Comptes-rendus d'événement
Ralf Altenhof begrüßte die Podiumsteilnehmer und das Publikum im gut besuchten Kinosaal und stellte kurz die Diskutanten vor, bevor die beiden Filme gezeigt wurden.
Der Film „50 Jahre Türken in Deutschland“ beschäftigt sich mit der deutschen Antwort auf die Gastarbeiter, die Deutschland Anfang der 1960er ff. und Anfang der 1970er eingeladen hat. Er erzählt verschiedene Familiengeschichten von Menschen, die selbst nie an Integrationskursen teilgenommen haben. Anhand von türkischstämmigen Unternehmern, die über mehrere Generationen hinweg mit Deutschland zusammengewachsen sind, wird aufgezeigt, wie diese Gastarbeiter in 50 Jahren ein Teil Deutschlands geworden sind.
Der zweite Film, „Integrationskurse“, zeigt die Realität von Integrationskursen, in denen neben wichtigen Sprachfähigkeiten auch kulturelle, geschichtliche und politische Kentnisse vermittelt werden. So geht es in einem Beispiel um den Umgang mit Liebesbeziehungen, und in einem anderen um die Verhaltensweisen an Geburtstagen und Feiertagen. Der Film vermittelt einen Eindruck von der vielfältigen Besetzung der Kurse, da verschiedene Nationalitäten sich mit Deutschland auseinandersetzen.
Die Filme nutzte Moderator Dr. André-Michael Schultz als Anknüpfungspunkte, um gemeinsam mit Dr. Sabine Uzuner (SPD), Mitglied im Bremer Rat für Integration, und Dr. Oğuzhan Yazici (CDU), Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, über das Thema Integration und Flüchtlinge zu diskutieren. Zu Beginn wollte Schultz von beiden wissen, ob die zwei Filme die Frage, was Integration heißt, richtig darstellen. Sowohl Uzuner als auch Yazici stellten die Problematik des Begriffs Integration dar. Yazici betonte, dass jeder deutsche eine eigene Definition von der Bedeutung von Integration habe.
Gleichwohl Uzuner und Yazici beide der Meinung waren, dass Bildung einer der wichtigsten Faktoren bei der Integration darstellt, zeigten beide Probleme in diesem Bereich auf. Yazici kritisierte, dass Kinder von Zuwanderern die ständige Ethnisierung in Schulen treffe. Seiner Meinung nach müsse die Sensibilität der Pädagogen geschult werden, um diese Prozesse zu unterbrechen. Man müsse die Probleme offen ansprechen und die Diskriminierung in der Bildungshierarchie stoppen. Auch Uzuner stellte das Problem der Stereotypisierung dar, mit der ein mangelndes Selbstbewusstsein und damit einhergehend ein mangelnder schulischer Erfolg verbunden sei.
Uzuner und Yazici waren sich weitgehend einig, dass Integrationskurse ein wichtiges Werkzeug im Umgang mit Flüchtlingen sind. Im Folgenden wollte Schultz deshalb von beiden wissen, ob es in Deutschland genug Integrationskurse gebe. Uzuner gab zu, dass es momentan zu wenig Kurse gebe, was aber auch an der Überforderung durch die hohe Anzahl an Flüchtlingen liege. Yazici stufte nicht nur die zu geringe Anzahl, sondern auch die zu langen Wartezeiten bei den Kursen als problematisch ein. Er lobte aber die hohen Ausgaben von 200 Millionen Euro, die die Bundesregierung jährlich für Sprachkurse ausgebe, die freilich bei den aktuellen Flüchtlingszahlen höher sein müssten. Uzuner stellte zudem heraus, dass Deutschland viel von der Generation der Gastarbeiter gelernt habe und als Einwanderungsland jetzt besser aufgestellt sei. So hätte es früher beispielsweise keine Integrationskurse gegeben. Trotzdem müsse man jetzt weiterarbeiten und kreativ werden, um die vielen noch ungelösten Probleme zu bewältigen.
Im Anschluss hatte das Publikum die Möglichkeit, sich in die Debatte einzubringen. Thematisiert wurden unter anderem die fehlenden Kontakte von Flüchtlingen zu Deutschen, der Einfluss von Medien auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik, aber auch die Bürokratie und lange Wartezeiten als Hürde für die Neuankommenden. Die meisten wiesen aber in Ihren Wortmeldungen, genau wie Uzuner und Yazici drauf hin, dass die enorm hohe Anzahl an Flüchtlingen nur gemeinsam bewältigt werden kann und eine besondere Herausforderung darstellt.
Zum Abschluss stellte Yazici dar, dass alle EU-Länder einen Beitrag leisten und Flüchtlinge aufnehmen müssen, da die Ressourcen in allen Ländern begrenzt seien. Der Schwerpunkt der deutschen Flüchtlingspolitik müsse an den Außengrenzen Europas liegen. Hier in Deutschland müsse man sich hingegen mehr begegnen, aufeinander zugehen und voneinander lernen. Uzuner betonte, dass die nicht funktionierende europäische Solidarität zum Handlungszwang führe. Für sie sei es aber am wichtigsten, die Fluchtursachen zu bekämpfen.
In seinem Schlusswort dankte Ralf Altenhof den Podiumsteilnehmern und appellierte dafür, weniger übereinander und mehr miteinander zu reden.
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