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„Den neuen Wohnort begreife ich mit dem Verstand, meine Heimat mit der Seele“

Historiker, Zeitzeugen und ein Journalist diskutierten auf einer Podiumsdiskussion in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung über die schwierige Situation der im Zweiten Weltkrieg Vertriebenen bei ihrer Heimkehr nach Deutschland.

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Die Flüchtlinge und Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs sahen sich im Nachkriegsdeutschland Jahrzehnte lang Vorurteilen und einer breiten Ablehnung der „Einheimischen“ gegenüber – sowohl im Westen als auch im Ostteil des Landes. „Die nationalsozialistische Ideologie über die ‚Untermenschen’ aus dem Osten Europas war mit dem Kriegsende nicht auf einmal verschwunden, und plötzlich waren 14 Millionen Menschen aus dieser Region ohne Rückfahrkarte da“, erklärte Historiker und Buchautor Dr. Andreas Kossert. Dies habe zu spannungsgeladenen Konfrontationen geführt, die sich zum Teil in tiefgehendem Rassismus widergespiegelt hätten.

In der sowjetischen Besatzungszone und später der DDR sollte die sogenannte „Bodenreform“ den Vertriebenen den Start erleichtern. Enteignete Betriebsflächen wurden neben ärmeren oder landlosen Bauern auch teilweise Flüchtlingen zugesprochen. Diese Neubauern erhielten jeweils eine Fläche von ca. 5 Hektar, die für einen Familienbetrieb ausreichten. „Aber selbst danach ging es den Vertriebenen immer noch am schlechtesten, denn profitiert haben die alteingesessenen Eliten“, sagte Historiker Professor Michael Schwartz, der sich in seiner Forschung mit dem Schicksal Vertriebener in der DDR befasst.

Die Zeitzeugin Elisabeth Krahn berichtete von der Arbeitsbedingungen: „Es hing alles vom Zufall ab. Wenn du vielleicht jemanden getroffen hast, der was vermitteln konnte, hattest du Glück.“ In ihrer eigenen Ausbildung sei es nie darum gegangen, was sie werden wollte, sondern ausschließlich darum, welche Stelle frei gewesen sei.

Besonders schlimm erging es laut Kossert vor allem der Generation, die sich in dem Fluchtland eine Existenz aufgebaut hatte und nach Kriegsende alles zurücklassen musste: „Diese Leute hatten mit dem totalen sozialen Abstieg zu kämpfen.“

„Doch ohne die Vertriebenen“, so Geschichtsforscher Schwartz, „hätte die DDR nicht existieren können.“ Vor allem mit Hilfe der zusätzlichen Arbeitskräfte habe sich der Osten nach dem Krieg aus dem Gröbsten herausarbeiten können. Dem stimmte auch Autor Kossert für den Westteil zu: „Das Wirtschaftswunder in der BRD wurde im Wesentlichen durch die Vertriebenen mitgetragen.“ Auch habe ihre bloße physische Anwesenheit nach seinen Einschätzungen zu positiven Begleiterscheinungen in West- wie Ost-Städten beigetragen, beispielweise zu mehr Toleranz.

Allerdings seien die Menschen noch Jahrzehnte später mit diversen Formen der Ausgrenzung konfrontiert worden. „Die Forschung der Entwurzelung reicht noch bis heute“, sagt Michael Jach, Moderator des Abends und Redakteur des Magazins Focus. Die Situation sei zusätzlich schwer für die Vertriebenen gewesen, da die Menschen aus ihrer Kultur herausgerissen worden seien- „wie eine Blume aus ihrem Topf“.

Mit einer Metapher beschrieb Elisabeth Krahn ihre Gefühle dazu: „Meinen neuen Wohnort Hannover begreife ich mit dem Verstand, aber meine Heimat begreife ich mit der Seele.“

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