Das diesjährige Auslandsseminar des PBF Sachsen führte vom 31.05.2024 - 02.06.2024 in die tausendjährige Stadt Prag, welche durch ihre Sehenswürdigkeiten und einer reichen Geschichte auffällt. An drei Tagen wurden in unterschiedlichen Seminaren politischen Entwicklungen in Tschechien betrachtet.
Am Freitag, dem 31.05.2024, ging zunächst Irène Mahano, Referentin des PBF Sachsen, in ihrer Begrüßung auf die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in bewegten Zeiten ein. Nach der anschließenden Busfahrt nach Prag stand eine Führung durch das Palais Waldstein an. Dieses wurde im 17. Jahrhundert im Auftrag des böhmischen Adelsgeschlechts Waldstein errichtet. Seit 1992 befindet sich hier zudem der Senat der Tschechischen Republik, das Oberhaus des tschechischen Parlaments. Fortgesetzt wurde der Tag im Prager Emmauskloster, in welchem Tomislav Delinić, Leiter des Auslandsbüros Tschechien der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., die gegenwärtige politische Lage des Landes näher beleuchtete. In seinem Impuls sprach er das Verhältnis zwischen Tschechien und der Slowakei an und begründete die hohe Spendenbereitschaft aus der Gesellschaft für die Ukraine. Im Anschluss wurde Marcel Ladka, Leiter des Kabinetts des Ministers für Umwelt und stv. Parteivorsitzenden der christdemokratischen KDU-CSL, begrüßt. Er gab einen Überblick über die derzeit regierende fünf-Parteien Regierung und das Wahlbündnis aus KDU-CSL, der liberalen TOP09 und konservativen ODS und ging auf Besonderheiten in der tschechischen Parteienlandschaft ein. Auch thematisierte er die positive Einstellung der tschechischen Regierung zur Atomenergie und die kontroversen Diskussionen um die mögliche Einführung des Euros im Land. Im Anschluss hatten die Teilnehmenden in einer Diskussionsrunde die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen.
Erneut im Emmauskloster fanden am Samstag, dem 01.06.2024 weitere Seminare statt. Weswegen die Unterstützung der Ukraine aus Tschechien von weiten Teilen der Bevölkerung weiterhin gestützt wird und wie Bürgerinnen und Bürger und die tschechische Regierung die Ukraine unterstützen, wurde von Jakub Tejkl, Absolvent der Sicherheitsakademie für junge Experten, erörtert. Dieser leitete die umfassende Unterstützung der Ukraine aus historischen Motiven ab: Aufgrund der Erfahrungen während des Prager Frühlings 1968, bei welchem sowjetische Panzer die erstrebte Liberalisierung der CSSR gewaltsam beendeten, sei Tschechien Russland gegenüber eher kritisch eingestellt, so Tejkl. Daher gebe es auch in der tschechischen Bevölkerung eine große Spendenbereitschaft. Beispielsweise wird durch die Initiative „Darek pro Putina“, Geld für Waffen zur Verteidigung der Ukraine gesammelt. Außerdem stellten einige Familien ihre Wochenendhäuser und Autos für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung, so Tejkl.
Unterschiede zwischen Deutschland und Tschechien im Bereich der Digitalisierung wurden anschließen durch Matyáš Paulíny, Vorstandsmitglied der Jugendorganisation TOP tým der EVP-Partnerpartei TOP09, aufgezeigt. Durch eine Verknüpfung der Bankidentität mit der Identität des Nutzers, so Paulíny, ist in Tschechien mittlerweile die Verschreibung von Rezepten oder das Ausmachen von Arztterminen digital möglich. Auch wurde das Mobilfunknetz in Tschechien bis in entlegene Regionen ausgebaut.
Am letzten Seminartag, dem 02.06.2024 stand zum Abschluss eine Stadtführung durch die historische Altstadt Prags auf dem Programm. Halina Hotovcová, freischaffende Reiseleiterin, führte die Teilnehmenden unter anderem über den Wenzelsplatz, ging näher auf die Geschichte der bekannten Karls-Universität ein und beleuchte ausführlich das Ständetheater, in welchem Mozarts Don Giovanni uraufgeführt wurde. Nach einem abschließenden Impuls von Irène Mahano ging ein ereignisreiches und informatives Wochenende zu Ende.