweise die Vereinten Nationen oder die Welthandelsorganisation nie ersetzen. Für Alice steht daher fest: „Wir wollen Probleme so effizient wie möglich angehen und sehen die G20 zusätzlich zu anderen multilateralen Institutionen.“ Doch der Erfolg Argentiniens hänge eben auch von den anderen G19 ab: „Der Konsens ist wichtig.“

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