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Nebel im August. Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa

Lesungen und Begegnungen mit dem Autor Robert Domes

+++Impressionen und Presseberichte von der Veranstaltungsreihe "Nebel im August" mit dem Autor Robert Domes+++

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Pressemeldungen

 

Die Badische Zeitung hat über die Veranstaltung "Nebel im August" vom Dienstag, den 06. März in Bad Krozingen einen Artikel verfasst, sowie zu der Veranstaltung vom Mittwoch, den 07. März in Freiburg.

Zu der Pressemeldung Bad Krozingen 06. März.

Zu der Pressemeldung Freiburg 07. März.

Eine Pressemeldung über die Schulveranstaltung bei der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen finden Sie hier.

 

Autorenlesung an der Robert-Schuman-Realschule Achern

 

Robert Domes liest aus seinem Buch „Nebel im August“

„Nebel im August“ erinnert an das kurze Leben eines Jungen mit dem Namen Ernst Lossa im Hitler

Deutschland. Der Autor Robert Domes hielt eine Lesung an der Realschule, die für die zehnten

Klassen oganisiert wurde. Es war Geschichtsunterricht, der unter die Haut ging. Vier Jahre

Recherchearbeit stecken in diesem Buch, das jetzt auch als Film anläuft.

Robert Domes lebt als Künstler und freier Journalist in einer Kleinstadt im Allgäu bei Kaufbeuren.

Zur Zeit ist er mit seinem Buch auf Lesereise, die von der Konrad -Adenauer- Stiftung begleitet

wird. Aus diesem Grund ist auch Thomas Wolf mit dabei, der die Schul-und Öffentlichkeitsarbeit

der Stiftung in Händen hat. Er stellt ein Zitat an den Schluss seiner Begrüßungsworte an die

Zuhörer, das nachdenklich machen soll: „Man soll eine Gesellschaft danach beurteilen, wie sie mit

ihren Schwächsten umgeht.“

Robert Domes zeichnet vor seiner eigentlichen Lesung die geschichtlichen Überlieferungen der

Lebensstationen von Ernst Lossa nach. Am 1. November 1929 geboren, war er das Erste von vier

Kindern jenischer Eltern. Jenische wurden wie Zigeuner behandelt. Es waren bettelarme Leute, die

mit ihrem Fuhrwerk übers Land zogen als Händler, Artisten oder Handwerker. In der Nazi-Zeit

waren diese Menschen von Anfang an im Fokus, sie wurden verfolgt, wie Aussätzige behandelt und

man nahm ihnen die Kinder weg. Ernst war gerade mal vier Jahre alt, als er von seinen Eltern weg

in ein Kinderheim gebracht wird. An die Geschichte Ernst Lossas kam der Autor durch einen

Bekannten, der ihm die Krankenakte des „Patienten“ Lossa zu lesen gab mit der Hoffnung, dass

daraus ein Buch entstehen könnte. Robert Domes sagt dazu : „Diese Geschichte ist so grausam, so

bedrückend, damit wollte ich mich gar nicht beschäftigen.“

Warum er es dann doch getan hat, sagt er weiter, sei zum einen das Bild gewesen, die Augen des

Jungen, die nicht mehr aus seinem Kopf gingen. Zum andern die Frage nach dem Warum: Warum

musste Ernst Lossa im Alter von knapp fünfzehn Jahren sterben? Die Antwort ist so banal wie

schrecklich: Er passte nicht ins System der Nazi-Zeit, als Kind jenischer Eltern war er „unwert“,

unnütz“, „unerziehbar“. Aufgrund der Diagnose einer Gutachterin wird er als „asozialer

Psychopath“ eingestuft, das kam einem Todesurteil gleich. Deshalb wird er in die Irrenanstalt Irsee

bei Kaufbeuren verlegt, obwohl er weder behindert noch geisteskrank ist. Am 9. August 1944 fällt

er dem Euthanasieprogramm zum Opfer. Er wird mit zwei Morphium Spritzen umgebracht.

Die Tötungslisten wurden „abgearbeitet, so die Worte von Robert Domes, der Grund für die Tötung

des Jungen war beliebig. Genau diese Tatsache war auch die Motivation für den Autor, dieses Buch

zu schreiben. Der Fall Ernst Lossa „steht exemplarisch für die Verlogenheit der Mörder, für den

perversen Rassen-und Auslese- Wahn im Hitler Staat. Er zeigt, für diesen Mord – und ebenso für

die vielen tausend anderen – gibt es nur eine Erklärung: Willkür.“ So die Worte des Autors in

seinem Nachwort zum Roman.

Das Buch „Nebel im August“ steht für das qualvolle Leiden der vielen Opfer eines gnadenlosen

Regimes. Ernst Lossa gibt ihnen ein Gesicht und Robert Domes hat ihnen mit seiner

Romanbiografie eine Stimme gegeben, eine Lebensgeschichte gegen das Vergessen.

Der Schriftsteller hat viele Berichte, Protokolle, Gutachten und Gerichtsakten gelesen, mit

Zeitzeugen, Verwandten, Mitbewohnern von Ernst Lossa gesprochen und die Orte, Einrichtungen

und Plätze besucht, die in seinem Leben eine Rolle spielten. Er konnte auch die Herkunft der

Familie recherchieren und das bis dahin unbekannte Schicksal des Vaters Christian Lossa aufklären.

Ernst Lossa selbst hat keine persönlichen Aufzeichnungen hinterlassen – im Gegensatz zu den

Tagebüchern von Anne Frank, die nur ein halbes Jahr nach ihm starb. Das machte die Sache nicht

einfacher. Manchmal habe er gedacht, es sei zu viel, es gehe ins Uferlose, das Buch sei nicht

schreibbar, so der Autor.

Schließlich ergaben sich fünf prägende Abschnitte im Leben dieses Jungen, die auch die Struktur

des Buches vorgaben. Es ist in fünf Büchern geschrieben überwiegend aus der Erzählperspektive

des Ernst, eine Biografie in Romanform. So ist es Robert Domes gelungen, in die Gedanken- und

Gefühlswelt des Jungen einzutauchen, ihm eine Seele zu geben. Genau dies erfährt der Zuhörer,

wenn Robert Domes liest. Das Publikum spürt seine tiefe Empathie für seine Romanfigur, mal

leidenschaftlich, mal leise und ängstlich, mal laut und verzweifelt. Die aufmerksamen Schüler und

Schülerinnen gehen emotional mit, es ist still im Publikum bis zum letzten Satz des Schriftstellers.

Danach war auch noch Zeit für Fragen an den Autor. Die Schüler interessierte vor allem, was aus

der Familie Lossa geworden ist. Nur Anna und Amalie, seine Schwestern, haben den Krieg überlebt

und führten später ein gut bürgerliches Leben. Amalie lebt als einzige noch heute 86-jährig bei

Stuttgart.

Text: Heiderose Keck

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