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Albanien – Ein Land im Aufbruch

kohta Dr. Kathrin Menzel

17. bis 26. Oktober

Obwohl längst Ziel von Massentourismus, gilt Albanien im Westen noch als Geheimtipp für eine Reise in naturbelassene Landschaft und als ein Nachbar auf dem Sprung in die Europäische Union. 2014 wurde dem Land der EU-Kandidatenstatus zuerkannt und seit 2022 laufen Beitrittsverhandlungen.

Es wundert also nicht, dass die Reise unter den Mitgliedern des Freundeskreises nachgefragt und besonders schnell ausgebucht war und daher im kommenden Jahr wiederholt wird.

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Am zentralen Skanderbeg-Platz gelegen, begrüßte das erste Hotel in Tirana für kundige Augen sogleich mit der Architektur aus kommunistischer Zeit (inzwischen mehrfach renoviert und umgebaut). Von dort aus fußläufig liegt im 11. Stock eines modernen Zwillingsturms das Auslandsbüro der Adenauer-Stiftung, die z.B. kürzlich eine Europa-Sommerschule für junge Leute ausgerichtet hat. Das Gespräch in der KAS und der Besuch im albanischen Parlament gaben einen Einblick in die vom Ministerpräsidenten Edi Rama in dritter Amtszeit geprägte politische Lage: schwache bis nicht existente Opposition, ausgeprägte Klientelpolitik (2022 liegt Albanien im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International auf Platz 101 von 180 untersuchten Ländern), illegaler Cannabis-Anbau und Kokain-Handel, international erzwungene Schritte zu einer unabhängigen Justiz - aber durchaus auch Erfolge im Kampf um Veränderung.

Einige islamische Länder, maßgeblich die Türkei, versuchen ihre Religion und ihren Einfluss auszubauen. In Tirana beeindruckte die Größe der im Bau befindlichen Namzgja-Moschee (ein fünfzig Meter hoher Kuppelbau mit vier Minaretten, geplant für 4500 Gläubige) und auch in den kleineren Städten sah die Reisegruppe häufig neue, von der Türkei finanzierte Moscheen und hörte den Muezzin. Noch ist die Einflussnahme aufgrund des Erbes als kommunistisch- atheistischer Staat und der bisher gelebten religiösen Toleranz erschwert. Aber wie sieht die Zukunft aus? Jedenfalls: Tirana zeigte sich als eine moderne, spannende Metropole und lohnt eindeutig einen erneuten Besuch!

Bei der Fahrt ins Land überraschte Albanien mit seiner Relevanz in der Geschichte: Es wurde besiedelt von den Illyrern, einem der ältesten Völker Europas, ist gezeichnet von römischer, byzantinischer, venezianischer und slawischer Herrschaft und war seit dem 14. Jahrhundert Teil des Osmanisches Reiches. Die Via Egnatia verband die Adriaküste mit dem Bosporus, ihr östliches Stück stellte das Scharnier zwischen Rom und Konstantinopel dar und könnte wieder zu einer der wichtigsten Routen auf dem Balkan werden.

Der Weg führte u.a. entlang der weitgehend naturbelassenen Vjosa (dem letzten großen Wildfluss Europas und gerade erst 2023 als Nationalpark geschützt), die ihr mächtiges Flussbett vor den Reisenden ausbreitete. Mit Apollonia und Durrës präsentierten sich zwei bereits zu römischer Zeit wichtige Hafenstädte. Da ein Erdbeben den Verlauf der Vjosa im 4. Jh. veränderte und Apollonia verlandet, lief die Gruppe hier durch Ruinen. Durrës blieb dagegen verschont und hat sich zu einer Metropole mit dem wichtigsten Hafen des Landes entwickelt. Nach einem der opulenten Abendessen zeigte sich die auch in der Nacht lebhafte Strandpromenade in ihrer touristischen Attraktivität.

Mit Blick auf das griechische Korfu liegen die Ausgrabungsstätten von Butrint, einer u.a. von Vergil in der Aeneis erwähnten und von den Bildungsreisenden des 18. Jahrhunderts gerühmten Stadt. 1992 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und mit seiner direkten Nachbarschaft zur Höhensiedlung Kalivo gehört Butrint, gemeinsam mit Berat und Gjirokastra, zu den beeindruckenden Welterbestätten.

In Gjirokastra ist Envar Hoxha geboren, der nach dem II. Weltkrieg eine kommunistische Diktatur errichtete und sich in besonderem Eigensinn auch von Jugoslawien, der Sowjetunion und China abwandte. Überall, in Städten, auf Bergen und an Küsten zeugen Bunker von seiner Paranoia. Reiseführer Edmond Zhupani berichtete aus eigener Erfahrung vom ideologischen Furor dieser Zeit und der Überlebenskunst der Albaner in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Schon von weitem sichtbar führten endlose Kehren zum Llorga-Pass hinauf, der die Wasserscheide zwischen dem Ionischen und dem Adriatischen Meer darstellt und (im Bus sitzend je nach Kurve mit Blick auf Meer oder Hochgebirge) bei über 1000 Meter seinen Scheitelpunkt erreicht. Angesichts dieser Schönheit und mit Blick auf die sog. Albanische Riviera, bleibt die Hoffnung auf einen maßvollen künftigen Tourismus und auf wirtschaftliche Perspektiven, die der überbordenden Abwanderung von jungen Menschen ins Ausland Einhalt gebieten.

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