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Den ländlichen Raum zukunftsfähig gestalten

Forum in Weißenfels, in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der KPV Sachsen-Anhalt e.V. - mit Thomas Webel (Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt), Jens Hennicke (Leiter der Techniker-Krankenkasse Sachsen-Anhalt), Dieter Klein (Demografiebeirat des Landes Sachsen-Anhalt) und Dr. Günter W. Dill (Berater und freier Dozent); Grußwort: Stadtrat Jörg Riemer (Vorsitzender der CDU/FDP-Kreistagsfraktion), Moderation: Dr. André Göbel.

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Wie können wir unseren ländlichen Raum zukunftsfähig, wirtschaftlich interessant und innovativ gestalten? Wie können wir auch und gerade im Zeitalter des demografischen Wandels unsere ländlichen Regionen fördern, ohne Kulturgut und gelebte Traditionen und damit den Bezug zu unserer Heimat zu verlieren? Vor welchen Herausforderungen und Chancen stehen wir in unserer Region und wie können wir diese bewältigen? Wie können wir vor allem die Abwanderung junger Frauen stoppen und zukunftsweisende Rahmenbedingungen für Familien schaffen? Diese Fragen standen im Blickpunkt eines Forums in Weißenfels, das das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der KPV Sachsen-Anhalt e.V. durchführte.

Minister Thomas Webel zeigte auf, wie Sachsen-Anhalt insbesondere bis zum Jahr 2013 unter der Abwanderung zu leiden hatte. Seit dem Jahr 2014 sind mehr Menschen nach Sachsen-Anhalt zu- als weggezogen. Jedoch versterben mehr ältere Menschen, als Kinder geboren werden. Er verwies darauf, dass wir noch mehr Zuzüge nach Sachsen-Anhalt brauchen. Im Jahr 2015 lebten im Bundesland erstmals zum Jahresende mehr Menschen als zum Jahresanfang. Problematisch ist es, dass insbesondere junge Frauen das Land verlassen haben, die auch grundsätzlich eher bereit sind, berufsbedingt zu gehen. Diese fehlen durch den Weggang oder dadurch, dass sie erst gar nicht geboren wurden. Deshalb leben im ländlichen Raum neben älteren Menschen mehr junge Männer als junge Frauen. – Der ländliche Raum muss attraktiv bleiben, um Familien zu halten. Die Kinderbetreuung im ländlichen Raum ist eher leichter zu organisieren. Jedoch sind um 1990 viele Menschen ins Umland/ländlichen Raum gezogen. Diese Menschen sind nun zumeist um die 70 Jahre, wo Dinge wie die ärztliche Versorgung und Organisation des täglichen Lebens ohne Auto schwer zu bewerkstelligen sind. Deshalb verkaufen sie teilweise die Häuser wieder und ziehen zurück in Mietwohnungen in der Stadt. Staat und Gesellschaft sind verantwortlich für die Rahmenbedingungen (z.B. Infrastruktur, Straßen, Digitalisierung etc.). Die Verstädterung ist nicht nur in Sachsen-Anhalt ein Problem. Trends sagen voraus, dass später bis zu 70 Prozent in der Stadt leben werden. Diese Probleme müssen alle gemeinsam lösen, das schafft das Land nicht alleine. Menschen vor Ort, Gemeinden sind hier ebenso gefragt wie die Landespolitik. Des Weiteren ging der Minister auf die Neuberufung des Demografiebeirates Sachsen-Anhalt ein. Hier gibt es viel Engagement und es werden Möglichkeiten für attraktive Dörfer aufgezeigt, für die sich die Menschen entscheiden.

Auch Jens Hennicke ging auf die Bevölkerungsentwicklung ein. So zeigte er auf, dass im Jahr 2025 über 32 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre sind. Das führt auch zu einer Verschiebung in der medizinischen Versorgung. Er erwähnte, dass auch die niedergelassenen Ärzte älter werden. Im Jahr 2025 liegt der Bedarf an Hausärzten bei 825, dies wird sehr schwierig abzusichern sein. Es muss Überlegungen geben, wie die ärztliche Versorgung gebündelt werden kann und arztentlastende Strukturen eingeführt werden können. Hier sieht Hennicke jedoch auch eine Riesenchance zur Gestaltung. Man könne z.B. die Digitalisierung nutzen bspw. für eine Video-Sprechstunde. Jedoch steht hier das Fernbehandlungsverbot entgegen, welches besagt, dass der Arzt den Patienten gesehen haben muss. Die Ressource Arzt wird begrenzter sein und es wird zu einem Wettbewerb der Länder kommen. Es kommt auch darauf an, junge Mediziner auszubilden und im Land zu halten. Bei der Vergabe der Medizinstudienplätze ist zu beachten, dass auch ohne den besten NC sehr gute Ärzte gewonnen werden können.

Dr. Günter Dill verwies auf eine Bertelsmann-Studie aus den Jahren 2001/2002, die die Priorität im ländlichen Raum sah, aber es hat sich damals noch niemand darum gekümmert. Die Kommunen sind am stärksten betroffen. Die gesetzliche Vorgabe, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und auf dem Land vorzuhalten, ist jetzt nicht mehr zu halten. Er verwies hier auf eine Aussage von Prof. Dr. Klaus Friedrich. Jedoch müsse diese Vorgabe eingehalten werden, was ein hoher Anspruch ist. Er mahnte an, Kreispolitik auf den demografischen Wandel umzupolen und auch den Kreishaushalt voll darauf anzusetzen. Er empfahl des Weiteren Demografiecoaching, um sensibel für die Entwicklung zu machen und nannte hier gute Ansätze aus dem Landkreis Mansfeld Südharz. Er rief die Gemeinden dazu auf, Zweckverbände zu bilden, wo Probleme nicht alleine zu stemmen sind und nannte Möglichkeiten interkommunaler Zusammenarbeit, auch länderübergreifend. Wichtig für kommunale Strukturen sei auch die Digitalisierung. Als weiteren Ansatz sah er die Nutzung sozialer Netzwerke für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierfür seien die Voraussetzungen zu schaffen. Wie auch zuvor Herr Hennicke ging er auf die medizinische Versorgung auf dem Land ein. Er sah die Möglichkeit, Dienste außerhalb der Arztzulassung zu nutzen (Schwester bei bestimmten Tätigkeiten, Telemedizin, ambulantes Wirken…).

Dieter Klein äußerte sich zuversichtlich bzgl. einer guten Zukunft des ländlichen Raumes. Wir müssten überlegen, was die Menschen brauchen, um dort leben zu können. „Nur du schaffst es, aber nicht alleine“ bedeutet, sich Partner zu suchen, z.B. in der gesundheitlichen, medizinischen, pflegerischen Versorgung. Gefragt seien hier auch Aktivitäten in der Bevölkerung, z.B. Runde Tische. Auch gibt es bei allen Herausforderungen nicht „die“ Lösung, sondern immer passende einzelne Lösungen für Gemeinden. Am Beispiel der „Allianz für Gesundheit“ nannte er Chancen, Ansätze zu bündeln. Insbesondere für den Bereich der Mobilität ging er auf verschiedene Lösungen in Sachsen-Anhalt ein (Altmark, Mansfeld-Südharz wie Rufbusse, Servicebusse, Elektroräder etc.). Für den Bereich der Daseinsvorsorge zeigte er auch einige Beispiele auf („Dorfladen“, der zusätzlich zum Einzelhandel Dienstleistungen durch Multifunktionalität anbietet). Für den Bereich Wohnen nannte er als Herausforderung das Leerstandmanagement. Hier seien auch neue Herangehensweisen zu prüfen, wie „Jung braucht alt“ oder Wohnungstausch zugeschnitten auf das Alter. „Es gibt nichts, was es nicht schon gibt“, ermunterte er die Teilnehmer. Erfolgreiche Projekte würden durch den Demografiepreis des Bundeslandes aufgewertet und könnten in der Demografiewoche vorgestellt werden. Zusammenfassend appellierte er, die Heimat nicht schlecht zu reden.

In der Diskussion, moderiert durch Dr. André Göbel ging es insbesondere um die Herausforderungen und die Zukunft von ansässigen Unternehmen. Eine erfolgreiche Wirtschaft zieht Fachkräfte und zugehörige Familie nach sich. Hier sah auch Minister Webel eine Aufgabe für die Zukunft: Es beenden aktuell mehr Fachkräfte das Berufsleben als neue Kräfte nachrücken. Ein weiterer Schwerpunkt war die Bildung als Standortfaktor.

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