Wie ihm der Stoff für seinen neuen Roman, „Der brennende See“ denn zugeflossen sei, wollten die Zuschauer von John von Düffel wissen. Der Autor erzählte von den Seen im Oldenburger Land, wo er aufwuchs und oft schwimmen ging. Und sofort bestätigte das freudig ein Zuschauer aus dieser Gegend.
Das geschah virtuell. Angesichts der Corona-Pandemie war die Konrad-Adenauer-Stiftung von der Präsenz-Lesung ins online-Format gewechselt. Ein Vorteil: Zuschauer konnten sich aus nah und fern zuschalten. Ulrike Hospes, Leiterin des Büros Bundesstadt Bonn der KAS, konnte 70 Gäste aus dem Rheinland und anderen Regionen Deutschlands, aus Bergamo, aus Metz, aus Brüssel, aus Danzig und aus Limerick begrüßen. Und diese beteiligten sich lebhaft an der online-Diskussion, wollten wissen, was der Dramatiker und Dramaturg im Erzähler anrichtet, ob der Autor mit seinem neuen Roman noch Live-Lesungen hatte und wie er denn die Sprache der Natur liest.
Und das ist genau das Thema von „Der brennende See“. Christof Hamann, Germanistikprofessor an der Universität zu Köln und nun auch Vertrauensdozent der Stiftung, führte gemeinsam mit dem Literaturreferenten der KAS, Michael Braun, in den Roman ein. Darin wird von einer Frau erzählt, die anlässlich des Testaments ihres verstorbenen Vaters in ihre Heimatstadt zurückkehrt und in einem viel zu heißen Frühjahr mitten in die Auseinandersetzung um einen Baggersee gerät. Der ist zum Streitobjekt von Industriellen, Stadtpolitikern, Bauplanern und sich teilweise radikalisierenden Umweltaktivisten geworden.
John von Düffel stellte in seiner online-Lesung zwei größere Abschnitte aus dem Roman vor: Ansichten der bedrohten Natur und der Menschen, die in ihr, mit ihr und von ihr leben. Dabei könnte, so unterstrich es der Autor, der See selbst zur Figur in der Geschichte werden. Er sei ein „Zufluchts- und Hoffnungsraum“, ein „Element der Verwandlung“ und ein Spiegel von Politik, Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie.
Man kann aber auch ganz einfach darin schwimmen. So wie John von Düffel, der von frühauf Langstreckenschwimmer ist, der seit seinem Romandebüt „Vom Wasser“ (1998) in kaum einem seiner Bücher Wassererzählungen auslässt, der den Reiz und das Risiko des Schwimmens in offenen Gewässern allzu gut kennt und in dem Roman eine Figur sagen lässt, dass „alles in ihm dem Wasser“ zulaufe. Es komme halt auf die „Empathie mit dem Baggersee“ an, auch wenn der keine „Postkartenschönheit“ sei.
Und wer mehr von John von Düffel hören und lesen will, kann das in dem Podcast „Komm! ins Offene, Freund!“ tun. Dort publiziert die von der KAS herausgegebene Zeitschrift „Die Politische Meinung“ ab August 2020 Ansichten und Werkstattberichte von Autoren angesichts der Corona-Zeit. John von Düffels Beitrag hat den Titel „Zurück zur Natur (in der Kultur“).
À propos de cette série
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