Am 31. August und 01. September führte die KAS zwei Schulveranstaltungen zum Thema „Die Staatssicherheit der DDR“ durch. Insgesamt 160 Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein-Schule in Bremerhaven und der St.-Johannis-Schule in Bremen hatten die Gelegenheit, dem spannenden Vortrag des renommierten DDR- und Staatssicherheitsexperten Prof. Dr. Helmut Müller-Enbergs zu hören und im Anschluss ihre neugierigen Fragen zu stellen.
Müller-Enbergs erzählte nicht nur über seinen persönlichen Weg, sondern auch über die Aufgaben des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), deren Analyse ein zentraler Teil seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR war.
Ab 1986 arbeitete er erst als studentische Hilfskraft am Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, wo er sich mit den zwei wichtigsten Zeitungen der DDR, dem „Neuen Deutschland" und der „Jungen Welt", beschäftigte. Diese Zeitungen stellten für ihn eine Herausforderung dar, weil sie eine kommunistische Sprache verwendeten, die sich stark von dem unterschied, was man im Westen normalerweise lesen konnte. Er blieb einige Jahre im Forschungsinstitut und wurde 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter. In der Zwischenzeit erlebte Müller-Enbergs mehrere lebensverändernde historische Ereignisse, zum einen die Bürgerbewegung, in der die Macht des DDR-Regimes in Frage gestellt wurde. Anschließend kam es zur Friedlichen Revolution, bei der die Demonstrationen und der gesellschaftliche Wandel gegen Ende der DDR zum Sturz des SED-Regimes und zur Wiedervereinigung Deutschlands führten. Dies bekräftigte seine Ansicht, dass die Staatssicherheit der DDR (kurz „Stasi“) extrem auf Repression ausgerichtet war und viele unschuldige Leben zerstörte, um die Kontrolle über die Bürger zu behalten.
Im Laufe seiner Recherchen erfuhr Müller-Enbergs viele Geschichten über Stasi-Agenten, die als „Inoffizielle Mitarbeiter" (IMs) für die Geheimpolizei arbeiteten. Zudem verfasste er zahlreiche Gutachten über diese Agenten, einige seiner wichtigsten Publikationen betrafen Spione, die hauptsächlich im Westen und im Ausland tätig waren. Müller-Enbergs unterhielt das Bremer Publikum, indem er einen konkreten Fall eines Bremer Agenten erzählte. Dieser Agent war für die Stasi besonders wichtig, da er verdeckt für die Partei „SPD“ und als Spion für die Stasi arbeitete. Durch die Veröffentlichung seiner gesamten Dokumentationen sind die Tätigkeiten des Ministeriums für Staatssicherheit im operativen Bereich heutzutage besser bekannt.
Müller-Enbergs erläuterte die Funktionen der Stasi im Detail. Er betonte, dass sich die Spionagearbeit sowohl gegen Menschen innerhalb als auch außerhalb der DDR richtete. Die Geheimpolizei nutzte ihre Netzwerke, um ganze Leben zu verändern, manchmal kam die Stasi privilegierten Bürgern zugute, weil sie für das System wichtig waren. In anderen Fällen zerstörte die Stasi das Leben von Menschen, die versuchten, sich gegen das Regime zu stellen. Dadurch behandelte die Stasi die Menschen, die heimlich überwacht wurden, wie Marionetten.
Abschließend unterstrich Müller-Enbergs, dass eine solche Diktatur wie die der SED ohne den Staatssicherheitsdienst gescheitert wäre. Außerdem häufen sich heute die Folgen der Existenz der Geheimpolizei, da es für viele Straftaten keine offiziellen „Verantwortlichen" gibt, was vor allem auf die Operationsweise der Stasi zurückgeht.
Im Anschluss daran stellten die Schüler ihre Fragen bezüglich der Tätigkeit und der Struktur der Staatssicherheit. Müller-Enbergs schloss die Fragerunde mit der Aufforderung, über die Geschichte der Staatssicherheit und die Missbräuche des Geheimdienstes nachzudenken.