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Winter im Sommer - Frühling im Herbst

Joachim Gauck in Freiburg

Vor 800 Gästen berichtete Joachim Gauck an der Universität Freiburg von seinen Erfahrungen in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland.

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Auf Einladung des Colloquiums Politicum der Universität Freiburg, der Landeszentrale für politische Bildung und der Konrad Adenauer Stiftung Freiburg, hielt Joachim Gauck, basierend auf seinen Erinnerungen: „Winter im Sommer-Frühling im Herbst“, einen nachdenklichen und zugleich humorvollen Vortrag über sein Leben.

Vor 800 Gästen im vollbesetzten Audimax der Universität Freiburg gab der ehemalige Pastor und Bürgerrechtler, der vor allem als Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes bekannt geworden ist, einen emotionalen Einblick in seine Biographie.

Er berichtete von seinem „Winter im Sommer“, der Abholung seines Vaters, - Gauck war damals 10 Jahre alt - der viele Jahre verschwunden blieb, bis die Familie - erst nach dem Tode Stalins - ein Lebenszeichen von ihm erhielt. Durch eine schmucklose Karte erfuhr die Familie, dass der Vater noch lebte und in ein sibirisches Arbeitslager verschleppt worden war. „Dass mein Vater abgeholt wurde, hatte nichts mit Krieg zu tun, sondern war Stalinismus pur“, mit diesen Worten gab Gauck den Zuhörern zu verstehen, wie willkürlich Verhaftungen zu dieser Zeit in der DDR stattfanden. In dem Bewusstsein „wir sind die Anständigen“, entzog sich Gauck seit Kindheit an jeglicher Konformität mit dem DDR-Regime.

Auch der schwere Abschied von dreien seiner vier Kinder, die es nach Westdeutschland zog, war ein Thema seiner Rede. Im Westen erhofften sie sich endlich die Freiheit, ihre Träume verwirklichen zu können. Gauck verriet, wie unendlich schwer es ihm gefallen war, dieses schmerzvolle Kapitel seines Lebens niederzuschreiben. Damals hatte er sich doch gewünscht, dass seine Söhne in der DDR bleiben würden, um „die Reihen der Andersdenkenden zu stärken“.

Seinen Frühling erlebte Gauck dagegen im Herbst 1989, der Zeit des Übergangs von der aufgezwungenen Ohnmacht hin zur lang ersehnten Freiheit, die er als „schönste Zeit seines Lebens“ beschrieb.

In der anschließenden Diskussion, erzählte Gauck dem Freiburger Publikum von der ersten freien Wahl seines Lebens, im Alter von 50 Jahren, und der Glückseligkeit, die er dabei verspürte. Er erinnerte sich gut daran, wie er sich im März 1990 gefühlt hatte: „Ich werde niemals eine Wahl verpassen!“.

Mit den Worten „Freiheit ist mein Lebensthema“ ließ Gauck keinen Zweifel daran, wie schwer es für ihn war, in der DDR-Diktatur zu leben und wie wertvoll er bis zum heutigen Tage das Geschenk der Freiheit erachtet.

Gleichzeitig machte er jedoch auch auf die Gefahr aufmerksam, wie schnell der Blick für "Kostbarkeiten" - wie Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte, oder Frieden - verloren gehe, die vielen selbstverständlich erscheinen.

Während die Verheißung der Freiheit aus der Perspektive der DDR ein reines Glück gewesen sei, biete die reale Freiheit auch Beschwernisse, weshalb ihn hin und wieder die alte Traurigkeit, die „Sehnsucht nach der Sehnsucht“ nach Freiheit, ergreife.

Am Ende seines emotional berührenden Vortrags, der mit langem Beifall bedacht wurde, richtete er einen Appell an die Zuhörer: „Freiheit bedeutet Verantwortung!“

Karina Weis | Praktikantin im Bildungswerk Freiburg der Konrad-Adenauer-Stiftung

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Thomas Wolf

Thomas Wolf

Leiter Regionalbüro Südbaden des Politisches Bildungsforums Baden-Württemberg

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