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Europa und der Erste Weltkrieg:

Geschichte von gestern oder Mahnung für heute?

Zum aktuell viel diskutierten Thema hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Rheinland-Pfalz, namhafte Experten eingeladen, um mit den Gästen ins Gespräch zu kommen.

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Marita Ellenbürger betont in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung der Weitergabe der Geschichte für die Nachwelt. Was geht uns der Erste Weltkrieg an? So viel wie der Zweite Weltkrieg! Wir leben 70 Jahre im Frieden in Deutschland, sind 25 Jahre vereint; wir sind die Glücklichen und daraus erwächst eine Verantwortung; wir müssen diese Verantwortung für unserer Kinder und Enkel sowie für unsere Nachwelt übernehmen. Es ist unsere Verantwortung für Nachhaltigkeit zu sorgen.

Sven Felix Kellerhoff betont in seiner Rede, dass es nicht Ziel sei, die Geschichte glattzubügeln und stattdessen eine Diskussion mit Widersprüchen zu produzieren. Man müsse sich auch mit schmerzhaften Dingen befassen, nicht nur mit dem Konsens.

Ingo Espenschied: Europa und der Erste Weltkrieg - Die Friedensbotschaft von Fiquelmont

Ingo Espenschied unterstreicht die Bedeutung der Widersprüche, denn auch der erste Weltkrieg sei voller Widersprüche; wer sich mit dem ersten Weltkrieg befasst, sieht immer wieder auch Inseln der Hoffnung neben all den Gräueln – hiervon sei zu berichten. Die Friedensbotschaft von Fiquelmont sei ein Beispiel dafür: „Utopie und mögliches Eden ist ein vereintes Europa!“ schrieben in Frankreich kämpfende deutsche Soldaten in ihrer Botschaft – die sie für die Nachwelt in einer Flasche versteckten. Das und viele andere Aspekte des Ersten Weltkrieges hinsichtlich des Verlaufs zum einen und der Überwindung der Feindschaft zum anderen präsentiert Ingo Espenschied im Dokulive-Format, eine multimediale Präsentation mit Bildmaterial, faszinierendem original-Tonmaterial – wie die Ansprache Kaiser Wilhelms II zum Kriegsbeginn und einzigartigem Filmmaterial aus den ersten Tagen des Krieges.

Anna Michel berichtete über das Treffen von 100 deutschen und französischen Jugendlichen anlässlich der offiziellen Gedenkveranstaltung am 3. August 2014 am Hartmannswillerkopf, wegen der blutigen Schlachten im Ersten Weltkrieg auch „Der Menschenfresserberg“ genannt. Bundespräsident Gauck und Präsident Hollande gedachten der gefallenen Soldaten beider Seiten. Die Jungendlichen haben eine eigene Friedenbotschaft verfasst, die Anna Michel verlas. „Überwinde deine eigenen Grenzen!“ ist der Appell der Jugendlichen an die Nachwelt.

Prof. Dr. Andreas Rödder: Das europäische Trauma

Aktuell rückt der erste Weltkrieg aufgrund des 100. Jahrestages wieder stärker in die öffentliche Diskussion. Wieder wird die Frage diskutiert, wer schuld am Ersten Weltkrieg sei, nicht wissenschaftlich, eher von einer moralischen Warte aus gesehen. In der Diskussion erkennen wir vor allem den ersten Weltkrieg als gesamteuropäisches Trauma, das durch drei Hauptaspekte gekennzeichnet ist: erstens der Massenkrieg, das Töten wird entpersonalisiert und anonymisiert, zweitens bringt der technische Fortschritt eine Veränderung der zeitgenössischen Wahrnehmung mit sich und schlägt durch den Weltkrieg ins Negative um wobei Europa die weltweite Vormachtstellung verliert. Drittens hörten nach dem Ersten Weltkrieg die Vielvölkerreiche auf zu existieren, es bildeten sich neue Länder, vor allem aber blieb Osteuropa instabil.

Heute sehen wir, u.a. in der Ukraine, dass diese Regionen teils noch mehr als Deutschland unter den Weltkriegen gelitten haben; der durch die europäische Einigung geregelte Umgang mit Minderheiten und der Umgang zwischen Staaten macht einen Krieg zwischen den europäischen Staaten heute undenkbar – dies ist die große historische Leistung Europas. Aus der Julikrise von 1914 möchte man gerne Lehren ziehen. Die Wahrheit ist jedoch, man kann viele verschiedene Lehren ziehen und keine, die einem einen Leitfaden geben könnte, wie man heutige Krisen lösen kann.

Richard Stock: Die Europäische Union - Überwindung des Traumas?

Europa versuchte auch zwischen den Weltkriegen eine Einigung zu erzielen, jedoch scheiterte das Vorhaben, das sich teils auch aus der Zivilgesellschaft heraus entwickelte, in der Regel an der wirtschaftlichen Krise. Der Ursprung der Europäischen Integration, die sich nun durchsetzt ist eine Politik des Schenkens, die darauf basiert sich gegenseitig ein Vertrauenskapital einzuräumen. Vertrauen ins deutsche Volk war auch das Verständnis de Gaulles, der Eckstein der heutigen Europäischen Union. Und auch ferner müssen wir von der Logik nehmen-ablehnen-bewahren zu einer Logik von geben-bekommen-zurückgeben übergehen.

Die anschließende, rege Diskussion vertiefte einzelne Aspekte des zuvor gesagten und brachte gerade sehr persönliche Perspektiven der Beteiligten auf die europäische Integration allgemein und speziell die deutsch-französische Freundschaft ins Gespräch.

Marita Ellenbürger fasst in ihrem Schlusswort die Diskussion und die Vorträge zusammen in der Maxime, unser Handeln müsse für die Demokratie und gegen das Vergessen ausgerichtet sein.

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