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Der Bürgerrechtler Konrad Weiß berichtete eindrucksvoll von den wichtigsten Quellen seines politischen Engagements in der friedlichen Revolution. Kindheitserinnerungen - Der Feuerschein des brennenden Dresden bei der Flucht der Familie aus Schlesien. Die ersten Eindrücke in der frühen DDR-Diktatur, wo kleinste „Vergehen“, wie das Engagement für die verbotene "Junge Union" mit jahrelanger Haft und der Verschleppung in sibirische Arbeitslager bestraft werden konnten. Wegen seiner „bürgerlichen Herkunft“ als Sohn eines Beamten verwehrt man dem engagierten Katholiken das Abitur an der Erweiterten Oberschule. Das frühe Engagement bei der Aktion Sühnezeichen und der erste Arbeitseinsatz mit einer Schülergruppe im Vernichtungslager Auschwitz, der gegenüber der Obrigkeit listenreich eingefädelt werden musste, haben Konrad Weiß geprägt.Als Student an der Filmhochschule werden er und seine Freunde vom Staatssicherheitsdienst bespitzelt. Die Arbeit als Regisseur von Dokumentarfilmen und Filmen für Kinder und Jugendliche bei der DEFA. Die Schwierigkeiten beim Drehen von Filmen, die dem Staat nicht genehm waren. 1976 der Wendepunkt: Die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Weiß unterzeichnet die Protestnote vieler Intellektueller nicht. Ein Fehler, der ihn dazu anspornt, Texte in verbotenen Blättern und in westlichen Medien zu verfassen. Schließlich die friedliche Revolution. Weiß ist Mitbegründer der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ und vertritt diese am „Runden Tisch“. Die Bürgerbewegung wird von den sich überschlagenden Ereignissen der Wiedervereinigung fast überholt. Während die „West-Grünen“ mit dem Slogan: „Alle reden von der deutschen Einheit, wir reden vom Wetter“ in den Wahlkampf zogen und an der Fünfprozent-Klausel scheiterten, findet sich Konrad Weiß mit einem Häuflein von 7 weiteren Abgeordneten aus den neuen Ländern als Mitlied des Bundestages für Bündnis 90-Die Grünen wieder. Aus Protest gegen die Zusammenarbeit der Berliner Grünen mit der PDS tritt er 1994, nach vier Jahren Arbeit im Bundestag, „ernüchtert aber nicht resigniert“ aus der Partei aus und arbeitet fortan als freier Publizist. Die DDR sei eben keine „kommode Diktatur“ gewesen, wie es Günter Grass aus sicherer Entfernung behauptet habe, sondern ein Unrechtsstaat, der seine Bürger mit Willkürmaßnahmen in Angst und Schrecken versetzte, um sie zu Untertanen zu machen. Die Linke bleibe die Nachfolgepartei der SED. Sie habe sich unglaubwürdig gemacht, weil sie sich nie ernsthaft bei den Opfern des Unrechtsstaates für eine Wiedergutmachung eingesetzt habe. Stattdessen habe man sich erfolgreich für den Erhalt der Privilegien der eigenen Klientel, der SED-Funktionäre und Stasi-Mitarbeiter, stark gemacht. Unsere Demokratie sieht Weiß gefährdet durch die Aufkündigung des antitotalitären Konsenses. Eine Zusammenarbeit mit radikalen Parteien von links wie rechts müsse tabu bleiben. Die Erstarkung der rechtsextremen NPD in den neuen Bundesländern macht Weiß besondere Sorge. Er spricht sich für ein Verbot der Partei aus. Politikverdrossenheit und Lethargie, teilweise gespeist durch Parteien, die um der Machterhaltung willen ihre inhaltlichen Positionen skrupellos an die jeweiligen politischen Konstellationen anpassen, zählt der Publizist ebenfalls zu den Bedrohungen unserer Demokratie. Die schwierige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit drohe nach den staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus aus dem Gleichgewicht zu geraten.