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Was bedeutet uns der 20. Juli 1944?

Die Stauffenberg-Ausstellung an niedersächsischen Schulen

Was bedeutet uns der 20. Juli 1944? Unter diesem Motto zeigte das Bildungswerk Hannover die Ausstellung „Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der Umsturzversuch des 20. Juli 1944. Eine Dokumentation der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin und der Stiftung 20. Juli 1944“ an niedersächsischen Schulen. Mit dieser Frage beschäftigten sich auch die Einführungsveranstaltungen am Viktoria-Luise-Gymnaisum in Hameln, an der Humboldtschule Hannover, am Bernhard-Riemann-Gymnasium in Scharnebeck bei Lüneburg und an dem Gymnasium Ernestinum in Celle.

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Links und Berichte zur Veranstaltung:

Vor 70 Jahren, am 1. September 1939, entfesselte Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen. Es dauerte fast sechs Jahre, bis der Nationalsozialismus besiegt werden konnte. Um den Krieg und den Mord an den Juden und an Zivilisten in den besetzten Ländern zu beenden, hatten sich die Männer des 20. Juli 1944 unter der Führung von Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenbergs erhoben und mehrfach vergeblich versucht, Hitler zu töten. Sie waren in ihrer Mehrzahl Wehrmachtoffiziere, und durch den Film „Operation Walküre“ mit Tom Cruise wurden sie in diesem Frühjahr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

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Podiumsdiskussion mit der niedersächsischen Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (Mitte). Im Bild außerdem der Schulsprecher Jan Zimmermann (links) und der Moderator Sascha Sommer (rechts).

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Dr. Axel Smend und Annette von Schlabrendorff

Mit der Ausstellung will das Bildungswerk Hannover nicht allein an ein wichtiges Ereignis der deutschen Geschichte erinnern, sondern diese Männer und ihre Familien, ihre Zweifel und Ängste, ihr Leiden und ihren Mut, in der heute noch strahlenden Kraft sichtbar machen, dass wir über sie reden und diskutieren. Denn sie zeigen uns nicht nur, was das Leben unter der Diktatur bedeutet, wie wichtig es ist, eine eigene Meinung zu bewahren, und wie schwer es ist, gegen die Mehrheit zu stehen. Das Denken und Handeln der Männer des 20. Juli 1944 drehte sich um Fragen von zeitloser Bedeutung, die heute noch zählen. Es ging um die keineswegs leicht zu beantwortende Frage, ob Widerstand auch gerechtfertigt ist, wenn Unschuldige darunter zu leiden haben; um die Verantwortung, die ein Mensch gegenüber seiner Familie trägt; um die Frage, wie man Ziele verfolgt, ohne die Gemeinschaft in Gefahr zu bringen; nicht zuletzt um die Überwindung von Ängsten und Zweifeln und den Mut, sich unter Inkaufnahme der Konsequenzen für eine Sache einzusetzen. Schließlich – und das ist ein übergreifendes Merkmal des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus - um die Kraft, die der christliche Glaube und der Rückhalt durch die Familie in ernster Lage verleihen können. Deshalb finden wir bei den Männern des 20. Juli 1944 auch heute noch wertvolle Anregungen.

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Die Ausstellung in der Humboldtschule Hannover

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Die Schüler hören gespannt zu

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Dr. Axel Smend, Vorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944

Unter den über 1300 Schülern und Lehrern, die an den Einführungsveranstaltungen teilnahmen, zeigten sich viele von den persönlichen Berichten der Angehörigen von Männern des 20. Juli 1944 beeindruckt: Dr. Axel Smend, Vorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944, dessen Vater als Mitverschwörer im Gefängnis Berlin-Plötzensee ermordet wurde; Hanno Graf von Kielmansegg, dessen Vater verhaftet und vernommen wurde und – bis heute weiß man es nicht genau – aufgrund persönlicher Intervention eines hohen SA-Führers bei Himmler wieder freikam und später Oberbefehlshaber der NATO wurde; Volker Hayessen, dessen Vater Egbert Hayessen als Verbindungsoffizier der Verschwörer im Berliner Bendlerblock zum Berliner Polizeipräsidenten fungierte und hingerichtet wurde; die Enkelin des Bundesverfassungsrichters Fabian von Schlabrendorff, der einer Verurteilung durch den „Blutrichter“ Roland Freisler vor dem Volksgerichtshof in Berlin nur durch Glück entging.

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Hanno Graf von Kielmansegg, Generalmajor a.D.

Sie gaben den Schülerinnen und Schülern nicht nur einen Überblick zu den historischen Ereignissen, sondern auch bewegende Einblicke in das bis heute kaum diskutierte Schicksal der Familien der Männer des 20. Juli 1944 und die Folgen der durch die Nationalsozialisten verhängten „Sippenhaft“. Die Familien wurden oft getrennt und in Lager verschleppt, und niemand will sich vorstellen, was hätte passieren können, wäre der Krieg nicht rasch beendet und die Frauen und Kinder befreit worden. Es fällt den Angehörigen bis heute nicht leicht, über die persönlichen Erlebnisse zu sprechen, und das spürten die Schüler und brachten ihren Respekt für die spannenden Berichte auch in Nachfragen zum Ausdruck. Als zentraler Aspekt dominierte die Frage nach den Motiven der Männer und Frauen des 20. Juli 1944, und warum ihr Denken und Handeln heute noch wichtig für uns sind.

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Volker Hayessen im Gespräch mit Schülern

Warum interessiert man sich eigentlich für den 20. Juli 1944? Die Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann hatte schon als junges Mädchen von dem Attentat und den vermeintlichen „Verräter“ gehört; sie fragte nach, war neugierig und wollte mehr darüber wissen. Wie sich Menschen langsam immer mehr in die Diktatur verstricken, hineinrutschen, könne man am Beispiel des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gut verfolgen, so die Ministerin. Das Thema müsse nicht nur in den Schulen behandelt werden, sondern auch darüber hinaus. Ein Beispiel dafür lieferte Annette von Schlabrendorff, Studentin in Berlin, die einen Jugendworkshop der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 organisiert, der sich mit der nationalsozialistischen Weltanschauung beschäftigt. Welche aktuellen Fragen sich aus der Beschäftigung mit den Männern des 20. Juli 1944 ergeben können, zeigte Jan Zimmermann, Schulsprecher des Viktoria-Luise-Gymnasiums: Können und wollen wir heute, so fragte er seine Mitschüler, wie die Männer um Stauffenberg damals, noch „Helden“ sein? „Würdet Ihr Euch mit Leib und Leben für unsere Demokratie einsetzen?“

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