Comptes-rendus d'événement
Der ehemalige Leiter der sogenannten „Gauck-Behörde“, welche sich mit den Stasi-Unterlagen beschäftigt, referierte zum Thema „Was geht uns die DDR an?“.
Er versuchte, an einem fiktiven Beispiel von „Marie“ und „Paul“ den Zehntklässlern klar zu machen, wie leicht es zum „Mitmachen“ in einer Diktatur kommen kann. So zeigte er, dass man in der DDR nur „Privilegien“ wie die Erlaubnis zum Besuch der erweiterten Oberschule oder zum Studium bekam, wenn man mit dem System zusammenarbeitete. Denn, so Gauck, „man konnte in der DDR nicht einfach so studieren, man musste delegiert werden.“ War die politische Einstellung des Einzelnen nicht „korrekt“, so bekam er keine Erlaubnis zum Studium. Der Staat zwang so seine Bürger über Anreize, zu werden, wie er es wollte.
Gauck zeigte den Schülern am Beispiel von „Marie“, wie innerlich gespalten viele Bürger in der DDR waren. Am Morgen ist sie beim Fahnenappell eine „gute“ Sozialistin, später redet sie mit ihren Schulfreundinnen über Westmusik und Westfernsehen. Dieser Unterschied zwischen öffentlicher und privater Welt grenzte, so Gauck, fast an Schizophrenie.
Der Referent gab auch in seine eigene Familie und ihr Leben in der DDR Einblick. Er erzählte, wie sehr er und seine Brüder wegen ihrer antikommunistischen Einstellung Repressalien durch den Staat erleiden mussten.
„Man hat immer eine Wahl, selbst in einer Diktatur.“
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler zielten vor allem auf Joachim Gaucks Arbeit mit den Stasi-Akten und auf seine Meinung zu der Partei „Die Linke“.
„Ich bin ein Gegner von Blödheit“, sagte er trocken, was ihm einige Lacher einbrachte. Er sei schon Rentner und könne sich theoretisch auch zur Ruhe setzen, aber er möchte lieber weiter die Menschen aufklären und zum Denken anregen.
Gauck erklärte den Schülern, dass man im Leben immer eine Wahl hat, von der Wahl der Lieblingsband bis zu politischen Einstellungen. Wer dies nicht begreift, „der verschenkt einen Teil seiner Möglichkeiten“, so Gauck. Selbst in der DDR haben die Menschen die Möglichkeit gehabt, nicht in der Diktatur mitzumachen. Dies hatte Mut erfordert, den vor 1989 nur wenige besaßen.