Ürituste kokkuvõtted
In seiner Ansprache zu Beginn der Feierlichkeiten verwies der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages a.D., auf die Kontroverse um die Äußerungen von Uwe Tellkamp bei einer öffentlichen Veranstaltung mit Durs Grünbein vor der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr. Der Vorsitzende bemängelte einen zuweilen immer wieder aufkommenden „Meinungskonformismus“ in der Literaturszene und im Feuilleton, der erwarte, dass nur eine bestimmte Meinung ausgesprochen werde und andere Haltungen besser verschwiegen werden. „Das ist ausdrücklich nicht unser Verständnis von Literatur oder von politischer Kultur“, betonte Lammert.
Literatur gibt der Freiheit eine Stimme
Literatur gebe der Freiheit eine Stimme und denen eine Plattform, die diese Freiheit benennen. „Énard ist kein Konformist“, sagte der Vorsitzende. Er zeichne in seinen Büchern immer wieder Wege der Kultur und der Zivilisation über Europa, Afrika oder Asien nach. Aber auch die Umwege würden identifiziert und „auch Holzwege, die dabei begangen wurden“, so Lammert. Bei der Lektüre seiner Bücher werde deutlich, „dass diese Jahrhunderte alten Beziehungen zwischen Okzident und Orient nicht nur viel älter sind, sondern auch viel komplexer als die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört.“
Der mühsame Weg des Dialogs
Die Laudatorin und Generalsekretärin der CDU Deutschlands Annegret Kramp-Karrenbauer, bezeichnete Énard als einen Hoffnungsträger. Denn in seinem umfangreichen Roman „Kompass“ (2015/2016) setze Énard ein Zeichen der Hoffnung, wonach sich Orient und Okzident vermischen. Énard ist kein Kläger oder Moralist seiner Zeit, sondern vielmehr ein epischer Beobachter. Er spare Krieg und Elend in seinen Romanen nicht aus.
Mit der symbolischen Reise des Protagonisten in „Kompass“, wofür Énard bereits in Frankreich 2015 den Prix Goncourt-Preis erhielt, werde die Frage gestellt, ob das Tor zum Orient von beiden Seiten durchschritten werden wolle. Der aktuelle Bezug sei unverkennbar, erläuterte Kramp-Karrenbauer, und lobte die zentrale Botschaft seines Romans. „Anstatt auf die Kleinmütigen und Engherzigen zu hören, die Feindschaft und Ängste vor dem anderen, den Austausch und der Migration schüren, kann eine Annäherung und friedliches Zusammenleben eben nur über den mühsamen Weg des Dialogs gelingen“, sagte Kramp-Karrenbauer. Dazu gehörten auch verbindliche Absprachen und gemeinsame Werte als zentrale Elemente. „Auf all diese Beobachtungen gibt 'Kompass' keine unmittelbare Antwort, aber der Roman macht bewusst und lässt Tendenzen erkennen“, lobte die CDU-Generalsekretärin den diesjährigen Preisträger.
Orient und Okzident gehören zusammen
Der Preisträger, Mathias Énard, bedankte sich für die Auszeichnung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, seinen Unterstützern und insbesondere bei seinen Lesern. „Es sind die Leser, die ein Buch mindestens ebenso so sehr zu dem machen, was es ist, wie das Buch sich seine Leser sucht, sie nach seinem Bild formt“, sagte Énard. seine Romane erzählen vom Kulturtransfer über die Mittelmeerländer und der Faszination der Europäer für die orientalische Kultur.
Orient und Okzident sind für Énard, ganz im Sinne Goethes, nicht mehr zu trennen. „Niemand repräsentiert Europa mehr als Goethe, und Goethe lernte arabisch“, sagte Ènard. Er appellierte an uns Europäer, sich an der Neugierde des deutschen Dichters für die Wege der Welt ein Beispiel zu nehmen. „Nur die Kenntnis, das Wissen, das selbstlose Interesse am Anderen kann uns aus der schwierigen Lage befreien, in der wir uns befinden.“ Damit spielte der 1972 geborene französische Autor auf die Krisenherde in Afghanistan, im Jemen und in Syrien an.
Gemeinsames Schicksal
Énard machte darauf aufmerksam, dass die Mitgliedsstaaten der europäischen Union, nur Zuschauer des Weltgeschehens zu sein scheinen. Zahlreiche Zeugnisse von Flüchtlingen belegten das Grauen der Kriege, „… ohne dass diese uns davon überzeugen konnten, uns dazu bringen konnten, die Gewalt in Syrien zu beenden.“ Der Preisträger sprach sich dafür aus, sich nicht dem Diktat der Ohnmacht zu beugen, sondern das untrennbare Schicksal Europas mit Syrien, Irak und anderen Krisenländern anzunehmen.
Der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung wird seit 1993 an Autoren verliehen, die der Freiheit das Wort geben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Sarah Kirsch, Hilde Domin, Herta Müller und Daniel Kehlmann.
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