Comptes-rendus d'événement
Gestern Abend widmeten wir uns dem 70-jährigen Jubiläum der Gründung der CDU Brandenburg. Zusammen mit Maria von Pawelsz-Wolf, Tochter von Dr. Wilhelm Wolf, dem ersten Landesvorsitzenden, und dem Historiker Dr. Ralf Thomas Baus blickten wir auf die schwierige Gründungszeit der CDU in Brandenburg nach dem Zweiten Weltkrieg zurück.
Trotz des ungeheuren politischen Druckes und der Einschränkungen in der Sowjetzone hätten die Gründer das völlig neue Parteiprojekt einer konfessions- und soziale Schichten übergreifenden Volkspartei mutig auf den Weg gebracht. Beeindruckend die Geschichte von Wilhelm Wolf, der 1948 bei einem inszenierten Autounfall ums Leben kam, von Andreas Hermes, der sich keine Zustimmung zur Bodenreform abpressen ließ, die seinen Sohn aus der Kriegsgefangenschaft befreit hätte. Schließlich die Notwendigkeit zur Flucht der Familie Wolf und die Einvernahme der CDU in der Zone als Blockpartei unter kommunistischer Führung.
Ingo Senftleben, der Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU in Brandenburg, zeichnete anschließend ein Panorama der heutigen und zukünftigen Perspektive der Christdemokratie im Land. In der Diskussion kamen auch kritische Punkte, wie die Bewertung der Block-Vergangenheit der CDU im Osten, die Mitwirkungsmöglichkeiten in der Partei heute, die Erkennbarkeit der "Marke CDU" in Brandenburg oder das Zugehen auf die Unzufriedenen im Lande zur Sprache, auf die Senftleben einging. Als Vorsitzender wolle er vor allem das Selbstvertrauen und Vertrauen untereinander in der Christdemokratie stärken und auf eine sowohl pragmatische wie auch grundsätzlich programmatische Politik setzen. Dabei plädierte er für eine politisch diskussionsfreudige Partei. Am Ende komme es aber darauf an, Politik auch tatsächlich mitgestalten zu können. Dafür sei wiederum Einigkeit und ein Erfolg bei den Landtagswahlen 2019 notwendig. Wichtige Schritte zu diesem Ziel seien die neuen Programm-, Satzungs- und Wahlkommissionen der CDU Brandenburg, die ihre Arbeit gerade aufgenommen hätten.
Der Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brandenburg, Stephan Raabe, bezeichnete es gleich zu Beginn der Veranstaltung als große Herausforderung, in einem Land, in dem sich heute nur noch rund 20 Prozent der Bevölkerung zum Christentum bekenne, dennoch weiter "auf die kulturgestaltenden sittlichen und geistigen Kräfte des Christentums" zu setzen, so wie es die CDU an vorderster Stelle in ihrem Berliner Gründungsaufruf vom 26. Juni 1945 getan habe. Gottvertrauen, eine klare geistige und sittliche Orientierung und politischer Realismus seien das Fundament für die Erfolgsgeschichte der CDU gewesen und auch heute unverzichtbar für eine sich ihrer selbst bewusste Christdemokratie, sofern man das Christliche nicht nur mehr als ein Relikt vergangener Zeiten mittragen wolle.