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Von Schuman-Plan zum Vertrag von Lissabon

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Am 25. Mai 2010 veranstaltete das Bildungswerk Erfurt einen Vortrag über die Geschichte der europäischen Integration. Im Gegensatz zu üblichen Formaten, wurde der Vortrag als Multimediashow von Dipl.-Pol. Ingo Espenschied präsentiert und zeigte die Entwicklung auf eine modernen und erlebnisreiche Weise.

Dipl.-Pol. Espenschied, der sein Studium u.a. auch in Paris und London absolvierte, schloß mit einer Diplomarbeit zum Thema „Deutsch-französische Gipfeldiplomatie seit 1963“ erfolgreich ab. Die deutsch-französischen Beziehungen bearbeitet er laut eigener Worte mit einem persönlichen Interesse und Begeisterung.

Die einstündige Multimediapräsentation enthielt vielfältige historischen Foto- und Kurzfilmdokumente und wurde durch den Referenten live kommentiert. Dipl.-Pol. Espenschied zog die Linie seiner Präsentation von der Zeit Karls des Großen, nach dessen Tod das Reich geteilt wurde und so bereits im 9. Jahrhundert eine künstliche Grenze durch das historische deutsch-französische Gebiet Saarland gezogen wurde und es so zum dauerhaften Konfliktobjekt determiniert wurde, bis zur Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit im Jahre 1963, dem sogenannten Élysée-Vertrage, der eigentlich eher als Freundschaftsvertrag bekannt ist, was dessen Bedeutung für beide Länder bestätigt, so Espenschied.

Während des historischen Exkurses in komplizierte Verhandlungen, die dem Vertrag über die Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorangingen, unterstrich der Politologe einige Momente, die sich letztlich für das Zusammenwachsen Europas als entscheidend zeigten. Vor allem handelte es sich um die Rolle Bundeskanzler Konrad Adenauers, der seine Visionen eines friedlichen Europas und deutsch-französischen Ausgleichs seit 1925 vertrat und die Bereitschaft des französischen Außenministers Robert Schuman die politische Verantwortung zu tragen, damit dieser historische Schritt gelingen konnte. Nach dem Scheitern des Briand Plans in der Zwischenkriegszeit zeigte sich als entscheidend, dass die Verhandlungen über eine Organisation, die die gesamte deutsch-französische Kohle- und Stahlindustrie unter deren Kontrolle stellte, rasch und intensiv folgten. Wie Espenschied skizzierte, sowie die Geschichte mehrmals vorher zeigte, war es nicht selbstverständlich, dass es sich zu dieser Zeit eine Konstellation von überzeugten Persönlichkeiten Adenauer und Schuman gab, die diese historische Gelegenheit nutzten, um das Projekt zu verwirklichen. Der Referent bedauerte in diesem Zusammenhang, dass dieser komplexe Vorgang oft weniger bedeutend dargestellt wird und als eine einfache Entscheidung unter Vielen auf dem Weg zur EU beschrieben wird. Von einer großen Bedeutung war darüber hinaus auch die Tatsache, dass der „dritter Vater“ der europäischen Integration, Jean Monnet, der eigentlich kein Politiker sondern Unternehmer war, einen Ausschluss Großbritanniens aus dem Projekt befürwortete. So konnte tatsächlich 1951 die Europäische Gesellschaft für Kohle und Stahl gegründet werden, ohne dass britische Partikularinteressen, dass Projekt verzögern oder aufhalten konnte.

Die deutsch-französische Versöhnung und Verständigung in dieser Form diente nicht nur als Start für die heutige Europäische Union, sondern wurde auch den anderen Ländern zu einem Vorbild der grenzübergreifenden Kooperation in den Bereichen Wirtschaft, Politik aber auch Kultur und Bildung. Nicht nur z.B. die deutsch-polnische Zusammenarbeit und regelmäßige Treffen der Staatsvertreter oder Jugendlichen sowie zahlreiche Städtepartnerschaften können auf den Schuman-Plan zurückgeführt werden.

Bericht: Nina Mádlová

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