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Jüdisches Leben und die NS-Zeit

de Ralph Fautz

Der Offenburger Salmen: Ort des demokratischen Aufbruchs und Symbol der NS-Verbrechen

Die Klasse 9b der Offenburger Erich-Kästner-Realschule in der Ausstellung zum jüdischen Leben und der NS-Zeit anlässlich des Holocaust-Gedenktages

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Die Täter aus der Stadt und Region Offenburg

Ein „bisschen Diktatur“ kann es nicht geben. Das wurde den 25 Schülerinnen und Schülern der Klasse 9b der Offenburger Erich-Kästner-Realschule am Donnerstagmorgen in der Ausstellung zum Jüdischen Leben und der NS-Zeit in der Gedenkstätte Salmen in Offenburg klar. Das Regionalbüro Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglichte den Besuch der Ausstellung anlässlich des kürzlich zurückliegenden Holocaust-Gedenktages am 27. Januar. Die Diffamierung der jüdischen Menschen begann auch in Offenburg mit einzelnen Schikanen im Alltag und endete im industriellen Massenmord. Die jungen Leute erfuhren, wie die in legalen Wahlen an die Macht gekommene NSDAP Schritt für Schritt ein diktatorisches, totalitäres Regime etablierte.

Der Salmen war nicht nur ein Wirtshaus, er war Ort der 1848er Revolution in Baden und Synagoge, wie der Film zu Beginn veranschaulichte. Dass er im Jahr 1938 nicht, wie andere jüdische Gotteshäuser, in Brand gesetzt wurde, verhinderte die Feuerwehr mit Verweis auf die dichte historische Bebauung der Umgebung und der schlichten Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe ein bis unter das Dach gefüllter Heuschober stand.

Der Salmen – Ort des demokratischen Aufbruchs und Opfer des NS-Wahns

Es war den dramaturgischen Freiheiten der Filmemacher geschuldet, dass über eine Taschenuhr der direkte Konnex von 1848 zu 1938 folgend entstand; dennoch, Figuren der Stadtgeschichte, spätere Zeitzeugen aber auch entsetzliche historische Begebenheiten wurden lebendig und verständlich. So lernten die Schülerinnen und Schüler, wie gläubige Juden mit der Thora umgingen oder welche Bedeutung Zylinder, damals ein durchaus gängiger Modegegenstand für Männer, in der liberalen Synagogengemeinde Offenburgs hatten: Wer „den Hut aufhatte“, der hatte was zu sagen und das waren die Vorstandsmitglieder der Synagoge. Im Film nahmen die Nazis diese aus einer Truhe und setzen, damit sie später die internierten im Gefängnishof aufsetzen und dabei Passagen aus Hitlers „Mein Kampf“ vorlesen mussten. Eine entsetzliche Geschichte, die historisch belegt ist, wie Marion Hermann-Malecha vom Ausstellungsteam den Jugendlichen erklärte.

In der anschließenden Ausstellung fanden sich einige originale Exponate aus dem Film, die Hermann-Malecha erläuterte. Ein Schüler vergewisserte sich, ob er richtig gelesen habe, dass man „was mit den Haaren“ der jüdischen Menschen gemacht habe. Hatte man, und zwar im Sinne der „Weiterverwertung“, wie es in bestem Bürokratendeutsch hieß, wenn man den vergasten Menschen unter anderem die Haare abrasierte, um damit Matratzen zu füllen, das Zahngold aus den Kiefern herausbrach oder Ringe und Schmuck von den Körpern zog; auch die Kleidung wurde nicht verschont und auf dem Sekundärmarkt angeboten. Die Wohnungen der jüdischen Menschen wurden überdies ausgeräumt und das Mobiliar und die Einrichtung in Offenburg auf einer Art Auktion sehr günstig den nicht betroffenen Menschen zum Kauf angeboten.

Vergasten Menschen wurde das Zahngold aus den Kiefern gebrochen

Das Halstuch der Erna Cohn (heute Mendelssohn, Jg. 1930, in England wohnhaft und 2021 das letzte Mal als Zeitzeugin in Offenburg, als der Salmen zur heutigen Gedenkstätte umgebaut war) machte die Schrecken und menschenverachtende Praxis von damals deutlich. Es war ein Geschenk des Vaters, was er ihr auf der viertägigen Zugfahrt ins Konzentrationslager nach Gurs in Südfrankreich schenkte.

Vor dem Holocaust waren solche Verbrechen unvorstellbar

Alles begann mit Worten und der gutgläubige rechtschaffende Teil der Bevölkerung hielt diese Schrecken, mindestens aber deren Ausmaß in den 1930er Jahren nicht für möglich. Nicht wenige Menschen hatten noch – auch als Juden – im ersten Weltkrieg gekämpft. Die Ausstellung sensibilisierte die überwältigten Jugendlichen für die Wichtigkeit und Bedeutung von Menschenrechten und des Artikels 1 GG, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Der heutige Zustand von Freiheit und einem Leben in Würde ist nicht selbstverständlich. Die Diskussionen um diverse Vorhaben von „Remigration“ einiger rechtsextremer in Deutschland zeigen dies zusätzlich.

 

 

 

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