Um über das Thema „Argentinien: Ein Silberland“ aufzuklären und zu diskutieren, lud das Hermann-Ehlers-Bildungsforum Weser-Ems der Konrad-Adenauer-Stiftung am Mittwoch, den 06.04.2022 via Zoom zu einer Diskussionsrunde ein.
Zu Beginn begrüßte Cedric McCann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und übergab das Wort an Erika Rosenberg. Sie berichtete über ihre Heimat, bis 1950 war Argentinien eines der reichsten Länder der Welt, welches zurzeit rund 44 Millionen Einwohner hat und aus 24 Provinzen besteht. Zudem ist es vier Mal so groß wie Deutschland.
Argentinien war lange Zeit ein beliebtes Einwanderungsland für deutsche Bürgerinnen und Bürger. Diese trugen maßgeblich zur Entwicklung bei, unteranderem Ulrich Schmiedl, welcher Mitbegründer von Buenos Aires war, oder Wilhelm Lehmann, welcher ebenfalls Dörfer und Städte gründete. An Bedeutung gewann Argentinien auch wieder. In den 1930-40er Jahren entwickelte sich der Peronismus in Argentinien, dieser orientierte sich unteranderem am europäischen Faschismus. Im Verlauf der 30er-Jahre wurde die demokratische Regierung von Argentinien gestürzt und eine Militärdiktatur errichtet, an der Juan Domingo Peron mitbeteiligt war. Durch den Aufbau eines „Wohlfahrtsstaates“ erfreute sich Peron im Laufe der Zeit großer Popularität unter den Bürgerinnen und Bürgern von Argentinien. Im Februar 1946 kam es nach langen Protesten seiner Anhänger zu demokratischen Wahlen, bei der Peron als Präsident gewählt wurde. Zu diesem Erfolg trug auch seiner Ehefrau Evita Peron bei. Sie führte einflussreiche Frauenbewegungen an und erkämpfte 1947 das Frauenwahlrecht in Argentinien, auch über ihren Tod hinaus wurde sie verehrt.
Juan Domingo Peron sympathisierte zudem mit anderen Diktatoren wie Franco, Mussolini oder Hitler. Daher versuchten auch NS-Verbrecher und dessen Kollaborateure über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Argentinien zu flüchten und unterzutauchen. Darunter waren Eichmann, Mengele und Schellenberg. Die Rattenlinie führte über Italien oder Spanien nach Südamerika, hauptsächlich nach Argentinien. Nach Perons Sturz 1955 verbrachte er 18 Jahre seines Lebens im Exil in Spanien, wo er auch seine dritte Ehefrau Isabel Martinez de Peron, kennenlernte. 1973 kam es zu Neuwahlen und er wurde durch die angespannte innenpolitische Lage aufgefordert zurückzukehren, um im September 1973 erneut zum Präsidenten gewählt zu werden. Wenige Monate nach seiner Wahl erlitt Peron einen Herzinfarkt und erlag diesem dann im Juli 1974. Dies führte dazu, dass seine Ehefrau, welche zuvor schon als Vizepräsidenten fungierte, seinen Platz einnahm und somit die erste Staatspräsidentin von Südamerika war. 1976 folgte der nächste Militärputsch und Isabel Martinez de Peron wurde ihres Amts enthoben.
Bis 1983 regierte eine Militärjunta, welche aus drei Oberbefehlshabern von Heer, Luftwaffe und Marine bestand. Diese Zeit war geprägt von Gewalt und Terror, u. a. wurde auch Erika Rosenberg in dieser Zeit als Journalistin verhaftet.
Erst seit 1983 ist Argentinien wieder ein demokratischer Staat und stellte mit Raul Alfonsin den ersten demokratischen Präsidenten. Einen weiteren Rückschlag erfuhr Argentinien 2001, durch eine horrende Wirtschaftskrise haben viele Argentinierinnen und Argentinier ihre gesamten Ersparnisse verloren und der Staat war bankrott. Zwei Problemfelder hebt Erika Rosenberg abschließend hervor. Die hohe Inflationsrate von aktuell rund 50 Prozent, welche mit einer allgemein instabilen Wirtschaftslage einhergeht und die in der Bevölkerung vorherrschende Armut sind bis heute ein großes Problem.