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Brain Gain

Innovative Zuwanderungspolitik in der Stadt der Zukunft

Am 11. Juni fand im Auswanderermuseum BallinStadt im Hamburger Stadtteil Veddel ein Gesprächsabend zum Thema "Innovative Zuwanderungspolitik" in der Veranstaltungsreihe "Stadt der Zukunft - Zukunft der Stadt" statt. In Zusammenarbeit mit dem U.S. Generalkonsulat Hamburg und dem BWA sowie der KAS-Kommunalakademie lud das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Hamburg zum Fachvortrag von Darrell West von der Brookings Institution mit anschließender Podium- und Publikumsdiskussion ein.

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Kurz vor der endgültigen Abreise in die Neue Welt, das neue erhoffte Glück zum Greifen nah, waren die Auswandererhallen Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts für tausende Auswanderer aus Mittel- und Osteuropa der Hafen der Träume - the „port of dreams“. So lag es nahe, die Diskussionsveranstaltung "Brain Gain - Innovative Zuwanderungspolitik in der Stadt der Zukunft" im heutigen Erlebnismuseum BallinStadt, den ehemaligen Auswandererhallen, durchzuführen. Heute steht Hamburg stellvertretend für viele andere Städte in Deutschland symbolhaft für Zuwanderer aus allen Teilen der Welt für die Hoffnung auf ein besseres Leben. So unterstrichen sowohl Volker Reimers, Leiter des Auswanderermuseums BallinStadt, als auch US Generalkonsulin Nancy Corbett die symbolische Bedeutung des Veranstaltungsortes am südlichen Elbufer Hamburgs.

Bereits in ihrer Einführung ging Generalkonsulin Corbett auf die Migrationsgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ein, die seit ihrer Gründung immer schon ein Einwanderungsland sind. In den USA sei das Thema Migration überwiegend positiv besetzt, aber es gäbe auch sehr kontroverse Debatten, beispielsweise hinsichtlich der Integration von so genannten „Undocumented Immigrants“ etwa aus Süd- und Mittelamerika, so die Generalkonsulin weiter. Europa und die USA, aber auch andere Weltregionen wie etwa Südostasien seien aktuell mit großen Migrationsbewegungen konfrontiert. In den öffentlichen Debatten werde häufig auf die Herausforderungen und Probleme verwiesen, die mit den Einwanderungsländer verbunden seien.

Darauf ging schließlich auch Darrell West von der Brookings Institution ausführlich ein. Zu Beginn seiner Ausführungen betonte er, dass die Migrationsthematik zunehmend an Bedeutung in vielen Ländern gewinne. Bereits in seiner Monographie „Brain Gain: Rethinking US Immigration Policy“ aus dem Jahr 2011 griff West das Thema auf, um basierend auf Fakten nicht zuletzt insbesondere die wirtschaftlichen Vorteile von Zuwanderung herauszuarbeiten. Dabei gibt West zu bedenken, dass die Integrationskosten viel geringer seien, als von der Öffentlichkeit vermutet. Migration sei unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten überwiegend von Vorteil für die Arbeitsmarktpolitik, nicht zuletzt insbesondere für den Niedriglohn- und Niedrigqualifikationssektor. Hinzu hat sich jüngst in den USA und ebenso in Deutschland das Problem entwickelt, dass qualifizierte Fachkräfte im IT- und Gesundheitssektor fehlten. In diesen Sparten sind beide Länder massiv auf (hoch-)qualifizierte Zuwanderung angewiesen. Angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland und Europa kam Darrell West nicht überraschend zum Schluss, dass das Thema 'Zuwanderung' auch zukünftig ein zentrales Thema in der tagespolitischen Debatte bleiben wird und es die große Aufgabe von Politik und Gesellschaft ist, eine gezielte Migrationspolitik mit einer umfassenden Integrationspolitik zu verbinden.

Bei warmen, frühsommerlichen Temperaturen waren rund 80 Zuhörer der Einladung von KAS und US Generalkonsulat ins Veddeler Auswanderermuseum gefolgt, um mit dem Gastredner aus Washington, Darrell West, sowie den Hamburger Fachleuten Fragen zur Zuwanderung und Integration, Ausbildungspolitik und Fachkräftemangel zu diskutieren.

Mit den Teilnehmern diskutierten die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien, Birte Steller (BASFI), Senator a.D. Ian Karan sowie der stv. Hauptabteilungsleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Politik und Beratung, Nico Lange. Karin Prien betonte, dass es die Pflicht Deutschlands sei, als Aufnahmeland den Migranten so gut es geht ihre Integration zu erleichtern. Dazu gehören maßgeblich eine bessere soziale, psychologische und schulische Betreuung der Migranten sowie die Erleichterung bürokratischer Maßnahmen bei der Einreise bzw. Arbeitserlaubnis für MigrantenInnen. Der aus Sri Lanka stammende Unternehmer Ian Karan, der mit jungen Jahren nach Deutschland kam, um zunächst als Tellerwäscher zu arbeiten, diente den Zuhörern als Erfolgsmodell für gelungene Integration und Aufstieg in Deutschland. Die Chance in Deutschland überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen, war für Karan die Möglichkeit sich hochzuarbeiten und heute als ein erfolgreicher Unternehmer Hamburgs zu agieren. Er sei Deutschland dafür heute noch sehr dankbar. Birte Steller von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) unterstrich die wichtige Funktion von ehrenamtlichen Netzwerken, die die Integration von Migrantinnen erleichtern soll. Dabei nennt sie als Beispiel das von ihr von 2009 bis 2013 geleitete Hamburg Welcome Center, welches eine zuwanderungsfreundliche, zweisprachige Ausländerdienststelle für Hamburgs Neubürgerinnen und Neubürger ist. Das Welcome Center habe sich hauptsächlich zur Aufgabe gemacht, über die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen zu beraten und mit „Make it in Hamburg“ bei der Vermittlung von Zuwandernden in Praktika, Ausbildung und Arbeit zu unterstützen. Diese Anlaufstellen für Migranten, so Steller, müssen in der Gesellschaft in den Vordergrund gestellt werden und es müsse das Klischee überwunden werden, dass die Mehrheit der Einwanderer in Deutschland arbeitslos sei. Im Gegenteil, ca. 95% der MigrantInnen, betonte Steller, seien bereit eine Arbeitsstelle anzunehmen und die Chance auf (Weiter-)Bildung wahrzunehmen. Insgesamt waren sich alle Panellisten einig, dass insbesondere die Sprache integraler Bestandteil von Integration ist. Dies gelte vor Allem in die Einbindung von Migranten in den Arbeitsmarkt.

Mit einem kurzen Schlusswort von David Patrician ging die Frage-Antwort-Runde zu Ende. Allen Diskutanten waren sich darin einig, dass Deutschland erst am Anfang einer intensiven, alle Bevölkerungs- und Gesellschaftsschichten durchdringenden Diskussion steht. Die Veranstaltung in Hamburg hat einen Beitrag dazu geleistet, dass die Debatte verstetigt wird. Das weitergehender Gesprächsbedarf besteht, zeigte die fortgesetzte Diskussion zwischen Publikum und Fachleuten beim anschließenden informellen Get-together.

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Dr. Karolina Vöge

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