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Dr. Wolfgang Bergmann, Kinder- und Familientherapeut sowie Autor („Warum unsere Kinder ein Glück sind“, „Gute Autorität“) führte den Abend mit seinem Referat zum Thema „Jungs in der Krise? Wie wir ihnen Bindung und Halt geben können“ weiter. Durch das Fehlen väterlicher Vorbilder, bedingt durch den Charakter des modernen Mannes, können kleine Jungen nicht mit ihrer Männlichkeit vertraut werden. Diesen modernen Vätern, so Dr. Bergmann, fehle die Eindeutigkeit und Verlässlichkeit sowie die Einbindung des Handelns ins gesellschaftliche Umfeld. Sie leben in einer Weltwirtschaft, die Ungewissheit in sich birgt, haben ihre eigene Zukunft nicht mehr im Griff und sind selber zerrissen. Die Werte der Väter sind zerfallen, sie gelten nicht mehr und folglich können auch Kinder nicht mehr davon profitieren. Aber: „Sie haben gleichzeitig eine Sehnsucht danach.“
Die Krise von Jungen verstärkt sich noch zusätzlich durch die Verweiblichung der Pädagogik: die ständige Zurücknahme der Aktivität von Jungen macht sie nervös, aggressiv und verhaltensauffällig, sie können ihre eigene Durchsetzungsfähigkeit und Körperlichkeit nicht mehr erfahren und werden in ihrer eigenen Männlichkeit nicht gesichert. Bergmann weiter: „Kleine Jungen wollen aber die Welt mit ihrem Glanz überstrahlen, wollen, dass die Welt vor ihnen erzittert.“ Stattdessen bietet das ständig pädagogisch betreute Leben heute keine Alternativen und keinen Raum mehr für die Selbstschaffung eines Wahrnehmungsganzen. Moderne Kinder leben ohne Großfamilie oder Nachbarschaftsverbände, „das Warten auf den natürlichen Gang der Dinge fehlt heute, alles wird mit pädagogischen Konzepten begleitet“, meint der Therapeut. In der isolierten Kleinfamilie dominiert einzig die Mutter („Mama-Ego“), zu deren Selbsterfüllung es gehört, dass es ihr gut geht, wenn ihre Bedürfnisse befriedigt werden.
Diese Bedürftigkeit wird in modernen Beziehungen immer wieder neu austariert: werden Bedürfnisse nicht mehr befriedigt, so steht eine Trennung ins Haus und die für das Kind so wichtigen Stützen gehen hierdurch verloren. Laut Bergmann rückt in dieser Einheit nun das Kind in das Zentrum der Familie. In der Dreierrolle spielen die Väter dann meist nur eine untergeordnete und unbedeutende Rolle, sie werden schwach, die Kinder haben keine Sicherheit mehr im geborgenen Raum des Väterlichen. Das Väterliche zerfällt hierbei ins Subjektive und Objektive. Väter sind aber nicht nur Vorbilder, sondern eben auch Sehnsuchtsbilder und Vorbilder des ordnenden und bezwingenden Lebens, die den Jungen fehlen, da die Mutter stets weich und passiv versorgt. Für das Verwöhnen von Kindern gilt nach Meinung Bergmanns: „Verwöhnung ist nicht Liebe, sondern meist das Gegenteil. Werden Kinder als narzisstische Objekte der Eltern behandelt, machen sich die Kinder zu Idolen ihrer selbst und scheitern damit.“
Auch führt die Verwöhnung zu Wettbewerbsangst vor allem bei Jungen. In den Medien (z.B. bei Computerspielen) finden in erster Linie Jungen eine Umwelt, die die Eltern ihnen sonst nicht mehr bieten können. Bergmann hierzu: „Kinder spielen den Traum der kleinen Götter“. Früher orientierten sich Heranwachsende an Idolen im Sinne der moralisch einheitlichen Linie. Heutige Peer-Groups orientieren sich nicht mehr an den einzelnen Mitgliedern, sondern an medialen Figuren, so Bergmann. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern haben moderne Väter, die keine Norm mehr vertreten, nur die Möglichkeit zu sein, was sie sind: mit ihrer Körpersprache und dem „ins Innere des Lebens Eingebetteten“, um die Bedürfnisse ihrer Söhne zu befriedigen. Auch sollten sie aus therapeutischer Sicht das tiefe Bedürfnis nach väterlich bestimmter Autorität und Gehorsam im Sinne des Zuhörens bedienen. „Kinder brauchen keine Wurzeln und keine Grenzen, sondern Bindung und Ordnung. Kinder wollen nicht gleichberechtigt sein, sondern geschützt werden.“, so Bergmann abschließend.
Jürgen Liminski, Redakteur und Autor (u.a. „Die verratene Familie“) näherte sich im Rahmen seines Vortrags „Der Vater – kein Ersatzspieler! Zur Autorität des Vaters in der Familie“ der Rolle des Vaters in der Familie an. Er macht drei notwendige Eigenschaften aus, die man heute im Bereich des Vaterseins unabdingbar braucht:
1.Ausdauer: Eine Fähigkeit, die einzig von der Familie vermittelt wird und auch in der Wirtschaft wertvoll ist.
2.Bekennermut: Da sich nicht die Werte gewandelt haben, sondern die Bekenntnis zu diesen, obliegt es dem Vater die Bekenntnis zum Dekalog als die Abkehr von der Diktatur des Relativismus an die Kinder zu vermitteln.
3.Zuverlässigkeit: Jeder braucht Lebensziele und Visionen – diese zu ordnen ist Aufgabe des Vaters in der Familie.
Zudem ermutigte Liminski zu einer auch gefühlsbetonten Erziehung: „Auch Väter haben Emotionen und müssen sie haben, sonst leidet ihre Vorbildfunktion. Vergebung ist der Ernstfall der Liebe und eine Herzensbildung.“ Liebe, so der Journalist weiter, geht vor Funktionalität („Vater Staat liebt nicht!“) und die Art der elterlichen Zuwendung beeinflusst die kindliche Entwicklung mehr als man gemeinhin denkt. Kinder sollten immer alles fragen dürfen und sich an den Vater wenden können. Auch Väter müssen zuhören, um die Zwischentöne herauszuhören und die Gespräche innerhalb der Familie zu regulieren. Der Vater muss Macht haben, darf sie aber nicht missbrauchen. Zugleich ist er der Garant des familiären Konsenses und Wächter der Solidarität. Als Oberhaupt sollte der Vater Dienste an der gemeinsamen Lebensgestaltung in der Ehe und der Familie wahrnehmen. Zudem sorgt seine Präsenz für Sicherheit: „Er reduziert die Welt auf ein handliches Maß.“
Die gegenwärtigen Missstände innerhalb der Familien durch die gesellschaftliche Atomisierung, die Entfremdung der Familien und die Schwächung des Vaters in der Erziehungsfunktion interpretiert Liminski als „Verlust des klassenlosen Massenmenschen am Vater als Autorität und Vorbild“, da eine Lebensvorbereitung durch den Vater nicht mehr stattfinden kann. Dabei ist es für Kinder so wichtig ein anderes Leitbild als die Mutter vor Augen zu haben, denn die Verschiedenheit von Vater und Mutter erleichtert die Ichfindung und die Identifikation des Kindes mit dem eigenen Geschlecht, da das gegengeschlechtliche Elternteil als Vorbild für die spätere Partnerwahl dient, so Liminski. Und abschließend: „Die väterliche Präsenz ist unbedingt notwendig - das Original, der Stammspieler mit der genetischen Macht, ist unersetzbar.“
Dr. Karin Jäckel, Journalistin und Autorin, widmete sich in ihrem Vortrag der Frage „Hat Kindermangel etwas mit der Heroisierung der alleinerziehenden Mutter und Entwertung der Vaterschaft zu tun?“. Sie stellt hierin fest, dass die rasch wachsende Zahl von Alleinerziehenden nicht nur als eine von vielen Lebensformen betrachtet werden sollte, sondern vielmehr auch eine ideologische Grundhaltung des Geistes damit einherginge. Zudem sei dies, so Dr. Jäckel, eine politisch gewollte Lebensform, die mit der Emanzipation der Frau im Zusammenhang steht und die Selbstverwirklichung als weibliches Recht, ja sogar als weibliche Pflicht erachtet: „Die Alleinerziehung ist die eigentliche und wahre Emanzipation der Frau. Hiermit kann sie sich vom Familienjoch befreien und ihre eigenen Interessen in der Vordergrund stellen“. Die Ausgrenzung des Vaters aus dem Familienleben, so Jäckel weiter, ist zu einer politischen Doktrin geworden, da Frauenförderung als Entzug von Männerprivilegien aufgefasst wird. Gleichzeitig verarmt die Gesellschaft, da das Wesen des Weiblichen ins Gegenteil verkehrt wird. Genderpolitik führte zu einer enormen Verunsicherung: Frauen meinen, sie könnten Mutter und Vater zugleich sein. Zudem werde der beste Kinderschutz häufig in der Kinderlosigkeit gesehen, da mit Kindern stets der Verzicht und das Opfer assoziiert und politisch vermittelt werden. Scheidungen, so die Referentin weiter, seinen heutzutage leichter durchzuführen, als einen Mieter loszuwerden, Frauen werden in die Industrie zurückgeführt, die Einzelfamilie beseitigt. Letztlich leiden immer mehr Kinder unter diesen Missständen, durch die zerbrochenen Familien entstehen Verunsicherungen. Nach Ansicht Jäckels negieren vor allem Mütter zunehmend ihre Vorbildfunktion (u.a. dadurch, dass sie davon ausgehen, dass auch andere die Kinder mit erziehen). „Nach dem Motto `Der Andere muss mir dienen, ich diene mir selbst` wird Kindern nicht mehr das Durchhalten vermittelt, sondern Trennung und Flucht immer als gute Lösung vorgelebt.“ Da die Väter immer häufiger abwesend sind, v.a. durch ihre Erwerbstätigkeit, und Frauen in zunehmendem Maße ebenfalls arbeiten gehen, müssen die Kinder professionell fremdbetreut und in Institutionen aufbewahrt werden. Aber: professionelle Erzieher lieben die Kinder nicht, denn sie sind nicht letztverantwortlich für sie. Die Folgen, nämlich das Fehlen der emotionalen Seite der Eltern und der Weitergabe der Herzensbildung und die daraus resultierenden Schwierigkeiten in der Identitätssuche des Kindes, erachtet die Autorin als äußerst problematisch. Daher mahnt sie dringend dazu beispielsweise im Falle einer Scheidung nicht die Wohltaten für die Erwachsenen zu manifestieren, sondern vor allem die des Kindes: „Für das Kind bedeutet der Verlust eines Elternteils den emotionalen Super-GAU“. Abschließend erinnerte Dr. Jäckel an den Solidaritätsgedanken innerhalb der Ehe und hielt fest, dass „stark zu sein nicht bedeutet, den anderen klein zu machen.“
Die Diplom-Psychologin Beate Kricheldorf behandelte im Rahmen ihres Vortrags die Frage „Stimmt das Weltbild von Männern als Tätern und Frauen als Opfer?. Sie gab zu bedenken, dass vor allem durch die Überstrapazierung der Gewaltthematik die Problemlage an sich häufig nicht mehr ernst genommen wird. Bei häuslicher Gewalt, so Kricheldorf, werde immer davon ausgegangen, dass diese männlich und physisch ist. Aber: es gibt auch weiblich, meist psychische, Gewalt. Die Statistiken besagen, dass bezüglich der außerhäuslichen Gewalt die Zahl der männlichen Täter überwiegt, die häusliche Gewalt hingegen (z.B. Kindesmisshandlung oder Misshandlung von alten Menschen) ist statistisch eine Frauendomäne. Allerdings wird hier ein Tabu gestreift, so die Diplom-Psychologin: „Frauen als Täter sind ein Tabu, allenfalls dürfen Männer als Opfer beschrieben werden.“ Die im komplexen Bereich der Gewalt in der Regel stattfindende Täterfokussierung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Opfer wurde im häuslichen Bereich zunehmend umgekehrt, in Teilen – nach Ansicht der Referentin - auch übertrieben: „Der Frauenschutz ist breitgefächert und sehr intensiv, ein Opferschutz für Männer hingegen existiert nicht.“ Auch die mangelnde Inblicknahme der strukturellen Gewalt (z. B. in der Berufswelt) zu Ungunsten von Männern, da diese in der Arbeitswelt nach wie vor als privilegiert gelten, und die Gewalt innerhalb des eigenen Geschlechts bewertet Kricheldorf kritisch. Strukturelle Gewalt gegen Männer zeige sich auch von politischer Seite, so die Diplom-Psychologin weiter, in der als Frauenpolitik organisierten Familienpolitik. Hier werden dem Mann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht zugeordnet sondern lediglich für Frauen diskutiert: „Will sich ein Mann an der Erziehungsarbeit beteiligen, so ist ihm dies nur in dem Maße möglich, wie die Frau dies zulässt.“ Zusammengenommen lässt sich demnach in vielen Bereichen eine Diskriminierung von Männern und Jungen konstatieren, eine politische Emanzipationsforderung von Seiten der Männer ist nach Auffassung Kricheldorfs sicherlich notwendig und angebracht. Auch in der familienrechtlichen Praxis, in der die Referentin tätig ist, kann von einer Gleichstellung von Müttern und Vätern keinesfalls die Rede sein, da hier Männer wie Kinder durch die Unterstützung von problematischem Verhalten der Mutter (z. B. bei Kindesentziehung) benachteiligt werden. Das medial vermittelte Bild des Mannes und Vaters erachtet die Referentin ebenfalls als problematisch. Hier werden Mütter im Allgemeinen als Leidtragende dargestellt, selten die Kinder, aber nie die Väter. „Diese Parteilichkeit bewirkt ein Konfliktverschärfung, also genau das Gegenteil von dem, was eigentlich bewirkt werden sollte.“ Welchen psychologischen Gewinn ziehen die beiden Seiten am Ende aus diesem Spiel? Die Frauenbewegung der 68er kippte später in die Auffassung, dass Männerprivilegien nun auch für Frauen in Anspruch genommen werden sollten. Hieraus erwuchsen die generelle Opferrolle der Frau und die Annahme, dass der Mann überhaupt Privilegien hat. Viele Frauen solidarisierten sich in der Folge mit diesem Denken, obwohl sie sich in der Regel gar nicht benachteiligt fühlten. Die Männer dagegen nickten ab, die Entmündigung wird hierbei in Kauf genommen, denn „wer sich als opfer definiert, ist unangreifbar“, hält Kricheldorf fest. Sie meint weiter: „Frauen aber sind auch nicht die Gewinner in diesem Spiel, am Ende verlieren alle dabei.“ Die Identifikation des Mannes als Täter bringt unter psychologischen Gesichtspunkten auch etwas Positives mit sich im Sinne des Schaffens und Machens. Daher rät Beate Kricheldorf den Mann nicht als Opfer zu sehen und das Täter-Opfer-Gefüge nicht zu instrumentalisieren – wie es bei den Feministinnen der Fall war-, da sich aus der Opferhaltung heraus kein positives Schaffen ergebe.
Prof. Dr. Matthias Franz vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Düsseldorf referierte hiernach zum Thema „Wenn der Vater fehlt - was heißt das für unsere Kinder? Ergebnisse neuester wissenschaftlicher Untersuchungen“. Er zeichnete in seinem Vortrag die Entwicklung von der vaterlosen nachkriegsgesellschaft hin zur vaterarmen Gesellschaft der Gegenwart nach und verdeutlichte die entwicklungspsychologischen Folgen von Vaterlosigkeit für die Kinder.
→Entwicklungspsychologische Bedeutung des Vaters:
1.primäre Väterlichkeit - sichere Bindung zum Baby, Unterstützung der Mutter, teilnehmende Spiegelung, separative Kompetenz
(Das Kind lernt durch den Vater: ein Leben ohne Mutter ist möglich)
2.Triangulierung - Verselbstständigung aus der Mutter-Kind-Dyade, Ambivalenz der Wiederannäherungskrise
(In Ein-Eltern-Familien ist diese Triangulierung in Frage gestellt)
3.Sexualität - sexuelle Identität und Rollenfindung, Konsolidierung des Gewissens
(Ohne diese Entwicklungsstation steht die eigene sexuelle Rolle in Frage, ggf. werden woanders, z. B. in den Medien, Rollenvorbilder gesucht)
4.Identität - Identifikation mit dem Vater, Aufgabe der Rivalität, Modell des Lebenszyklus
(Alle Männer orientieren sich - teils unbewusst - an ihrem Vater, das ganze Leben lang)
→Folgen der kriegsbedingten Vaterlosigkeit:
-allerhöchstes Risiko für psychosomatische Erkrankungen durch fehlende Einfühlung, Spiegelung, Schutz und fehlendes oder idealisiertes Vaterbild
-Verinnerlichung de r mütterlichen Depression
-Schuldgefühle
-Rollenumkehr / Parentifizierung
-gestörte Separation der Triangulierung
-forcierte Autonomieentwicklung
-beeinträchtigte Affektregulation
Vaterlosigkeit hat also Tradition, die Folgen, so Prof. Franz, sind langwierig und führen stets zu einer instabilen männlichen Identität. Bei Fehlen des Vaters ist die Wahrscheinlichkeit psychisch zu erkranken noch nach fünfzig Jahren 2,5-mal höher. Typisch sind hierbei Soziophobien, also die Angst vor Abhängigkeit und Beziehungen.
→trennungsbedingte/strukturelle Vaterlosigkeit heute:
-berufstätig abwesend
-geringere instrumentelle Zuwendung
-Männermangel in Kitas und Grundschulen
-Sorgerechtsregelungen zugunsten der Kindsmutter (85% der Alleinerziehenden in Deutschland sind Frauen)
-steigende Scheidungsraten insgesamt (ein Viertel aller Familien in Deutschland sind Ein-Eltern-Familien)
-Hinwendung zu makrophallischen Ersatzvätern und Projektionsfiguren
-
→Folgen / erhöhte psychosoziale Risiken:
für alleinerziehende Mütter:
-Armut
-berufliche Abbrüche / gesundheitliche Risiken / Einsamkeit
-Alleinverantwortlichkeit / Schuldgefühle
-Selbstzweifel / psychische und psychosomatische Belastung
für die Kinder:
-verzögerte Sprachentwicklung
-Leistungsstörungen
-geringeres Selbstwertgefühl
-aggressive Verhaltensauffälligkeiten
-sozialer Rückzug
-Frühschwangerschaften bei Mädchen
als Erwachsene:
-Depressivität
-Drogenmissbrauch / Rauchen
-psychische Erkrankungen
-beeinträchtigte Beziehungsstabilität
-
Die erschreckend hohen Zahlen bezüglich der Depressivität alleinerziehender Mütter bewertet Prof. Franz als äußerst problematisch. Hierzu der Referent: „Eine Depression ist eine ansteckende Krankheit. Sie erhöht die Bedürftigkeit der Mutter, beeinträchtigt ihre Empathie und Feinfühligkeit, schränkt die Mutter-Kind-Kommunikation ein und stört die Etablierung einer sicheren Bindung.“ Die aus dem Alleinerziehendenstatus resultierenden Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wirken sich vor allem auf Jungen aus. Jungen aus Ein-Eltern-Familien leiden doppelt so häufig wie Kinder aus anderen Familien an psychischen und Verhaltensauffälligkeiten (vor allem Jungen werden häufig wegen Hyperaktivität, medikamentös behandelt) und sind doppelt gefährdet übergewichtig zu werden, so Franz. Das Problem, urteilt Franz abschließend, könne nur durch eine Aufwertung der Väter gelöst werden und es besteht dringender politischer Handlungsbedarf.
Robin Alexander, Redakteur und Buchautor („Familie für Einsteiger“), stellte in seinem Vortrag zu der Frage „Was müsste sich im Rollenverständnis von Mann und Frau ändern, um die Attraktivität von Ehe und Familie zu verbessern?“ fest, dass das medial gezeichnete Bild des Mannes in der Regel negativ sei: „Der vervollkommneten Frau steht stets ein unvollständiger Mann gegenüber“. Aber, so Alexander weiter, die Frau ist nicht vervollkommnet, sondern einzig die Vorstellung von ihr. Das geforderte Frauenbild werde meist nicht gelebt. In der politischen Öffentlichkeit der westeuropäischen Staaten werden gerne Frauen exponiert, die alles vereinen und alles schaffen: Ehe, Familie, Kinder, Sexualität, etc. Im deutschen Kabinett hingegen haben vier von sechs Frauen keine Kinder. Die Frau ist dauerhaft gezwungen sich auf einem schmalen Grat zwischen ihrem Anspruch als „Superfrau“ und der eigenen Selbsterniedrigung zu bewegen, konstatiert der Referent. Und weiter: „Die klassische Familiensituation setzt Frauen heutzutage stark unter Druck. Selbst emanzipiert wirkende Frauen zeigen unter diesem Druck aber Zeichen des Einbruchs.“ Bezüglich des Rollenverständnisses ist Alexander davon überzeugt, dass Frauen nicht als Gegnerinnen angesehen werden sollten und Männer nicht in ein reduziertes Bild ihrer selbst verfallen dürfen: „Man muss Vätertugenden nicht neu erfinden, sondern alte ausbauen und in der Rolle des Mannes und Vaters konziliant sein“. Abschließend mahnte der Autor mit Blick auf die veränderte Rolle des Mannes nicht die Opferrolle anzunehmen, da dies nicht der erste Schritt zu Emanzipation des Mannes sein kann. Vielmehr sei es vonnöten darüber zu reflektieren, ob die dem Mann entgegengebrachten Vorwürfe überhaupt den Tatsachen entsprechen. Denn letztlich entfaltet, so Robin Alexander, einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann und dem sich viele andere Interessen schließlich unterordnen.
Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz Hartmut Steeb referierte im Anschluss hieran zum Thema „Auf dem Weg zu verantwortungsbewussten Vätern“. Er hielt fest, dass im Zuge der Feminisierung zwar viel Positives erreicht wurde, mancherorts aber das Kind mit dem bade ausgeschüttet worden sei. Es wurde an der Veränderung von Rollen gearbeitet, die nicht verändert werden sollten und können, so Steeb. Das Muttersein gehört zum Wesen und auch zur Aufgabe der Frau: „Man wird darin beschränkt menschliche Spuren zu hinterlassen, wenn die Mutterrolle nicht angenommen wird.“ Dieser Sinnverlust führte und führt nach Auffassung Steebs zu einer Sinnkrise: die Individualisierung nimmt zu, den meisten Menschen gehe es nur noch um die Verwirklichung des eigenen Lebensglücks. Zu einem neuen Selbstbewusstsein des Mannes gehört aber auch das Vatersein, denn kein Vater ist ungewollt oder ungeliebt in der Welt. Er erfährt in der Bejahung durch Gott die Begründung seiner Identität als Mensch. Auch ist der Mensch kein Zufallsprodukt. Er lebt immer in Beziehungen, aus denen heraus dann auch Verantwortung entsteht: „Wer sein Leben als Geschenk erfährt, der wird lernen, dass er für dieses Geschenk verantwortlich ist.“ Vaterwerden ist demnach der Auffassung des Referenten zufolge die „Teilhabe an der Schöpfung Gottes“, auch wenn der Beziehungsvorsprung zum Kind durch die Schwangerschaft der Frau durch den Mann niemals aufgeholt werden kann. Hartmut Steeb appellierte daher an die Männer: „Wir brauchen neue Väter, nicht aber eine neues Vaterbild. Es bedarf mehr Männer, die Kinder wollen und Vater sein wollen.“ Diese neuen Väter, fordert Steeb, müssen sich gegen die gelebte Verantwortungslosigkeit stellen, indem sie unabdingbare Verantwortungsfelder besetzen:
1.Partner- / Ehewahl: die wichtigste Lebensentscheidung nach dem Verhältnis zu Gott (Fragen der lebenslangen Treuegemeinschaft von zwei Menschen können und müssen vorher geklärt werden)
2.Treue in der Ehe: der Mann ist verantwortlich für die Treue in der Ehe. Liebe heißt für den anderen das Beste zu wollen und dem anderen die Entfaltungsmöglichkeiten seines Lebens zu ermöglichen
3.geistliche Erziehung (mit den Kindern beten und sich um das geistige Wohl der Kinder kümmern): Männer brauchen diese geistliche Ermutigung weniger, aber sie sind als Vater verantwortlich für die Weitergebe einer Wertehaltung
4.Verantwortlichkeit für die Bejahung des Kindes: wer Sexualität bejaht, muss konsequenterweise auch die Frucht dieser Sexualität bejahen und annehmen
5.Verantwortung zur Versöhnung mit den Kindern (unabhängig von allen Enttäuschungen)
U
nter der Notwendigkeit sich den wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen zu müssen, wird es vielen Familienvätern erschwert ihre Rolle auszufüllen, so Steeb. Daher richtete er abschließend einen dringenden Appell auch an die Politik: „Das traditionelle Familienbild soll nicht verunmöglicht werden“.
Arne Hoffmann, Publizist und Journalist, zeichnete im Gespräch zum Thema „Rettet unsere Söhne“ die Problemlage von Jungen nach. Nachdem der Feminismus zu Beginn nichts Anrüchiges an sich hatte, wendete sich das Blatt Ende der 80er Jahre: er wurde aggressiver und männerfeindlicher, gleichzeitig wurden die mit dem Feminismus einhergehenden Menschenrechtsverstöße und Defizite immer offensichtlicher. Dem schloss sich in den letzten fünfzehn Jahren eine weitere fehlerhafte Weichenstellung, vor allem seitens der Politik, an, die nach den Wünschen und Bedürfnissen von Jungen (bezüglich Bildung, Gesundheit, Sexualität, etc.) nicht mehr fragt. Wohl aber nach denen der Mädchen. Diese Entwicklung rückzuführen, daran bestehe in der Politik nach Auffassung Hoffmanns kein ehrliches Interesse: „Die Politik wird nicht aktiv, da keine Lobby besteht und die negative Wirkung der Maßnahmen auf Jungen politisch als positive Rückmeldung für die Förderung von Mädchen gesehen wird.“ Forderungen, die verstärkt Unterstützung finden sollten, wären beispielsweise jene nach verstärkter Forschung (z. B. im Bildungsbereich, in dem Jungen immer mehr ins Hintertreffen geraten) und einem neuen Männerbild in den Medien. Hoffmann erachtet dies als zu negativ und im Ganzen auch als von den Medien vernachlässigtes Thema. Vor allem aber die politischen Akteure müssten unter Druck gesetzt werden, sich des Themas endlich anzunehmen, so der Journalist abschließend.
Eckhard Kuhla, Publizist, schilderte aus seiner Praxis im Kampf gegen die Geschlechterungleichheit durch die Benachteiligung von Männern und Jungen seine Erfahrungen in puncto „Männerbeauftragter – ein Bericht aus den Niederungen des politischen Alltags“. Als „puren und erlaubten Sexismus“ interpretiert Kuhla Titel und Zitate wie diese: „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“ (Gaby Hauptmann) und „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden“ (Parteitagsbeschluss der SPD 2007). Der Mann, so der Referent weiter, stehe als Kulturverlierer da. Er werde in den Medien sexistisch lächerlich gemacht, das Väterliche werde grundsätzlich ausgegrenzt. In der Folge stürzt der Mann in eine Identitätskrise, da er kein Ernährer, Beschützer oder Erzeuger mehr ist, sondern seine Identität lediglich über die eigene Erwerbstätigkeit findet. Aus der zunehmenden Jungendiskriminierung durch die Feminisierung des Schulunterrichts und übermäßige Förderung von Mädchen in allen Bereichen folgen laut Kuhla ein Fehlen von Vorbildern sowie ein Leistungsabfall und die Demotivation von Jungen. Sein Konzept für einen „Männerbeauftragten“ sieht vor:
1.die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für Männer ins Blickfeld zu rücken
2.Männer im Rahmen von kommunalen Programmen verstärkt in erziehungsberufe zu holen
3.die Männergesundheit mehr in den Blick zu nehmen
4.die psychische Gesundheit von Männern verstärkt zu betrachten
5.junge Männer verstärkt zu betreuen
6.bereits bestehende Männergruppen intensiver zu unterstützen
Die organisatorische Eingliederung dieses „Männerbeauftragten“ könnte in der Vorstellung Kuhlas durch die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle und die paritätische Besetzung durch Gleichstellungsbeauftragte und eben einen Männerbeauftragten erfolgen. Auch wenn ein „Männerbeauftragter“ als Lösung für ein nicht vorhandenes Problem erscheint. Die zentrale Motivation hierbei ist für ihn die Befreiung des Mannes aus falschen und schädlichen Selbstverpflichtungen, aus der Fessel enger sozialer Erwartungen, aus tradierten Rollenkäfigen und aus ihrer politischen Fremdsteuerung durch das Frauenministerium. „Die Definitionsmacht“, so Kuhla, „liegt bei der Frau. Männer haben sich entmündigt – allerdings ohne einen Vormund zu haben.“ Daher appellierte der Referent die männliche Bewusstseinslage („Männer haben keine Probleme und wenn ja, dann werden sie nicht kommuniziert.“) grundlegend zu ändern.
Karl-Heinz B. van Lier, Leiter des Bildungswerks der Konrad-Adenauer-Stiftung Mainz, beschloss das Wochenende mit seinem Vortrag „Gender Mainstreaming – ein Leitbild, das den Mann benachteiligt und Ehe und Familie nicht vorsieht“. An dem Versuch, begreifen zu wollen, was Gender Maintreaming (GM) eigentlich ist und bedeutet, kann man nur scheitern. Die vom Familienministerium vorgenommene Definition („GM bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.“) kann van Lier zufolge allenfalls als banal gelten. So wirft er die Frage auf, ob es beim GM darum geht geschlechtsspezifische Benachteiligungen tatsächlich zu beseitigen oder vielmehr darum Frauen durch Männerbenachteiligung zu bevorzugen? Impliziert GM die Gleichmachung durch Ungleichbehandlung? Um GM zu verstehen und um dem entgegenzuwirken ist es notwendig die diesbezügliche Entwicklung nachzuvollziehen. Simone de Beauvoir konstatierte als Leitfigur des Feminismus: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, sondern man wird es.“ Die Frau müsse zum Mann mutieren, um Mensch zu sein. Noch in den 60er Jahren ging es dem seinerzeit weit verbreiteten liberalen Feminismus darum, Frauen die gleichen gesellschaftlichen Freiheiten zu geben wie Männern. In den 70er Jahren entstand in Anlehnung hieran der marxistisch geprägte Feminismus, der die Unterwerfung der Frau unter den Mann als Prototyp aller unterdrückender Machtsysteme betrachtete. Der heute vorherrschende Gender-Feminismus griff diese Idee wiederum auf und entwickelte sie weiter: ganz so wie die sozialistische Revolution die Klassenunterschiede beseitigen sollte, so sollte auch die feministische Revolution die Geschlechterunterschiede beseitigen – durch das Negieren selbiger. „Da aber die biologischen Unterschiede nicht einfach negiert werden können, wurden sie kurzerhand einfach für bedeutungslos erklärt“, so der Referent. Die feministische Exekutive und die öffentlichen Promotoren dieser Idee und Vorstellungswelt sind meist ledige familienlose Frauen, denen es beim GM in Wahrheit um die Macht in den Händen von Frauen geht, denn GM wird einseitig als Frauenförderung verstanden und propagiert. Auch habe nach Auffassung van Liers das Konzept des GM keine demokratische Legitimation, da es keinem demokratischen Willensbildungsprozess und schließlich einem Mehrheitsbeschluss unterworfen war, sondern vielmehr auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking schlichtweg von einer Minderheit unter widrigen Umständen durchgesetzt werden konnte. Für gefährlich hält van Lier die GM-Ideologie vor allem deshalb, weil sie mit (EU-)Gesetzeskraft ein neues Menschenbild entwerfen will: „Am Ende der Entwicklung steht der neue europäische Untertan“. Wenn Hausfrauen und Mütter EU-verordnet nicht mehr in Werbungen auftauchen dürfen, dann realisiert sich de Beauvoirs Ansicht, dass Frauen nicht das Recht haben sollten zu Hause zu bleiben und Kinder zu erziehen, „denn wenn sie sie die Wahlfreiheit erhalten, werden zu viele Frauen sie wählen.“ GM legt sich van Lier zufolge lähmend über die Idee von Ehe und Familie, da es das Klischee von der systematischen Benachteiligung der Frau auch dort verfestigt, wo diese Benachteiligung längst überwunden ist. Und weiter: „GM vergiftet das Klima eines friedvollen Miteinanders.“ Daher beschloss der Referent seine Ausführungen mit der dringenden Forderung nach einer Abkehr vom gemeinhin verbreiteten Pari tätsdenken und nach einem Engagement gegen die familienatomisierende und männerdiskriminierende Ideologie des GM.