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„Die russische Propaganda wird Putin auf jeden Fall als Sieger dastehen lassen“

de Christoph Bors, Elisa Walke
Anlässlich der in Russland stattfindenden Fußball-WM veranstaltete das Politische Bildungsforum Niedersachsen eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Andrey Gurkov, Russlandexperte der Deutschen Welle, um über die aktuellen politischen Rahmenbedingungen des WM-Gastgeberlandes zu informieren und zu orientieren.

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Der in Moskau geboren Journalist Andrey Gurkov begann mit einem einen kurzen, lebensnahen Überblick seiner Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen in Russland, sodass die Zuhörer am Ende noch viel Zeit hatten Fragen zu stellen. „Wir werden bei der Fußballweltmeisterschaft nur die saniertesten, saubersten und modernsten Städte Russlands zu sehen bekommen“, prophezeite er. Besonders mit Sotchi, dem Lieblingsprojekt von Präsident Putin, sei eine Vorzeigestadt erbaut worden. Auch die Hauptstadt Moskau habe sich gewandelt: nun gäbe es viele Cafés und Bars und bis zur WM sogar durchweg mit freiem W-LAN. Der Kontrast zwischen ländlichem und städtischem Russland verschärfe sich dadurch allerdings noch weiter.

Fußball Weltmeisterschaft in Russland

Weiterhin strittig sei dagegen, ob deutsche Politiker nach Russland zur WM reisen sollten. „Die Propaganda wird auf jeden Fall Putin als Sieger dastehen lassen. Bilder von Putin mit Ronaldo und Messi haben eine riesige Außenwirkung.“, merkte er an. Dabei gelte es auch, die Schwäche der eigenen Mannschaft zu überspielen, deren Ziel es sei, die Gruppenphase zu überstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, könnte wohlmöglich auch zu nicht legalen Methoden gegriffen. Das begründete Gurkov mit dem in Russland stark vorhandenen Siegerkult. „Bei den olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi hat man Staatsdoping verordnet, um bei Olympia im eigenen Land im Medaillenspiegel an erster Stelle stehen zu können.“

Der Referent widmete sich auch der Frage, warum Putin in Russland so populär ist. Vor der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 wäre Russland noch nie so wohlhabend gewesen wie unter Putin. Dafür gesorgt haben auch Vorarbeit aus den 90ern sowie eine große Steuerreform und ein steigender Ölpreis. Allerdings erreichten die Zustimmungswerte erst 80% als Putin 2014 die Krim eroberte. „Die Russen definieren sich über militärische Stärke, was nun gleichzeitig mit der Entfremdung vom Westen und einer Zuwendung zu Asien einhergeht.“ Hinzukomme, dass Opposition in Russland generell im kritischen Kontext, teilweise sogar als Beleidigung verstanden werde.

Auch habe es nach der Annexion der Krim 2014 ein Mentalitätswechsel ergeben: Das Gefühl, dass man anschließend den Russen etwas wegnehmen will, kam mit der Eroberung der Krim zum Vorschein. Es wirke, also ob Putin das Land zurück möchte, was nach 1991 verloren war. „Putin hat den Ehrgeiz, in die Geschichte einzugehen, sei es mit der WM, einem Bauprojekt oder der Eroberung der Krim.“, merkte Gurkov an. Da die Annexion sozusagen am Abend der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Sotchi 2014 stattfand, vermittelte er die pessimistische Perspektive, dass die zur WM erwartete, offene und gastfreundliche Haltung Russlands wieder weichen könnte, weil Anlass zur Zurückhaltung mehr besteht.

Weitere Probleme Russlands

In der weiteren Diskussion verortete Gurkov große Probleme Russlands im schlechten Bildungsniveau sowie die nicht ausreichende medizinische Versorgung, selbst in den größeren Städten. Das läge zum einen an dem mangelnden Respekt dem Lehrpersonal gegenüber, die sehr schlecht bezahlt würden, als auch an der schlechten technischen Ausrüstung von Schulen sowie Krankenhäusern.

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