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Reportajes internacionales

Zuspitzung der Eskalation im Nahen Osten

de Michael Rimmel, Johannes Sosada

Ist ein regionaler Krieg unausweichlich?

• In etwas mehr als ein Monat jährt sich erstmalig der Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Israel befindet sich seitdem im Krieg mit Angriffen aus mehreren Fronten. • Über die Sommermonate hat die Situation eine dramatische Zuspitzung erfahren. Bei einem Raketenangriff der Hisbollah auf die Golanhöhen wurden zwölf Kinder getötet. Die israelische Armee (IDF) schaltete daraufhin mit einem gezielten Luftschlag einen ranghohen Hisbollah Kommandeur in Beirut aus. Wenige Stunden später wurde in Teheran der Hamas-Anführer Ismail Haniyya getötet. Der Angriff wird – wenn auch nicht offiziell bestätigt – Israel zugeschreiben. • Der Iran und seine Proxys schworen Vergeltung und kündigten einen Angriff auf Israel an. Die IDF und die israelischen Sicherheitsdienste sind seitdem in höchster Alarmbereitschaft. Am 25. August 2024 wurde ein unmittelbar bevorstehender Angriff der Hisbollah durch einen Präventivschlag abgewehrt. Über 100 israelische Kampfjets griffen dabei zahlreiche Ziele im Libanon an und zerstörten über 6000 Raketen und Drohnen der Hisbollah, bevor diese abgefeuert werden konnten. • Vertreter der israelischen Regierung haben Ende August angekündigt, die Kriegsziele zu erweitern, so dass die evakuierten Einwohner des Nordens Israels in ihre Häuser zurückkehren können. • Die Verhandlungen über ein Abkommen zwischen Israel und Hamas zur Befreiung der am 7. Oktober 2023 verschleppten israelischen Geiseln und einen Waffenstillstand scheinen, in eine Sackgasse geraten zu sein. Seit dem 28. August 2024 führt Israel zudem eine größere Militäroperation im Westjordanland durch, mit dem Ziel weitere Anschläge von dort zu verhindern.

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Tragödie mit Ansage – Raketenangriff auf Majdal-Shams

Auslöser der aktuellen Zuspitzung ist ein Raketenangriff auf die israelisch-drusische Kleinstadt Majdal-Shams bei dem Ende Juli 12 Kinder getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Der Angriff wurde von der Hisbollah durchgeführt, welche den Beschuss zunächst bestätigte, dann aber, nachdem das Ausmaß des Angriffs klar wurde, die Verantwortung für die Attacke von sich schob. Forensische Untersuchungen haben mittlerweile zweifelsfrei nachweisen können, dass es sich um eine Hisbollah-Rakete iranischer Bauart (Falaq 1) handelte, ausgerüstet mit einem 50-kg Sprengkopf. Die Einwohner der unmittelbar an den Libanon angrenzenden Ortschaften entlang der circa 120km Nordgrenze Israels aufgrund des andauernden Raketenbeschusses in einem circa fünf Kilometer breiten Streifen evakuiert. Die Einwohner der drusischen Siedlungen nahe der libanesischen Grenze auf den Golanhöhen waren bisher nicht dazu verpflichtet, ihre Häuser vorrübergehend zu verlassen. Obwohl es auch dort seit dem 8. Oktober 2023 immer wieder zu Raketenalarm kam, waren sie nicht im primären Fokus der Hisbollah-Angriffe, anders als etwa die vorwiegend von jüdischen Israelis bewohnte und nur 20 Kilometer entfernte Stadt Kirjat Schmona. Ein Grund hierfür ist, dass auch im Libanon eine nicht unbeträchtliche Anzahl Drusen lebt – man geht von circa 5,2 % der libanesischen Bevölkerung aus – welche die Hisbollah nicht gegen sich aufbringen möchte. So wird vermutet, dass der Hisbollah-Angriff auf Majdal-Shams eigentlich einer Militärbasis auf dem Berg Hermon gegolten hat, an dessen südlichen Ausläufer die Stadt liegt. Bisher hat trotz des tödlichen Angriffs praktisch kein israelischer Druse sein Dorf verlassen.

Seit dem 8. Oktober 2023 hat die Hisbollah über 7500 Geschosse auf Israel abgeschossen. Mit dem tödlichen Angriff auf das Fußballfeld ist die Zahl der israelischen Todesopfer durch diese Angriffe mittlerweile auf 50 gestiegen. Dabei gilt die mehrstufige israelische Raketenabwehr als hocheffizient: Nach Angaben der Hersteller haben die israelischen Abfangsysteme wie „Irondome“ oder „David Sling“ eine Abfangquote von über 90 Prozent. Beim Angriff des Iran Mitte April wurde die Effizienz der Systeme anschaulich unter Beweis gestellt – 99 % der circa 300 auf Israel abgefeuerten Raketen konnten abgefangen werden. Trotz dieser so hohen Abfangquote war der tödliche Angriff auf Majdal-Shams eine Tragödie mit Ansage – bei der schieren Masse an Raketen, die seit Monaten auf den Norden Israels abgefeuert werden, war es vermutlich vielmehr Glück, dass es nicht früher zu einem so tödlichen Angriff kam.

 

Tötung von Ismail Haniyya

In Reaktion auf den Raketenangriff auf Majdal-Shams tötete die IDF wenige Tage später Fuad Shukr, einen ranghohen Hisbollah-Kommandeur und engen Vertrauten von Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah in Beirut. Wenige Stunden später, am 31. Juli 2024, wurde auch der Hamas-Anführer Ismail Haniyya in Teheran durch eine in seiner Unterkunft platzierte Bombe getötet. Der Angriff hat die iranische Führung massiv düpiert. So wurde deutlich, dass es ihr selbst im Herzen ihrer Hauptstadt nicht gelingt, die Sicherheit ihrer Gäste zu gewährleisten. Gleichzeitig haben die israelischen Geheimdienste einmal mehr ihre enormen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und Premierminister Netanyahu seinen Anspruch, alle Drahtzieher des 7. Oktober zur Rechenschaft zu ziehen, untermauert. Dadurch, dass sich Haniyya nur kurze Zeit in Teheran aufhielt, erscheint es wahrscheinlich, wenn auch nicht bestätigt, dass Israel dieses kurze Zeitfenster genutzt hat, um einen der Hauptverantwortlichen für den Terrorüberfall am 7. Oktober 2023 auszuschalten. Der Iran wie auch die Hisbollah haben umgehend mit umfassender Vergeltung gedroht. Intensive diplomatische Bemühungen verschiedenster Seite – insbesondere der USA – schienen zunächst ins Leere zu laufen. Der Iran betonte mehrfach und auch in den Wochen danach, dass er sich nicht von einer massiven militärischen Antwort abbringen lasse, auch wenn dies zu einem regionalen Krieg führe.

 

Gescheiterte Hisbollah-Attacke

Eine unmittelbare militärische Antwort des Iran blieb trotz großer Anspannung vorerst aus – wohl auch weil Israel und auch die USA deutlich machten, auf einen Angriff umfassend zu reagieren. Am frühen Morgen des 25. August 2024 wurde ein geplanter Angriff der Hisbollah in weiten Teilen vereitelt. Die Terrormiliz wollte zwei Stützpunkte israelischer Spezial- und Geheimdiensteinheiten im Zentrum des Landes angreifen. Ziel war es, mit einer Salve an Kurzstreckenraketen zunächst die israelische Luftabwehr zu übersättigen und die Militärbasen dann mit Präzisionsraketen und Sprengstoff-Drohnen zu treffen. Wohl aufgrund präziser Geheimdienstinformationen gelang es der IDF den bevorstehenden Angriff größtenteils abzuwehren. Mit einem Präventivangriff wurden beträchtliche Teile der Einrichtungen, von denen der Angriff durchgeführt werden sollte, zerstört. Diese Blamage wurde von der Hisbollah dennoch zu einem Erfolg umgedeutet. Nasrallah betonte in einer Videoansprache der Angriff sei wie geplant verlaufen und man habe das Ziel, die Tötung ihres Kommandeurs Fuad Shukr zu sühnen, erreicht. Diese Reaktion verdeutlicht, dass die Hisbollah (derzeit) kein Interesse an einer weiteren Eskalation mit Israel hat, welche über jene der letzten Monate hinausgeht. Gleichzeitig wird die Bedrohungskulisse seitens des Iran aufrechterhalten. Von dort hieß es, der erfolgte Angriff sei nur ein Teil der ausstehenden Antwort gewesen und man würde weiterhin überlegen, wann und wie genau „Rache“ für die Tötung Haniyyas genommen wird. Entsprechend ist die israelische Armee weiterhin in höchster Alarmbereitschaft. Der Flugverkehr von und in den Libanon ist größtenteils weiterhin eingestellt und auch zahlreiche Flüge nach Tel Aviv und andere Städte in der Region bleiben annulliert.

 

Gefahr eines Mehrfrontenangriffs

Für einen möglichen Angriff des Iran werden dabei verschiedene Szenarien diskutiert: Ähnlich wie zuvor im April dieses Jahres könnte der Iran einen direkten Angriff auf Israel durchführen – allerdings diesmal ohne Vorwarnung. Alternativ oder parallel dazu könnte auch einer der iranischen Proxys – am wahrscheinlichsten die Hisbollah – angreifen. Mit ihrem hoch entwickelten Raketenarsenal wäre sie in der Lage auch Angriffe auf Ziele weit im Landesinneren durchzuführen. Die größte Bedrohung stellt eine Kombination der ersten zwei Szenarien in einem Mehrfrontenangriff dar. In diesem Falle würde ein direkter iranischer Angriff von gleichzeitigen Attacken durch die Hisbollah im Norden, die Huthis aus Jemen im Süden und Milizen aus dem Syrien und Irak begleitet. In einem solchen Fall würde es auch nur bedingt helfen, wenn Israel wie am vergangenen Wochenende vorab von der Attacke erfahren würde. Ein vergleichbarer Präventivangriff in mehreren Ländern wäre im Alleingang nicht nur logistisch, sondern auch allein aufgrund der Entfernung praktisch unmöglich. Eine solche Attacke von verschiedenen Landesgrenzen aus würde die israelische Raketenabwehr dann sehr wahrscheinlich tatsächlich in Teilen überfordern und könnte so massiven Schaden anrichten. Mögliche Ziele könnten wie bei der Hisbollah-Attacke Militärbasen sein, aber auch kritische Infrastruktur wie bspw. der Hafen von Haifa. Ein solcher Angriff wiederum würde eine massive israelische Reaktion provozieren, was wiederum einen regionalen Krieg noch wahrscheinlicher macht.

 

Krieg im Norden – kurzfristig ungewollt, langfristig unvermeidbar?

Dabei hat Israel aus mehreren Gründen eigentlich kein Interesse an einer weiteren militärischen Eskalation im Norden. Der Krieg im Gazastreifen ist nach fast einem Jahr noch immer nicht beendet und wesentliche militärische Mittel damit im Süden des Landes gebunden. Auch ist die israelische Gesellschaft nach Monaten des Krieges (bereits jetzt ein der längsten in der Geschichte des Landes) kriegsmüde. Es befinden sich zudem noch immer zahlreiche israelische Geiseln in den Händen der Hamas, deren Schicksal und Befreiung für viele an erster Stelle stehen. Zusätzlich spalten gesellschaftliche Debatten, wie bspw. die Wehrpflicht für Ultraorthodoxe, oder die Justizreform das Land und führen zu massiven innenpolitischen Spannungen. Ein offener Krieg mit der Hisbollah wäre für Israel zudem mit massiven Risiken verbunden und aller Wahrscheinlichkeit sehr verlustreich. So übersteigt das Raketenarsenal der Hisbollah jenes der Hamas um etwa ein zehnfaches. Unter den insgesamt um die 180.000 Raketen befinden sich auch tausende präzise Lenkwaffen mit denen Ziele in ganz Israel angegriffen werden können. Bei den militanten Einheiten der Terrormiliz handelt es sich außerdem um eine schlagkräftige, durch die iranischen Revolutionsgarden ausgebildete Armee. Eine zusätzliche Front im Norden möchte man aus israelischer Sicht daher eigentlich vermeiden oder zumindest verschieben. Auf den andauernden Beschuss der Hisbollah hat man dadurch vergleichsweise verhalten mit Luftschlägen und der Ausschaltung von Hisbollah-Kommandeuren geantwortet. Längerfristig drängt die Hisbollah Israel aber eine militärische Eskalation auf, bzw. macht eine solche praktisch unvermeidbar: Mit ihrem dauerhaften Beschuss hat die Hisbollah Teile Nordisraels praktisch unbewohnbar gemacht. Über 60.000 Israelis mussten evakuiert werden und können nicht zurück in ihre Wohnungen und Häuser. Gleichzeitig ist es der Hisbollah gelungen ihre militärischen Kapazitäten und Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und mit der Tragödie in Majdal-Shams auch die Verwundbarkeit der Israelis aufzuzeigen. So würde selbst ein möglicher Waffenstillstand für Israel keineswegs Sicherheit bedeuten. Viele Israelis würden aus Angst vor einer erneuten und dann vielleicht sogar noch heftigeren Eskalation mit einer dann noch besser ausgerüsteten Hisbollah nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Zu groß wäre außerdem die Angst vor einem „zweiten 7. Oktober“ – dieses Mal dann nicht durch die Hamas im Süden, sondern durch die Hisbollah im Norden. Für Israel ergäbe sich so eine untragbare Situation, bei der wesentliche Teile ihres Landes durch die eminente Bedrohung im Norden unbewohnbar blieben. In der israelischen Gesellschaft wird dabei der Unmut über die untragbare Situation und dem Umgang der Regierung damit immer lauter. Mehrfach wurde in der Vergangenheit von Verantwortlichen verkündet eine sichere Rückkehr zeitnah zu ermöglichen. Als Zeitpunkt wurde hierfür immer wieder der Beginn des neuen Schuljahres in Israel am 1. September genannt – ein Datum, welches nun auch ohne weitere Fortschritte passiert ist. Der Druck auf Premierminister Netanyahu hier eine Lösung zu finden, nimmt somit immer weiter zu. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant forderte zuletzt, dass die von der Regierung formulierten Kriegsziele um die Rückkehr der aus dem Norden evakuierten Israelis erweitert werden sollte, was prompt auch von weiteren Mitgliedern der israelischen Regierung, wie auch von manchen Teilen der Opposition, unterstrichten wurde.

Aus israelischer Sicht kann der Bedrohung durch die Hisbollah nur begegnet werden, sofern sich diese hinter den 30 Kilometer im Landesinneren verlaufenden Litani Fluss zurückzieht – so wie es nach dem Libanonkrieg 2006 und der UN-Resolution 1701 vorgesehen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Hisbollah dies durch ein Abkommen oder einen Waffenstillstand freiwillig tut, gilt als höchst unwahrscheinlich. Militärisch wäre dies nur durch einen massiven Militäreinsatz inkl. des Einsatzes von Bodentruppen möglich – nach den traumatischen Erfahrungen der Libanonkriege 1982 und 2006 für Israel eigentlich ein Horrorszenario. So sind die Gebiete des Südlibanon durch ihre Wälder und Hügel wesentlich unwegsamer als bspw. das Küstengelände um Gaza, was die Kriegsführung wesentlich schwieriger macht. Die Hisbollah hat sich zudem seit Jahren darauf vorbereitet. Teile des Südlibanon sollen ähnlich untertunnelt sein wie Gaza, um israelische Einheiten in Hinterhalte zu locken. Israel steht somit nun vor einem sich bereits länger abzeichnenden Dilemma: Entweder man schlägt bei einem möglichen Angriff aus dem Norden umfassend zurück, nimmt dabei hohe eigene Verluste in Kauf und entledigt sich so aber längerfristig einer existentiellen Bedrohung. Oder aber man reagiert vergleichsweise verhalten und geht so einer blutigen weiteren Eskalation aus dem Weg. In diesem Falle wäre eine Eskalation aber wahrscheinlich nur aufgeschoben und ein zukünftiger Konflikt noch intensiver und kostspieliger.

 

Eliminatorischer Antisemitismus des Iran und ihrer Proxys

Einige Kommentatoren sehen aus iranischer Sicht im gegenwärtigen Zustand kein Interesse an einer Zuspitzung der bestehenden Eskalation. Die Hisbollah, die man über Jahre gestärkt und aufgebaut hat, soll in einem Konflikt nicht geopfert werden. Der Iran, so die Argumentation, benötige sie weiterhin, um die Bedrohungskulisse für Israel aufrechtzuerhalten und eine Abschreckung gegenüber einem möglichen Angriff gegen das voranschreitende iranische Atomprogramm zu haben. Die Hisbollah und der Iran werden dabei als zumindest in Teilen rationale Akteure verstanden. Die Gefahr einer solchen Betrachtungsweise ist dabei, dass sie den eliminatorischen Antisemitismus gegenüber Israel außer Acht lässt. Hisbollah, Huthis und Hamas sind als Stellvertreter des Iran nicht als homogene Gruppe zu verstehen. Dass, was sie neben der Finanzierung und Ausrüstung aber verbindet und zusammenhält, ist ihr Hass und Vernichtungswillen gegenüber Israel. Dieser ist breit dokumentiert und wird auch von den einzelnen Gruppen selbst nicht verheimlicht. So wird bereits in der Gründungscharta der Hamas aus den 80er Jahren zum Mord an Israelis und Juden aufgerufen und auf der Fahne der Huthis steht unter anderem der Schriftzug „Tod Israel“ und „Verdammt seien die Juden“. Im Iran hat der Antisemitismus inzwischen eine Rolle zwischen „Staatsräson“ und Daseinsberechtigung. Hier gibt es zahlreiche Beispiele wie bspw. die „Restzeit-Uhr“, welche seit Jahren auf dem Palästina-Platz in Teheran läuft und die Tage bis zum Untergang Israels zählt. In Israel ist man sich dieser existentiellen Bedrohung seit Jahren bewusst und hat – auch auf internationaler Bühne – immer wieder davor gewarnt. Die eliminatorischen Drohungen wurden mit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 für Israel Realität und werden durch die andauernden Angriffe der Hisbollah aus dem Libanon oder der Huthi aus dem Jemen weitergeführt. Auch wenn jede der Parteien bisher gute Gründe hat, einen regionalen Krieg zu vermeiden, so scheint mit der derzeitigen Eskalation mittlerweile ein Kipppunkt erreicht zu sein, bei dem auch eine direkte Konfrontation zwischen Israel und dem Iran nicht nur wahrscheinlich, sondern beinahe unausweichlich wird. Mit Blick auf die für Israel untragbare Lage im Norden könnte sich Israel, nach einem womöglich näher rückenden Abschluss des Krieges in Gaza gezwungen sehen – auch aufgrund des höher werdenden innenpolitischen Drucks –, sich dem Norden zuzuwenden, um dort (dauerhaft) ein sicheres Leben für die dort lebenden Menschen zu gewährleisten.

Zusätzlich eskaliert derzeit die Lage im Westjordanland immer weiter. Beinahe täglich kommt es dort zu terroristischen Angriffen, zuletzt wurden mehrere Bombenanschläge verübt. Um weitere Anschläge zu verhindern, führt das israelische Militär seit dem 28. August 2024 eine umfassende Militäroperation durch. Ziel ist es laut der israelischen Regierung, terroristische Gruppierungen und Aktivitäten zu eliminieren bzw. diesen vorzubeugen. Parallel dazu sind die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und Hamas zur Befreiung der am 7. Oktober 2023 verschleppten israelischen Geiseln und einen Waffenstillstand in Gaza in eine Sackgasse geraten. Die Hamas ist nicht bereit, auf Kompromissvorschläge einzugehen. Das israelische Sicherheitskabinett hat am 29. August 2024 die Stationierung israelischer Streitkräfte im Philadelphi-Korridor an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten bestätigt, was die Hamas vehement ablehnt. Am frühen Morgen des 1. September 2024 wurde zudem gemeldet, dass die israelische Armee die Leichen von sechs israelischen Geiseln im Gazastreifen bergen konnte, die wohl kurz vor dem Eintreffen der IDF von der Hamas ermordet wurden. Die innerisraelische Debatte über den Kurs der Regierung verschärft sich damit weiter und für die kommenden Tage wurden massive Proteste angekündigt.

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Michael Rimmel

Michael Rimmel Tobias Koch

Leiter des Auslandsbüros Israel

michael.rimmel@kas.de +972 (0) 2 567 1830 +972 (0) 2 567 1831

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Sobre esta serie

La Fundación Konrad Adenauer está representada con oficina propia en unos 70 países en cinco continentes . Los empleados del extranjero pueden informar in situ de primera mano sobre acontecimientos actuales y desarrollos a largo plazo en su país de emplazamiento. En los "informes de países", ellos ofrecen de forma exclusiva a los usuarios de la página web de la fundación Konrad Adenauer análisis, informaciones de trasfondo y evaluaciones.