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Korvettenkapitän Elmar Bornkessel berichtete von der EU–Anti-Piraten-Operation Atalanta am Horn von Afrika. Das deutsche Interesse an einer Eindämmung der Piraterie besteht insbesondere am Schutz einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Ausgangspunkt der Piraten ist Somalia, ein failed state, der sich seit 1991 im Bürgerkrieg befindet. Ohne jegliche staatliche Kontrolle oder Staatsgewalt bietet das Land sichere Häfen für die Piratenbande. Die EU-Mission Atalanta basiert auf mehreren UN-Resolutionen aus dem Jahr 2008. Hauptziel ist der Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms, die über eine Million Menschen im Osten Afrikas mit Nahrungsmittel versorgen. Die freien Kapazitäten der Mission dienen dem Schutz der allgemeinen Schiffahrt. Das Einsatzgebiet der Mission entspricht der 15fachen Größe Deutschlands, weshalb nur ein Bruchteil des Gebietes ständig überwacht werden kann. Oftmals dauert es mehrere Stunden bis ein Schiff das Einsatzgebiet erreicht. Die Piraterie nimmt weiterhin zu. So gab es im Jahr 2010 ca. 450 registrierte Piratenattacken, 1016 Seeleute befanden sich im letzten Jahr als Geiseln in den Händen der Piraten. Aktuell befinden sich 30 Schiffe in den Händen der Piraten. Deren Aufenthaltsorte sind durchaus bekannt, da die Marine regelmäßig Aufklärung aus der Luft betreibt. Ziel der Piraten, ehemalige Fischer und Kriminelle, ist es, Lösegeld zu erhalten. Nachdem die Geldbomben per Flugzeug abgeworfen wurde, verlassen sie das Schiff ohne weiteres: „Das sind Geschäftsleute, auf die man sich verlassen kann.“ Die Piraterie ist ein gutes Geschäft, an dem viele verdienen: neben den Piraten u.a. private Sicherheitsfirmen, Versicherungen. Die UN geht von einem jährlichen Gesamtschaden von 7 Mrd. € aus. Maßnahmen gegen Kaperung sind der Transit im Rahmen eines Konvois, Draht, Wasserschläuche und Schallkanonen auf den Schiffen und vor allem der so genannte Schutzraum (Zitadelle), in den sich die Mannschaft im Fall einer Kaperung zurückzieht. Der internationale Militäreinsatz ist erfolgreich, aber er ist keine Lösung des Problems. Dafür braucht es den Aufbau staatlicher Strukturen in Somalia, vor allem die Schaffung einer Küstenwache.
Dirk Max Johns vom Verband Deutscher Reeder machte deutlich, dass die Piraten eigentlich keine Schiffe kapern, sondern Menschen entführen. Die Ladung spielt keine Rolle, selbst Kriegswaffen sind denn die Piraten gleichgültig, mit dem Öl auf Tankern können Sie gar nichts anfangen. Aktuell gibt es 686 entführte Seeleute. Einer der wichtigsten Handelswege der Welt wird bedroht, die Seeleute haben Angst. In den letzten zwei Jahren wurden 14 deutsche Schiffe gekapert. Sie sind häufig Opfer Attacken. Grund hierfür ist zum einen, dass die deutschen wirkliche Verhandlungen führen, um ihre Seeleute zu schützen. Die Schiffe der drittgrößten Handelsflotte der Welt sind zudem sehr häufig auf der Route unterwegs. Der Eigenschutz der Mannschaften ist nur passiv. Die Bewaffnung der Mannschaften lehnt man ab. Die Wünsche der deutschen Reeder sind zum einen die Ausweitung der besonders geschützten Korridore und die Schaffung eines neuen Nord-Süd-Korridors, von den arabischen Häfen zur afrikanischen Ostküste, wo die deutschen Schiffe oft unterwegs sind. Zum anderen wünschen sich die Reeder kleine bewaffnete Trupps von 5-10 Personen an Bord der Schiffe, hoheitliche Gruppen in Uniform. Beim Welternährungsprogramm funktioniert diese Maßnahme einwandfrei. Das Hauptproblem in Deutschland ist der Zuständigkeitsstreit: Piratenbekämpfung ist eigentlich eine Polizeiaufgabe, aber die kann das nicht. Die Marine kann, darf aber nicht wirklich.