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Neue Methoden der politischen Kommunikation vorgestellt

8. Internationale Konferenz für politische Kommunikation fortgesetzt

Nachdem sich der erste Tag der Internationalen Konferenz für politische Kommunikation vor allem um das erfolgreiche Verkaufen von unpopulären Maßnahmen drehte (s. verlinkter Bericht rechts: „Konferenz für politische Kommunikation eröffnet“), standen am zweiten Tag konkrete Instrumente moderner politischer Kommunikation im Mittelpunkt.

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Carsten Grueber von Google Deutschland etwa stellte die zahlreichen oftmals noch nicht so vertrauten Möglichkeiten des Videoportals Youtube vor. So kann jeder, der über einen eigenen Account bei Youtube verfügt, Wettbewerbe initiieren, Abos schließen sowie Kommentare abgeben und moderieren. Wohl eher etwas für Profis ist die Möglichkeit, sich per Video an einer Diskussion zu beteiligen.

 

Mittlerweile nutzen nach Angaben Gruebers 33 Millionen Menschen in Deutschland Youtube. Dabei werden Monat für Monat unglaubliche neun Milliarden Streams angefordert. Bei stark nachgefragten Themen kann es passieren, dass binnen Minuten Clips mehrere tausend Mal aufgerufen und mehrere hundert Mal kommentiert werden. So geschehen bei einem Interview mit Horst Seehofer zum Thema Integration.

 

Kein Wunder also, dass sich immer mehr politische Akteure auf Youtube präsentieren. Die CDU (cdu.tv) ist genauso wie die KAS (onlineKAS) mit einem eigenen Kanal auf Youtube vertreten. Allerdings, so Grueber, reiche es nicht aus, „wenn man sich einen Kanal nur hinstellt“. Wie eine Webseite auch, muss ein eigener Youtube-Kanal gepflegt werden. Um erfolgreich zu sein, sollte er regelmäßig aktualisiert werden. Außerdem empfahl Grueber auf eine genaue Zielgruppenansprache zu achten. In diesem Bereich sei der Markt in Deutschland noch „in den Kinderschuhen“, auch wenn der vergangene Bundestagswahlkampf einen großen Schub gegeben habe.

 

Noch gar nicht existent, um im Bild zu bleiben, ist in Deutschland die Methode des Tele-Town-Halls. Bei dieser Mischung aus interaktiver Bürgerversammlung und Telefonkonferenz kann ein Politiker gleichzeitig mit bis zu mehreren Tausend potentiellen Wählern in Kontakt treten. Der Angerufene kann direkt eine Frage formulieren und bestenfalls mit dem Politiker persönlich sprechen.

 

Laut Patrick Egan und Sean Tonner von FDW affairs, einer Firma die sich auf die Methode des Tele-Town-Halls spezialisiert hat, ist diese „mit Eins-zu-Eins-Situationen verbundene Massenkommunikation“ eine äußerst effektive, billige und interaktive Möglichkeit der Wähleransprache. Sie eröffne allen Kandidaten, auch denen mit wenig Budget, ganz neue Chancen der personalisierten Kommunikation. Laut einer selber erstellten Statistik von Egan beteiligen sich zwei Drittel derjenigen, die ans Telefon gehen, am Tele-Town-Hall.

 

Video-Dokumentation der einzelnen Vorträge (ACHTUNG: lange Ladezeit)

Der Erfolg eines Town-Halls ist abhängig von der Datenbasis. „Die Daten sind das Fundament des Hauses, auf dem wir aufbauen“, so Egan, der einräumte, dass das Verhältnis in den U.S.A. zu persönlichen Daten ein grundsätzlich anderes sei als in Deutschland. „Wir sammeln alle Informationen, die wir bekommen können - sogar, in welche Kirche die Menschen gehen.“ Doch trotz des unterschiedlichen Datenschutzverständnisses hierzulande, gebe es keinen Grund auf Tele-Town-Hall ganz zu verzichten. Dafür seien die Chancen, die es biete zu groß.

 

Dem widerspricht das Ergebnis eines wissenschaftliche Experiments von Alan Gerber. Er untersucht für die Yale University den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung politischer Kommunikation und hat herausgefunden, dass die Beweisführung nach einer erfolgreichen Kampagne nicht immer die richtige ist. Ursache und Wirkungszusammenhang müssten von Fall zu Fall genau unter die Lupe genommen werden mit oftmals unerwarteten Ergebnissen: Nicht der Telefonanruf führt zu mehr Wahlbeteiligung, sondern die ganz schlicht gestaltete Postwurfsendung.

 

Neben Youtube und dem Tele-Town-Hall wurde auf der Konferenz eine dritte spannende neue Methode der politischen Kommunikation präsentiert, oder wie Stanislas Magniant von MSL es ausdrückte: „eine Revolution in der öffentlichen Kommunikation“. Gemeint ist Open Data.

In Europa nicht unumstritten, wiederholen die Befürworter gebetsmühlenartig das Argument, dass Daten, die vom Steuerzahler bezahlt worden sind, der Öffentlichkeit gehören und daher an sie zurückgegeben werden müssen. „Open Data fördert Transparenz, Effektivität und Innovation“, so Magniant. „Wir ertrinken in Daten, können diese aber gar nicht nutzen.“ Erst durch die Freigabe und den damit verbundenen Aufforderung die Daten aufzubereiten, würden diese nutzbar. Ein gutes Beispiel hierfür sei Data.gov, eine amerikanische Plattform auf der Apps, Mashups und aufregende Visualisierungen zu finden sind.

 

Während Regierungen so ganz neue Sichtweisen gewinnen und dadurch ihre Politik auf eine breitere Entscheidungsgrundlage stellen könnten, profitiere der Bürger seinerseits von dem so entstandenen Mehr an Transparenz. Magniant: „Mit Open Data kann man zum Beispiel endlich verstehen, was eine Regierung mit dem Geld macht.“ Open Data werde die politische Kommunikation revolutionieren, ist sich Magniant sicher. Komplexes Zahlenmaterial könne endlich visualisiert werden und werde dadaurch kampagnenfähig. „Diese Bilder und Grafiken bleiben beim Wähler hängen“, sagte Magniant mit Verweis auf einen Spot zum Recovery Act in den USA (s. Video unten).

 

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