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Das Verhältnis zu der neusten Geschichte Polens spaltete die politische Landschaft dauerhaft in zwei Lager. Aus den unterschiedlichen historischen Interpretationen lassen sich gegensätzliche Narrative ableiten, die unterschiedliche Bewertungen der Errungenschaften der III. Republik, also Polens nach 1989, beinhalten. In diesen unterschiedlichen Erinnerungskulturen gelten verschiedene Helden-Pantheons. Lech Wałęsa spielt, je nach Position, eine positive oder negative Rolle.
Ziel dieses Artikels ist es nicht, über die eventuelle Zusammenarbeit Lech Wałęsas mit der Staatssicherheit der Volksrepublik Polen zu urteilen – dafür sind entsprechende Behörden zuständig – oder sich in der polnischen Debatte darüber zu positionieren. Vielmehr wird die Hypothese aufgestellt, dass das Verhältnis zur Geschichte (und hiermit mittelbar zu Wałęsa) einen großen Einfluss auf das politische Handeln der regierenden PiS hat. Um die politischen Ereignisse in Polen verstehen zu können und eventuelle Prognosen zu treffen, müsste erstens, der Sachverhalt emotionslos erfasst und zweitens, die Motive der jetzigen Machthaber analysiert werden. Daher wird der Argumentationslinie der PiS mehr Platz eingeräumt und auf eine ausführliche polemische Gegendarstellung verzichtet.