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Comptes-rendus d'événement

"Die letzte Fassade - Wie meine Mutter dement wurde"

de Henry Warkehr

Ein Erfahrungsbericht von Autor Burkhard Spinnen

Zu einer Lesung über das Buch „Die letzte Fassade - Wie meine Mutter dement wurde" mit dem vielfach ausgezeichneten Autor Burkhard Spinnen lud die Konrad-Adenauer-Stiftung am 10. August ins Bildungsforum in Bremen am sowie am 11. August in das Hotel Strandlust in Vegesack ein. Im Anschluss an die Veranstaltung am 10. August gab es ein Gespräch zwischen Burkhard Spinnen und Ralf Altenhof, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung Bremen, und am 11. August zwischen Burkhard Spinnen und dem Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft Rainer Bensch.

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Eingeleitet wurde die Lesung am 10. August von Ralf Altenhof; er hieß das Publikum willkommen und stellte den Autor Burkhard Spinnen und sein Buch vor. Die Begrüßung, Vorstellung und Verabschiedung am 11. August übernahm Jana Glose, die ein Freiwilliges Politisches Jahr bei der Konrad-Adenauer-Stiftung absolviert hat.

In seinem Buch beschreibt Burkhard Spinnen die etwa zweijährige Zeitspanne von dem Moment an, in dem er die Demenz seiner Mutter realisiert, bis zu der Zeit, seit der sie im Altersheim lebt. Lange hat er nicht gemerkt oder wollte nicht wahrhaben, dass seine Mutter stetig tiefer in die Demenz versank. Die Krankheit konfrontierte ihn mit Herausforderungen, denen er oftmals nicht gewachsen war und ist. Die Mutter-Sohn-Beziehung durchlief eine dramatische Veränderung und ist heute nicht mehr die gleiche. Durch die Krankheit war Burkhard Spinnen gezwungen, auch die Gestaltung seines eigenen Lebens zu überdenken. In „Die letzte Fassade“ lenkt der preisgekrönte Autor, welcher unter anderem Träger des Literaturpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Herbert-Quandt-Medien-Preises ist, mit einem sehr ehrlichen und überaus persönlichen Buch den Blick des Lesers auf die neue Volkskrankheit Demenz.

Für die Lesungen wählte Burkhard Spinnen einige Passagen aus der Mitte seines Buches aus, in welchen er bereits beginnt, zu erkennen, dass seine Mutter an Demenz erkrankt ist. Er schildert, wie ernüchternd es sei, die immer gleichen Ausflüchte des medizinischen Personals zu hören und wie schwierig, kompetente Unterstützung in dieser Sache zu finden. Auch sieht er sich damit konfrontiert, als einziger Sohn seine Mutter von einem Umzug in das Altersheim zu überzeugen. Deutlich wird seine tragische Situation vor allem durch die Hilflosigkeit im Umgang mit seiner unlösbar scheinenden Aufgabe.

In den anschließenden Gesprächen zwischen Spinnen und den Diskussionspartnern ging es zum einen um Erfahrungen, die der Autor während der Jahre seit dem Beginn der Demenz seiner Mutter gemacht hat, aber auch die Situation heute und der Umgang des Autors damit standen im Fokus. So verdeutlichte Spinnen, dass ihn die Situation immer noch belaste, er sich mittlerweile jedoch besser damit abgefunden und einige pragmatische Lösungen gefunden habe, um seine Mutter möglichst wenigen Irritationen auszusetzen. Ein Beispiel dafür ist, dass Spinnen seine Mutter in dem Glauben belässt, sie würde durch die Ausübung von Handarbeiten den Unterhalt für ihre Unterbringung im Altersheim bestreiten. Auch betonte er immer wieder, dass das kompetente Personal im Altersheim eine große Hilfe darstelle, auch wenn seine Mutter ihren Aufenthalt dort aufgrund ihres mentalen Zustands weiterhin ablehne. Zudem kritisierte Spinnen, dass es äußerst schwierig gewesen sei, eine korrekte Diagnose zu erhalten, da oftmals ausschließlich von ihren Vitalwerten auf ihre Gesundheit geschlossen wurde, während mentale Faktoren kaum Berücksichtigung fänden. In seinem Buch beschreibt Spinnen, dass seine Mutter seit der Demenz ein Fassadenleben führe. Er vergleicht das Leben seiner Mutter mit der Fassade eines Gebäudes, das im Krieg größtenteils zerstört wurde und nur noch aus einer stattlichen Fassade besteht, hinter der das Gebäude jedoch zerstört ist. Der Autor gibt zu, dass es ihm selbst heute, während die Demenz seine Mutter nahezu vollkommen beherrscht, schwer falle, ihre Fassade zu durchblicken.

In der anschließenden Diskussion meldeten sich viele Zuhörer zu Wort, die oftmals selber als direkte Angehörige einer demenzkranken Person mit dem Thema zu kämpfen haben. So wurde auch deutlich, dass selbst Personen, die auf beruflicher und professioneller Ebene mit dem Thema der Demenz zu tun haben, oftmals überfordert sind, wenn Angehörige an Demenz leiden. Auch wurde Spinnen nach seinen Erfahrungen bezüglich der Problematik, ob man eine demenzkranke Person in gewohnter Umgebung ohne notwendige Hilfe belassen, oder sie in eine ungewohnte Umgebung mit der nötigen Hilfe bringen sollte, befragt. Hierauf entgegnete Spinnen, dass es dabei schlichtweg keine richtigen Entscheidungen gebe.

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