Vor 70 Jahren kam es im Osten Deutschlands zu einer spontanen Volkserhebung. Ursprünglich ging es am 17. Juni 1953 um die Rücknahme einer Erhöhung der Arbeitsnormen, doch schon bald forderten Hunderttausende von Demonstranten den Rücktritt der Regierung und die Abhaltung freier Wahlen. Einer ihrer Protestrufe lautete: "Der Spitzbart muss weg!". Wie ein Flächenbrand verbreiteten sich die Proteste über die ganze DDR.
Dr. Hubertus Knabe, der an der Universität Würzburg lehrt, schilderte eindringlich "das Gefühl großer Stärke", das die Demonstranten "in diesem anrührenden Moment der Befreiung" wahrnahmen, als etwa am Potsdamer Platz "in Blickweite der Zonengrenze", wo sich Medienvertreter aus dem freien Teil Berlins versammelt hatten, um spannende Berichte zu senden, der Aufruf zum Generalstreik erfolgte: "Es gehörte ein unglaublicher Mut dazu, sich gegen diese Super-Diktatur zu erheben." Bevor gegen Mittag die sowjetischen Truppen eintrafen, besetzten die Demonstranten das "Haus der Ministerien".
Angeführt wurden die Proteste von Arbeitern wie dem Elektriker Paul Othma, dem Bauarbeiter Max Fettling oder dem Teigwarenfabrikanten Herbert Stauch. Gut eine Woche lang gab es Protestaktionen. Der Aufstand wurde von sowjetischen Truppen niedergeschlagen. Fünf Personen - unter ihnen das CDU-Mitglied Stauch - wurden standrechtlich erschossen. Mindestens 55 Menschen starben; rund 15.000 Personen wurden festgenommen
Als besonders beschämend bewertet der langjährige Leiter der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen die Verurteilung des Volksaufstandes durch DDR-Intellektuelle als "faschistischen Putschversuch": "Es widert mich an, dass etwa Anna Seghers, Bertolt Brecht und Paul Dessau dem SED-Regime die Treue hielten und Demokraten, die freie Wahlen forderten, diffamierten."
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