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„Die DDR ist in der Moderne angekommen.“ Bei diesen Worten hörten die rund 60 Schülerinnen und Schüler sowie Vertreter des Lehrerkollegiums des Kurt-Schwitters-Gymnasiums in Hannover-Misburg besonders aufmerksam zu. Die Schüler, welche allesamt der Oberstufe angehören, sind sogar eigens aufgrund des Vortrags an diesem Vormittag in die Schule gekommen, da sie eigentlich zu Abiturvorbereitungszwecken freigestellt waren.
Hinter der Aussage von Michael Wildt, diplomierter Theaterwissenschaftler und ehemaliges Mitglied des Neuen Forum, steht die Tatsache, dass die DDR unter der politischen Führung von Erich Honecker versuchte, nach außen den Anschein großer Modernität zu erwecken, der nüchtern betrachtet nicht existent war. Während das Ministerium für Staatssicherheit immer häufiger verstärkt in den Alltag jedes einzelnen einzugreifen sucht, bemühen sich bis 1989 immer mehr Menschen einen Ausreiseantrag zu stellen, was mit einem Mangel an Arbeitskräften sowie einem daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteil verbunden war.
Informativ und authentisch schilderte Wildt seine erlebte Geschichte. Er berichtete von „Nieten in Nietenhosen“, wie die SED die Träger von westlichen Jeans nannte; dem US Parka, der Jugendliche zum „King“ gemacht hat; zugemauerten Häusern aus Mangel an Baumaterialien und einer Liebe zu einer Frau, die gegen ihren Willen als Spitzel agieren musste. Trotz allem entschied er sich gegen eine Auswanderung, denn „weg gehen hilft nicht“. Stattdessen wäre es wichtig gewesen, den Staat „von innen zu reformieren.“ So nahm er in Leipzig an den Montagsdemonstrationen teil, schloss sich 1989 dem Neuen Forum an und war später aktiv an der Friedlichen Revolution beteiligt.
Im Anschluss an den Vortrag bot der Referent die Möglichkeit zur Diskussion, welche von den Schülern, ebenso wie die Ausstellung, mit großem Interesse angenommen wurde.
Katharina Heckh