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Unter dem Titel „Afrika im Fokus: Demokratie, Wirtschaftswachstum und Herausforderungen der Zukunft am Beispiel des Senegal“ fand in Erfurt am 19.März 2018, in Anwesenheit von 70 Gästen, organisiert vom Politischen Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen, die erste Veranstaltung der Afrika-Reihe statt.
Fortschritt und Veränderung im Blick
In ihrer Eröffnung danke die Landesbeauftragten der Stiftung, Maja Eib, den Gäste aus dem Senegal für ihr Kommen und den am Nachmittag mit Thüringer Unternehmern geführten Austausch zum Senegalesischen Entwicklungsplan. Eib betonte, dass der neue gemeinsame Ansatz für die Unterstützung und den Austausch mit unserem Nachbarkontinent auf Partnerschaft basiert. Die Partnerschaft auf Augenhöhe stellte auch der Leiter des Flughafens der Landeshauptstadt Dakar, Abou Lo in seiner Ansprache heraus. In Vertretung des Entwicklungsministers Dr. Kante bedankte sich Abou Lo zugleich für den herzlichen Empfang, die Gastfreundlichkeit und die vielen neuen Eindrücke, die er in Thüringen gewinnen konnte und sprach seine Bewunderung für die Strukturen und Politik der Bundesrepublik aus. Sein Referenzpunkt war die Wirtschaftspolitik seines Landes. Der Senegal sei derzeit in einer Experimentierphase, die das Land zur Dezentralisierung und Wirtschaftsliberation führen solle, so Abou Lo. Dabei wird die ethnische und religiöse Diversifizierung innerhalb Senegals eher als Chance betrachtet. So laute die Devise: Ein Volk, ein Ziel. Toleranz, Brüderlichkeit und Solidarität sollten dabei im Mittelpunkt stehen, auch für die Senegalesen im Ausland. Abou Lo sprach über geplante und bereits laufende Projekte, die zu gesellschaftlicher Veränderung führen sollen. Vor allem Techniker, Geisteswissenschaftler und Mittelständler brauche das Land, um die Infrastruktur aufzubauen. Dieser Plan ist für 20 Jahre konzipiert. Ziel ist es, Jugendlichen eine zukunftsfähige Ausbildung zu ermöglichen, Arbeitsplätze zu schaffen, Handwerker zu unterstützen, die Infrastruktur, wie zum Beispiel durch den Bau von Eisenbahnen und Autobahnen nach deutschem Vorbild, auszubauen, Finanzierungsmöglichkeiten anzubieten, Internet zur Verfügung zu stellen und die Digitalisierung voranzutreiben. Das deutsche Modell der Dualen Ausbildung werde hier helfen. Zum Wohle Senegals und auch Europas müssen und können ausländische Partner an dieser Entwicklung teilhaben. Nicht als Entwicklungshelfer, sondern als Investoren und Unterstützer. Abou Lo beendete seine Ansprache mit dem Aufruf an deutsche Unternehmen, die Chancen Senegals zu nutzen und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Senegal auszuweiten und zu stärken.
Afrika als Chance
Anschließend hielt Johannes Selle, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, seit 2009 Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sein Grußwort, in dem er wie zuvor Abou Lo, auf die Erfolge der Unternehmerin Dr. Anne Catherine Senghor Bèye verwies. Er appellierte daran, sich zu fragen, was man selbst sozial und ökologisch wertvolles tun kann. Es sei wichtig, sich mit internationalen Themen zu beschäftigen, da Afrika in den letzten Jahren stärker in den Fokus geraten ist, aber vor allem weil Entwicklung und Sicherheit zusammenhängen, so Selle. Die Migrationsbewegungen seien ein großes Thema, doch biete Afrika vor allem Chancen.
Viele Schriften, die Handlungspunkte zur Verbesserung der Situation in Afrika beinhalten, wurden bis heute veröffentlicht. So die Agenda 2030, mit den Zielen der Beseitigung der Armut, Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Bildung, Menschenrechte und Chancengleichheit bis 2030; der Marshall-Plan mit Afrika oder Kompakt-Afrika. Auch die Afrikanische Union hat Agenden veröffentlicht. Ein Beispiel hierfür ist die Agenda 2060. Der Senegal dient dabei als Musterbeispiel für Entwicklung.
Es gehe heute mehr und mehr darum, Unternehmer zu gewinnen, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen. Es müssen ein attraktives Klima, natürliche Stärke und Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen werden, die Krisen, wie natürliche Katastrophen, Terrorismus oder das starke Bevölkerungswachstum überstehen können.
Wunderkind Senegal
In Anschluss an Selle sprach der Leiter des KAS-Auslandsbüros im Senegal, Thomas Volk zu seinen persönlichen Erfahrungen zu den realen Handlungsmöglichkeiten im Senegal. Das Büro in Senegal existiert bereits seit 1976. Seine Aufgaben bestehen in der Förderung der Demokratisierung, der Unterstützung der Abgeordneten, Kommunen, Bürgermeister hin zur Dezentralisierung, der wirtschaftlichen Unterstützung und der Schaffung von Perspektiven für junge Menschen zur Vermeidung illegaler Migration. Volk verdeutlichte, dass Afrika stets differenziert betrachtet werden sollte, allein schon wegen seiner Größe, der unzähligen Sprachen, Ethnien etc. Es sei wichtig über Afrika zu sprechen, da der Kontinent uns aufgrund seines raschen Bevölkerungswachstumes in absehbarer Zeit beschäftigen wird. Dabei sollte Afrika nicht nur im Zusammenhang mit Katastrophen dargestellt werden, sondern in Verbindung mit Aufbruch und damit verbundenen Perspektiven. Volk sprach vom Senegal als „Wunderkind Afrikas“, das inmitten fragiler Länder und trotz der ethnischen und religiösen Heterogenität, politische Stabilität und Frieden biete. Im Land werde Wachstum sichtbar. Allerdings ist und bleibt die Jugendarbeitslosigkeit ein großes Problem. Daher versuche die Regierung das duale Studium nach deutschem Vorbild zu etablieren. Weiterhin wurden Naturressourcen gefunden, die bei einer ökologischen und ökonomischen Verwendung zum Wirtschaftswachstum beitragen könnten. Unbestritten ist jedoch auch das Stadt-Land-Gefälle und die immer noch hohe Analphabetisierung, die es zu mindern gilt.
Liberalisierung der Märkte statt traditionelle Entwicklungshilfe
Prof. Dr. Andreas Freytag, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sprach über Entwicklung(shilfe) aus wirtschaftlicher Perspektive. Er stellte die fünf Entwicklungsbremsen vor: 1) Governance (Korruption, Pressefreiheit, wirtschaftliche Freiheit); 2) Infrastruktur; 3) Humankapital; 4) Urbanisierungsgrad; 5) Natürliche Ressourcen (Ressourcen-Fluch).
Zur Überwindung dieser müsse die Entwicklungshilfe langfristig zurückgestellt werden. Stattdessen sollten die Märkte, sowie die Agrarpolitik geöffnet werden, um die Wertschöpfung bereits im Land zu gewährleisten. So sollte Entwicklungshilfe besser gesteuert werden und die Märkte für Textilien und Nahrungsmittel liberalisiert werden, was den Ärmsten vor Ort und in Deutschland helfe würde, so Freytag. Aber auch die Diskussion um Afrika müsse verändert werden. Es muss offiziell eingestanden werden, dass in Entwicklungsländern Geld verdient werden darf. Die Deutschen hinken noch hinterher. Die Devise lautet: Mehr Mut.
Diversität als Stabilitätsfaktor
Unter der Moderation der PR-Beraterin und Kommunikationstrainerin Britta Weck, diskutierten nun die Unternehmerin aus dem Senegal und Preisträgerin 2018 von ORDO SOCIALIS, Vereinigung zur Förderung der Christlichen Gesellschaftslehre e.V., Dr. Anne Catherine Senghor Bèye, Thomas Volk und Prof. Dr. Andreas Freytag auf dem Podium zu aktuellen Fragen.
Dr. Anne Catherine Senghor Bèye stellte Ihre Arbeit und die bereits erzielten Erfolge vor. Sie griff das Thema der Wertschöpfung auf und verwies darauf, dass dieses Problem durch Afrika selbst gelöst werden müsse. Die Importe müssten zurückgefahren werden und die afrikanischen Produkte mehr geschätzt. Die jungen Menschen müssen sich ihres Potenzials bewusst werden. Senegal sei stolz auf seine Diversität und seine Stabilität.
Auf die Frage, was noch getan werden muss, antwortete Volk damit, dass in erster Linie Arbeits-plätze geschaffen werden müssen. Weitere wichtige Faktoren sind die Bewahrung der Stabilität, der Ausbau der Infrastruktur und Wissen im Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.
Hierfür müssen Bedingungen geschaffen werden, die es ausländischen Unternehmern erlauben, tätig zu werden, so Freytag. Es muss Klarheit darüber herrschen, dass Gewinne erzielt werden dürfen. Vor allem solle der Mitteltand in diesen Prozess einbezogen werden. Afrika sollte nicht mehr nur als Problemkind betrachtet werden. An dieser Darstellung seien auch die Medien schuld, führt Freytag fort. Es muss sich vom alten Narrativ gelöst werden. Volk ergänzte Freytags Ausführungen mit der Idee der Etablierung einer senegalesischen Außenhandelskammer, um einen lokalen Ansprechpartner vor Ort zu stellen.
Fragen, die das Publikum interessierten, waren u.a., wie dem Bevölkerungswachstum begegnet werden kann oder wie europäische Unternehmen dazu bewegt werden können einen Teil ihrer Wertschöpfung abzugeben. Anwesende Thüringer Unternehmer signalisieren ihre Offenheit für Investitionen im Senegal und Investitionen in die Ausbildung der Fachkräfte. Die duale Ausbildung und Bildung hier insbesondere auch für Frauen schafft Zukunft und eine Perspektive.