Título individual
Um den solidarischen Charakter unseres Gesundheitswesens zu erhalten, muss nach Möglichkeiten gesucht werden, die Wirksamkeit des Einsatzes von Personal und finanziellen Mitteln zu verbessern. Für das Versprechen, eine notwendige Behandlung unabhängig vom eigenen Geldbeutel erhalten zu können, steht in besonderer Weise die Gesetzliche Krankenversicherung. Doch die demografische Entwicklung und der sich weiter beschleunigende medizinische Fortschritt werfen immer nachdrücklicher die Frage auf, ob dieses Versprechen auf Dauer eingehalten und finanziert werden kann. Dabei stellen die erheblichen Beitragserhöhungen zur Gesetzlichen Krankenversicherung in den letzten Jahren keineswegs das Ende einer Entwicklung dar. In einer Gesellschaft des längeren Lebens wird der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen weiter ansteigen, während die Zahl der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler in absehbarer Zeit spürbar abnehmen wird. Das ist nicht nur eine finanzielle Herausforderung. Die sinkende Zahl der Erwerbsfähigen wird auch im Gesundheitswesen den Fachkräftemangel weiter verschärfen.
Gerade wer den solidarischen Charakter unseres Gesundheitswesens erhalten will, muss daher beherzt nach Möglichkeiten suchen, die Situation stetig zu verbessern. Wer sich dieser Aufgabe verweigert, entzieht unserem solidarischen Gesundheitswesen seine dauerhafte Verlässlichkeit, gaukelt den Menschen etwas vor. Eine solche höhere Wirksamkeit unserer Anstrengungen sollte uns auch deshalb ein Anliegen sein, weil in Deutschland im internationalen Vergleich mit einem deutlich überdurchschnittlichen Aufwand ausweislich der Lebenserwartung nur durchschnittliche Ergebnisse erzielt werden. Bestmögliche Wirksamkeit anzustreben, dient insoweit der dauerhaften Verlässlichkeit und der Qualität unseres Gesundheitswesens. Geht es um eine Verbesserung der Wirksamkeit medizinischer und pflegerischer Leistungen, wird zu Recht immer wieder eine bessere Verzahnung der verschiedenen Versorgungsbereiche gefordert. Aber auch über die Notwendigkeit, durch „Preissignale“ das Kostenbewusstsein aller Beteiligten zu stärken, ohne den solidarischen Charakter unseres Gesundheitswesens in Frage zu stellen, muss ernsthafter als in der Vergangenheit gesprochen werden.