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„Die Nummer auf deinem Unterarm ist so blau wie deine Augen“

de Brigitta Triebel
Denktagveranstaltung in Lüneburg mit Eva Umlauf

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„Du warst ein Zeichen des Lebens in einer Zeit der Verfolgung und des Todes“ Diesen Satz hörte Eva Umlauf, wenn sie ihre Mutter Agnes nach ihrer Geburt fragte. Denn Eva Umlauf war das erste Kind, das in Nováky, einem Arbeitslager für Juden in der Slowakei, zur Welt gekommen ist. Von Nováky fuhren die Züge in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Anfang November 1944 bestieg Eva Umlauf als Zweijährige einen dieser Züge.

In Auschwitz waren die Überlebenschancen für Eva Umlauf gering. Anfang 1945 litt das kleine Kind an Tuberkulose, Bronchitis, Rachitis und Hungerödeme. „Das hätte für mehrere Todesdiagnosen gereicht“, sagt die heutige Kinderärztin Eva Umlauf. Ein Häftlingsarzt gab damals der Mutter Agnes mit auf den Weg: „Vergessen Sie das Kind, es wird nicht leben.“

Doch Eva Umlauf und ihre Mutter überlebten. Drei Monate nach der Befreiung durch die Sowjetarmee kam im April 1945 Evas Schwester Nora noch auf dem Gelände von Auschwitz zur Welt. Was ihre Mutter da noch nicht wusste: Am 20. März 1945 war ihr Mann, Evas und Noras Vater, Imrich Hecht, in der Außenstelle Melk des KZ Mauthausen an einer Blutvergiftung gestorben. Auch ihre Mutter, die Großeltern und alle drei Geschwister hatte das NS-Regime ermordet.

Die Nummer, die die Nationalsozialisten Eva Umlauf in Auschwitz - mit gerade einmal zwei Jahren - tätowierten, ist für sie ein „persönliches Mahnmal“ und Auftrag zugleich: Sie will, dass die Täter- und Opferperspektiven verstanden werden, um erneutes persönliches Leid und gesellschaftliche Zivilisationsbrüche zu verhindern.

Auch wenn sie „keine kognitiven Erinnerungen“ an den Holocaust hat, so habe sie doch viel „Unbewusstes erhalten“. Ihr Leben in der faschistischen Diktatur bis 1945 und in der kommunistischen bis 1967, in dem Jahr ging sie nach München, hat sie mit der Journalistin Stefanie Oswalt in einem Buch aufgearbeitet. Nach zwei Jahren intensiver Forschungen und auf Grundlage der gesammelten Unterlagen entstand das Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“.

In Lüneburg las Eva Umlauf aus ihren Erinnerungen. Sie sprach darüber, wie sehr die Narben der Vergangenheit weiterhin wirken und von einer Generation zur anderen weiter gegeben worden sind. Deshalb plädierte sie dafür, dass es bei Menschen aus Opfer- und Täterfamilien bis heute einer deutlichen Bewusstwerdung über diese Narben bedarf, um in Zukunft Gewalt, Massenmord und Entmenschlichung zu verhindern.

Die Lesung und das anschließende Gespräch mit Eva Umlauf folgten im Museum Lüneburg 120 Besucherinnen und Besucher. Den Abend musikalisch begleiteten Christiane Frey (Querflöte) und Stefan Metzger-Frey (Flügel). Sie spielten Werke von jüdischen Komponisten und Komponistinnen. Das Bildungsforum Niedersachsen hat die Veranstaltung in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lüneburg und dem Moderator Prof. Dr. Uwe Tewes verantwortet.

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