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Der 4. Thüringer Jugendpolitiktag begann mit der Besichtigung des Pumpspeicherwerkes Goldisthal (im Bild das Oberbecken) © PSW Goldisthal
Dabei konnte die auch 250 m im Berg gelegene Kaverne besichtigt werden ©PSW Goldisthal
Der Wiss. Mitarbeiter des BWK Erfurt Daniel Braun bei der Begrüßung
Tobias Montag von der KAS-Hauptabteilung Politik und Beratung beim Einführungsvortrag . . .
... und bei der anschließenden Diskussion im Forum II
Dr. Dolores Volkert vom IASS in Potsdam diskutierte mit den Schülern zur internationalen Wahrnehmung der Energiewende in Deutschland
Im Kultur- und Vereinshaus der Gemeinde Goldisthal ließ es sich perfekt tagen
Staatssekretär a.D. Prof. Dr. Christian C. Juckenack diskutierte mit den Schülern zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiewende
Gruppenarbeit im Forum I
Einige Schüler ließen sich von der Mitarbeiterin der KAS-Onlineredaktion Juliane Liebers interviewen
Nach einem spannenden Jugendpolitiktag fuhren die Schüler durch den teilweise schon schneebedeckten Thüringer Wald nach Meiningen und Zell-Mehlis zurück
Das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal liegt an der Schwarza in Südostthüringen und nahm 2003/2004 seinen Betrieb auf. Es hat eine Kapazität von 1.060 Megawatt (MW) Strom und ist ein Kavernenkraftwerk.
Das Oberbecken fasst zwölf Millionen Kubikmeter Wasser. Die Gesamtlänge des Ringdamms des Oberbeckens beträgt 3.370 Meter. Die beiden Rohrleitungen vom Becken zum unterirdischen Kraftwerk sind über 800 Meter lang und überwinden einen Höhenunterschied von 302 Metern.
Zur Stromerzeugung nutzen die Turbinen den außerhalb der Spitzenzeiten anfallenden Stromüberschuss aus Braunkohlekraftwerken. In diesen Phasen wird das Wasser über Rohrleitungen vom Unter- ins Oberbecken gepumpt. Gibt es einen plötzlichen Anstieg des Strombedarfs in Spitzenlastzeiten, wird das Wasser aus dem Speicher durch die Rohrleitungen zurückgeführt und treibt zwei Wasserturbinen im unterirdischen Kraftwerk an, die Strom erzeugen. Spannend war bei der Führung insbesondere die Aussage der Mitarbeiter, dass der Betrieb des Kraftwerks von vier Mitarbeitern gesteuert werden kann. Durch seine technische Spezifikation ist das Pumpspeicherwerk ein Baustein zur Steuerung der über die Energiewende eingespeisten regenerativen Energien aus Sonne und Wind, da wind- oder sonnenlose Zeiten durch das Pumpspeicherwerk kompensiert werden können. Auch unter dem Aspekt der notwendigen Umwelteingriffe ist das Pumpspeichwerk Goldisthal gutes Anschauungsobjekt, da der Bau nicht ohne großräumige Landschaftseingriffe möglich war. Gleichwohl ist das Kraftwerk mit seinen beiden Becken und auch Informationszentren heute Ziel touristischer Ausflüge mit bis zu 7.000 Besuchern jährlich. Die Schüler aus den Gymnasien in Schleusingen und Zella-Mehlis zeigten sich interessiert und beeindruckt von der komplexen Technologie als auch Größe des Kraftwerks.
Nach der Besichtigung des Pumpspeicherwerks diskutierten die Schüler in drei parallelen Foren zu Wie wird die Energiewende im Ausland wahrgenommen? Mit Dr. Dolores Volkert von der Plattform Energiewende Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) in Potsdam, Wie werden Bürger bei Infrastrukturprojekten für die Energiewende beteiligt? Mit dem Koordinator Innenpolitik der Hauptabteilung Politik und Beratung der KAS Berlin und Saubere Energie in Deutschland aber keine Arbeitsplätze? Wie kann die Energiewende wirtschaftlich klug gestaltet werden? Mit Staatssekretär a.D. Prof. Dr. Christian C. Juckenack von der Fachhochschule Erfurt.
In den Foren gaben die Referenten jeweils einen kurzen Einführungsvortrag, um einerseits grundsätzliche Fragen zum Thema zu formulieren und den Schülern Diskussionsgrundlagen zu geben. Im weiteren Verlauf erarbeiteten sich die Schüler selbständig Fragestellungen und diskutierten mit den Referenten zum Thema. Dabei stand im Forum I besonders die Thematik der Vorbildwirkung Deutschlands für das Ausland im Mittelpunkt. Frau Volkert führte aus, dass sicher noch viel Skepsis bestehe, jedoch Deutschland als hoch entwickeltes Technologieland die Realisierung zugetraut wird. Gleichwohl ist der Prozess als zukunftsweisend und rational notwendig zu betrachten, denn angesichts der Endlagerproblematik für die Atomkraft und der endlichen fossilen Vorräte muss eine langfristige Alternativstrategie zur Energieversorgung entwickelt werden.
In Forum II bezog sich Tobias Montag besonders auf das Thema Netzausbau, der zur Einspeisung der regenerativen Energien und zum Transport der Energie vom Ort der Erzeugung zur Zone des Verbrauchs notwendig ist. Dabei ging er auf Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung ein, die auch für Infrastrukturprojekte insgesamt gilt. Die Diskussion bewegte sich schnell in Richtung der in Thüringen geplanten und von vielen Bürgerprotesten begleiteten 380KV-Trasse durch den unweit von Goldisthal gelegenen Thüringer Wald. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hatte bereits in Ihrer Videobotschaft auf den schmerzlichen Abwägungsprozess bei der Planung der Stromtrasse hingewiesen. Den Schülern war wichtig, die grundsätzlichen Beteiligungsmöglichkeiten zu kennen, wobei es durchaus angeregte Diskussionen gab.
Im Forum III mit Christian C. Juckenack gab dieser eine Einführung über Energieverbrauch allgemein und die Korrelation zwischen Enrgieverbrauch, wirtschaftlicher Entwicklung und CO2-Ausstoß. Darüber hinaus beleuchtete er kritisch den Wirkungsgrad regenerativer Energien und regte daher an, die Energiewende international zu denken, da es unterschiedlich klimatisch geeignete Plätze für Wind- oder Sonnenenergie gibt. Dabei unterstrich er, dass zum Gelingen der Energiewende wichtig ist, dass Strompreis und Wirtschaftlichkeit nicht losgelöst von klimapolitischen Zielen und realistischer Umsetzung der Energiewende geben kann. In seinem Vortrag erläuterte Christian Juckenack an vielfältigen Beispielen Herausforderungen und diese insbesondere im Bezug zu Schwellenländern, die ein höheres Wohlstandsniveau anstreben und hierfür unausweichlich einen höheren Energiebedarf haben werden. Insofern war gerade auch die Frage der Technologieführerschaft auf den Weltmärkten ein wichtiges Thema, da hiermit auch die Energiewende auf anderen Kontinenten vorangetrieben werden kann. Dennoch blickte er optimistisch zur Realisierbarkeit der Energiewende in die Zukunft, mahnte jedoch, dass wirtschaftlich vernünftige Lösungen nicht mit Schnellschüssen erreichbar sind, zumal gerade die Akzeptanz von Eingriffen in die Natur für den Ausbau von Infrastruktur nicht immer gegeben ist. In der Diskussion interessierte die Schüler besonders technisches Fachwissen und Möglichkeiten von Innovation und Fortschritt. Dabei wurde häufig deutlich, dass die Energiewende neben wirtschaftlichen Herausforderungen der Bereitstellung bezahlbarer Energie für die Industrie auch stetig im Widerstreit mit Infrastrukturprojekten bzw. immer noch vorhandenen technologischen Grenzen steht.